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Datensicherheit bei Facebook170 Millionen Accounts ausgelesen

Ein Programmierer hat eine Software geschrieben, mit der sich offene Profile bei Facebook abfragen und in einer Datenbank speichern lassen. Ein Teil landete in Tauschnetzen.

Ein offenes Buch: Facebook. Bild: dpa

Normalerweise gelten die USA als Internet-Trendsetter, diesmal war es Europa: Schon im Frühjahr war es Hackern gelungen, aus dem deutschen sozialen Netzwerk "SchülerVZ" über eine Million Datensätze abzusaugen. Nun droht Ähnliches auch beim größten Social Network der Welt: Wie der nordamerikanische Sicherheitsforscher Ron Bowes in seinem Blog mitteilte, ist es ihm gelungen, ein Programm zu schreiben, das Millionen Konten auf Facebook abgrasen und die Ergebnisse in eine Datenbank übertragen kann.

Zum Beweis hat der Experte schon ein erstes Infopaket geschnürt: Eine insgesamt 10 Gigabyte große Datenbank mit 170 Millionen Profilen landete im Dateitauschnetz Bittorrent. Enthalten ist die Internetadresse jedes durchsuchbaren Facebook-Profils, sein/ihr Name, Listen mit Accountinformationen sowie das eigentliche "Crawler"-Programm. Detaillierte Infos zu Vorlieben und Freundeskreis sammelte Bowes indes noch nicht, weil ihm die notwendige Bandbreite fehlte. In seinem Blog setzte er deshalb einen Hilferuf ab: "Wenn ich auch die Freundeslisten haben will, bedeutet das deutlich mehr Daten. Die dafür notwendige Technik fehlt mir aber." Er wolle das aber in Zukunft angehen. "Wenn jemand Bandbreite zu verschenken hat, soll er sich melden."

Gegen Absaugaktionen wie die von Bowes können sich soziale Netzwerke nur teilweise schützen. Da Facebook sich in den letzten zwei Jahren stetig zum regulären Internet hin geöffnet hat (auch, um mehr Werbeeinnahmen zu generieren) und Profildaten mittlerweile standardmäßig per Google und Co. erfassen lässt, lassen sich auch Crawler-Programme nur schlecht abwehren. Bei "SchülerVZ", einem grundsätzlich geschlosseneren Netz, wurde unter anderem in die Suchfunktion eine Hürde eingebaut, die die regelmäßige Eingabe eines für ein Programm nur schwer zu knackenden Sicherheitscodes verlangt - selbiges kann Facebook kaum integrieren, weil dann auch Google & Co. auf Hürden stoßen würden.

Dementsprechend war es nur eine Frage der Zeit, bis Crawler auftauchten. Mit den so erhaltenen Datensätzen lässt sich viel Schindluder treiben: Da Facebook darauf besteht, das Nutzer Klarnamen verwenden, könnte ein massenhafter Identitätsdiebstahl möglich werden. Bowes Programm lässt sich zudem so anpassen, dass es nur bestimmte Profile absaugt, beispielsweise alle aus einer bestimmten Region. Neben dem Identitätsdiebstahl könnten Online-Gauner die Technik auch für Spam- oder Phishing-Aktionen nutzen: Dazu müssten sie dann nur einen gefälschten Facebook-Account anlegen, der die über den Crawler ermittelten Nutzer mit Einladungen oder anderen Mitteilungen bombardiert.

Gegen Absaugaktionen können sich Nutzer nur schützen, indem sie ihr Profil auf "nicht durchsuchbar" schalten und möglichst viele ihrer Daten nur ihrem engsten Freundeskreis zugänglich machen - Crawler können nämlich nur öffentlich zugängliche Informationen einsehen. Da Facebook mit seinen jüngsten Datenschutz-Änderungen immer mehr der Stammdaten auf "lesbar für alle" geschaltet hat, sollte man sein Profil im Detail ganz genau durchgehen.

Aber eventuell ist es ja an der Zeit, sich ganz aus dem mittlerweile größten sozialen Netzwerk der Welt (500 Millionen Nutzer seit diesem Monat) zu verabschieden: Alternativen wie das offene und viel leichter kontrollierbare freie Netz Diaspora stehen demnächst bereit.

Immerhin will es Facebook seinen Nutzern demnächst leichter machen, ihr Konto und ihre gesammelten Daten zu löschen. Wie Nutzer des IT-Nachrichtenportals "Slashdot" berichten, taucht bei einigen Nutzern mittlerweile eine neue "Account deaktivieren und löschen"-Funktion auf, die das Facebook-Konto nicht nur einfriert wie bisher, sondern es tatsächlich auch vom Server des US-Konzerns tilgt. Facebook zufolge handelt es sich allerdings bislang nur um einen "Funktionstest". Wer von der erleichterten Löschen-Funktion nicht beglückt wurde, hat aber die Möglichkeit, diesen Direktlink zu nutzen. Danach dauert es allerdings noch knapp 14 Tage, bis der Befehl komplett ausgeführt wurde.

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5 Kommentare

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  • M
    Michael

    Man darf nicht immer nur die schlechte Seite einer Sache betrachten. Man findet bei Allem irgendwas negatives. Schön das drüber gesprochen wird.

    Denkt mal auch an die positiven Seiten von Twitter, Social Networks, und echtzeit kommunikation.

  • J
    Jan

    "Bei "SchülerVZ", einem grundsätzlich geschlosseneren Netz, wurde unter anderem in die Suchfunktion eine Hürde eingebaut, die die regelmäßige Eingabe eines für ein Programm nur schwer zu knackenden Sicherheitscodes verlangt[...]."

     

    1. Das SchülerVZ ist kein grundsätzlich geschlossenes Netz mehr. Auch dort wurden Apps integriert wie beim großen Vorbild Facebook.

    2. Die CAPTCHAs wurden im SchülerVZ schon vor einiger Zeit abgeschafft.

  • J
    JayJay

    Was sich weder in der Überschrift widerspiegelt, noch dem Verfasser wirklich klar zu sein scheint, ist, dass, wie korrekt beschrieben, nur Daten ausgelesen werden können, welche der Nutzer selbst als "öffentlich" hinterlegt hat. Dies auszuschalten wurde in den letzten Monaten mehr als häufig beschrieben und auch aufgrund massiver Kritik, von Datenschützern und Usern, durch Facebook mittlerweile kindeleicht gemacht! Ein wenig mehr Ahnung von der Materie und etwas weniger Populismus sind durchaus wünschenswert!

  • HF
    Helmut Frosch

    Mir ist absolut unbegreiflich, dass man persönliche Daten ins Netz stellt. Keine, aber auch keine Datenschutzerklärung garantiert, dass kein Missbrauch getrieben wird, weil einmal im Netz vorhandene Daten schlichtweg nicht mehr "zurückgeholt" werden können.

  • D
    dada

    ben schwan, gibt es dich wirklich? bist du von der onlineredaktion? gibt es sowas bei der taz?

    ein crawler programm zu schreiben ist weder schwer, noch neu und hauptsächlich eine fleißaufgabe (da man viele einzelheiten einfach ausprobieren muss).

    crawler für facebook und co. gibt es, seit es solche netzwerke gibt. das einzig bemerkenswerte an dem geschilderten fall ist eigentlich, dass der genannte "programmierer" die gesammelten daten und sein programm veröffentlicht hat.

    jeder mensch, der persönliche daten ins internet stellt muss sich dessen bewusst sein, dass diese daten damit im prinzip für immer und ewig jedem anderen menschen zugänglich sind, der ebenfalls zugang zum internet hat.

    hast du eigentlich auch einen facebook-account, ben?