Luftverkehrsabgabe ab 2011: Flugtickets werden teurer
Die Regierung will den Preis der Flugtickets um 13 Euro erhöhen. Und verspricht sich davon eine Milliarde Euro zusätzlich Einnahmen. Zudem soll das Vorhaben einen positiven Effekt auf die Umwelt haben.
BERLIN taz | Fliegen wird ab dem Jahr 2011 vermutlich teurer. Ab dann will die Bundesregierung mit einer Luftverkehrsabgabe alle Flüge belasten, die in Deutschland starten. Bei bis zu 2.500 Kilometern Flugstrecke sollen demnach 13 Euro pro Ticket fällig werden, bei größeren Entfernungen 26 Euro. Die Regierung erwartet dadurch Einnahmen von 1 Milliarde Euro im Jahr.
Neben Steuermehreinnahmen könnte ein höherer Flugticketpreis außerdem Anreize bieten, auf umweltfreundlichere Verkehrsträger auszuweichen. Darauf deuten Untersuchungen aus den Niederlanden hin. 2008 galt dort eine Vliegtaks von 11,25 Euro für Kurz- und 45 Euro für Langstreckenflüge. 5 Prozent der Passagiere nutzten in der Folge die Bahn beziehungsweise verzichteten auf eine Reise. Ebenso viele wichen allerdings auf Flughäfen im Ausland aus.
Dem versucht der Gesetzesentwurf entgegenzuwirken: Fracht- und Umsteigeflüge, bei denen mit wenig Aufwand ausländische Flughäfen angesteuert werden könnten, werden von der neuen Luftverkehrsabgabe ausgenommen.
Erwartungsgemäß protestieren die Fluggesellschaften. Nach Wirtschaftskrise und Aschewolke drohe die nächste Krise. "Wir schätzen, dass Deutschland durch eine Luftverkehrssteuer mindestens fünf Millionen Passagiere jährlich an ausländische Flughäfen verlieren wird", sagte Ralf Teckentrup, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften.
Auch Teile der SPD wollen die neue Abgabe in der vorgeschlagenen Form nicht. "Wir sind für Arbeitsplätze in Deutschland und deshalb gegen den Gesetzesentwurf. Wir befürworten hingegen eine einheitliche Flugticketabgabe in ganz Europa", sagte Ulrike Gottschalck, Bundestagsabgeordnete der SPD.
Leser*innenkommentare
Billigflieger
Gast
Ich verstehe folgenden Satz in der Praxis nicht:
"Dem versucht der Gesetzesentwurf entgegenzuwirken: Fracht- und Umsteigeflüge, bei denen mit wenig Aufwand ausländische Flughäfen angesteuert werden könnten, werden von der neuen Luftverkehrsabgabe ausgenommen."
Der KLM Flug Köln-Schiphol kostet dann keine Gebühren, wenn ich dort umsteige, statt mit Gebühren direkt von Düsseldorf oder Frankfurt gen Übersee zu starten? Köln liegt 45 Min. weg von Maastricht und Germanwings drohte schon mit Verlagerung des Standortes. Wird Köln dann ausgenommen?
Wird Salzburg dann zu einem deutschen Flughafen erklärt? Immerhin versorgt er neben München halb Oberbayern, oder kommen dann die Hotellobbyisten zur CSU? Zudem kann sich im Gegenzug ja Friedrichshafen beschweren, das die Steuer dort nicht für Österreicher und Schweizer gelten darf, sonst fliegt man in Zukunft von Bregenz...
Statt dieser halbgaren Geschichte sollte man lieber europaweit endlich Kerosin besteuern - der Effekt wäre der Gleiche. Das nationale Kleinklein ist in der Luftfahrt fehl am Platz.
Karin Haertel
Gast
Tolle Idee. Sollten diese zusaetzlichen Kosten fuer mich aktuell werden, dann buche ich Flugreisen nur noch ab einem europaeischen Flughafen (z.B. Amsterdam) und verbinde die eventuell entstehenden Mehrkosten fuer die Anreise, aber keinesfalls mit unserer Deutschen Grill-Bahn, mit einem mehrtaegigen Staedtetrip.
Happes
Gast
Dass die Fluggesellschaften nicht begeistert sind, ist logisch, der angebliche Verlust von soundsoviel Millionen Reisenden wird zumindest im Inlandsverkehr durch die nächste Bahnpreiserhöhnung abgefedert bzw. vermieden werden. Da diese Bahnpreiserhöhnung wegen der offenbar notwendigen Nachrüstung mit Klimaanlagen, die diese Bezeichnungen verdienen, und der in diesem Zusammenhang fälligen Entschädigungen sicher mal wieder etwas heftiger ausfallen wird, werde auch ich sicher wieder öfter fliegen.
Und die SPD ist gegen die Luftverkehrsabgabe, weil sie für eine europaweit einheitliche Einführung derselben ist. Auch wenn es pure Utopie ist: Nehmen wir an, dergleichen würde europaweit tatsächlich beschlossen, wer wettet dann dagegen, dass europäische Sozialdemokraten (und, ganz nebenbei, Liberale und Konservative natürlich erst recht) in der Sache nur dann einen Sinn sähen, wenn es eine weltweit einheitliche Abgabe wäre?
Das Credo der SPD in Sachen Verkehrspolitik lautet also: "Fliegen darf nicht teurer werden, ein Tempolimit auf Autobahnen bringt nichts, und wir wollen mehr Verkehr auf die Schiene bringen!"
Wirklich köstlich.
Ist es nicht erstaunlich, dass seit Jahrzehnten die gleichen Leute, die in der Verkehrspolitik (jedenfalls beim Flugverkehr) immer nach internationalen Lösungen schreien (und damit jede Lösung blockieren), bei Fragen, die die Bahn (Mehrwertsteuersatz im Fernverkehr) oder den Autoverkehr (Tempolimit) betreffen, sich jeder auch nur europäischen Lösung ("global" vergessen wir lieber gleich) beharrlich widersetzen und auf deutschnationalen Alleingängen beharren?
GonZoo
Gast
Ein Witz - 13 Euro, um Leute dazu zu bringen, umweltfreundliche Alternativen zur Klimasau Flugzeug zu benutzen. Das ist so, als ob man aus Gründen der Gesundheitsvorsorge Zigaretten um 1 Cent je Packung verteuert.
Ein schlimmerer Witz - 1 Milliarde Einnahmen stehen 7-9 Milliarden Subventionen für die Luftfahrt alleine in Deutschland gegenüber.
Der schlimmste Witz - insbesondere die Lufthansa und die Fraport AG (Betreiber des Frankfurter Flughafens) haben ihre Lobbyisten und U-Boote so tief in den Eingeweiden von Union und FDP platziert, daß selbst aus der Minimalabgabe wohl nichts wird.
Die Befreiung der Fluglinien von der Mineralöl- und Mehrwertsteuer, das wäre ein richtiger Schritt gewesen.