Mit dem Güterzug in den Tod

DEMJANJUK-PROZESS Überlebender schildert Transport aus Holland in das Nazi-Vernichtungslager Sobibor

MÜNCHEN apd | Der Sobibor-Überlebende Jules Schelvis hat im Mordprozess gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk seine Deportation in das Vernichtungslager geschildert. Er habe seinen Rucksack und seine Gitarre mitgenommen, weil die Deutschen gesagt hätten: „Ihr geht zur Arbeit in den Osten“, sagte der 88-Jährige am Dienstag vor dem Münchner Schwurgericht aus. Seine 20-jährige Frau Rachel und weitere 17 Familienmitglieder wurden in Sobibor vergast.

Demjanjuk ist angeklagt, als Wachmann in Sobibor beim Mord an 27.900 Juden geholfen zu haben. Schelvis sagte, mehr als 3.000 Bewohner des Amsterdamer Judenviertels seien am 26. Mai 1943 ins Zwischenlager Westerbork abtransportiert worden. Von dort seien sie am 1. Juni 1943 in 50 Güterwaggons nach Osten abtransprtiert worden, er selbst habe die Fahrt im letzten Wagen verbracht. Sie hätten sich auf der viertägigen Reise zusammengedrängt, damit die Alten und Kranken liegen konnten. In dem Güterwaggon seien nur ein Wasserfass und ein leeres Fass zum Verrichten der Notdurft gewesen.