„Stil geht immer“

Im Bucerius Kunst-Forum wird die Mode erkundet

■ Professorin für Modetheorie und Ästhetik an der Akademie Mode und Design (AMD). Sie promovierte zur absoluten Poesie.

taz: Frau Leutner, wieso sind Schlaghosen alle zehn Jahre schick?

Petra Leutner: Wenn wir es ganz genau wüssten, würde das Modesystem anders funktionieren. Elena Esposito sagt, die Mode sei ein rationaler Mechanismus, der Irrationales produziert. Dabei gibt es immer gesellschaftliche Megatrends, Ökologie zum Beispiel. Auf solchen Trends können kleine Modetrends aufsitzen.

Was ist das Rationale daran?

Wie Georg Simmel gesagt hat, ist die Mode einerseits dafür da, Gefolgschaft zu bilden. Auf der anderen Seite will man sich individuell absetzen. Das ist ein Paradox in einem einzigen Akt.

Wer bestimmt, was Mode wird?

Früher war das die oberste Klasse. Heute machen verschiedene Instanzen innerhalb des Modesystems Vorschläge, die angenommen oder nicht angenommen werden. Man kann nicht sagen, dass jemand das bestimmt.

Gibt es noch die eine Mode?

Es kann eine Mode und eine Antimode gleichzeitig geben.

Immer schon?

Unser Modesystem hat sich erst Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts herausgebildet. Davor gab es Kleiderordnungen.

Gibt es Stile, die immer gehen?

Stil geht natürlich sowieso immer. Wenn jemand einen Stil kultiviert, kann der auch ganz außerhalb der Mode liegen. Künstler kultivieren einen Stil, der eine bestimmte Einheit in sich bildet. Das kann auch neben der Mode her laufen.  INTERVIEW: KNÖ

Diskussion u. a. mit der Modedesignerin Iris von Arnim, Petra Leutner, und Anne Petersen (Brigitte): 20 Uhr, Bucerius Kunst Forum