Das war der Castor für den Widerstand

Am Ende sind die Behälter mit dem radioaktiven Abfall doch wieder gelandet, wo Politik und Polizei sie haben wollten: in der Lagerhalle von Gorleben, dem umstrittenen Zwischenlager. Besonders frustriert schien der Widerstand gestern aber nicht zu sein, im Gegenteil: Die Stimmung sei gut, hieß es im Hauptquartier der Anti-Castor-Initiative „X-tausendmal quer“. „Die Polizei hatte geplant, den Transport noch am Montag durchzuziehen“, meinte ein Aktivist. „Unser Ziel war, das zu verhindern.“

Tatsächlich traf der Transport erst in den frühen Morgenstunden des Dienstags in Gorleben ein, auch dank zahlreicher Blockaden der Castorgegner. Als besonders gelungen wird dabei von „X-tausendmal quer“ die Aktion mit den zwei Leichenwagen bewertet. Auf den zwei alternativen Straßenrouten, die zum Endtransport der Castorenbehälter infrage kamen, hielten die Leichenwagen jeweils über einem Gullideckel. Durch ein Loch im Boden der Autos gelang es den Aktivisten, den Deckel anzuheben und Betonblöcke im Gulli zu versenken, an denen sie sich anschließend festketteten. Ergebnis: „Die Polizei musste den gesamten Leichenwagen aufflexen, bevor sie an die Leute rankam.“

„Wie kette ich mich so an was fest, dass die Polizei mich nicht wegkriegt?“ ist eine der zentralen strategischen Fragen beim Castorprotest. So war es dieses Jahr zwei Traktorfahrern gelungen, sich einerseits an ihre Trecker, andererseits an Betonklötze anzuketten – ein unauflösbares Ensemble, wie es schien. Damit die Castorenbehälter durchkonnten, musste die Polizei Trecker, Demonstranten und Betonklötze zur Seite rollen, in einem sehr aufwendigen, zeitraubenden Verfahren.

Das sind die Geschichten, die Castorgegner später ihren Kindern erzählen. Insgesamt, heißt es aus der Zentrale von „X-tausendmal quer“, habe die Polizei das Prinzip des geringstmöglichen Aufwands verfolgt. „Früher haben sie Tausende in Gewahrsam genommen und irgendwo in der Pampa abgesetzt. Oder sie haben uns stundenlang eingekesselt.“ Dieses Jahr seien die Demonstranten nicht einmal mehr aus der Demonstrationsverbotszone rausgetragen worden. Man habe sie einfach auf der Böschung abgesetzt.

„Die Polizei hat kapiert, dass das einfacher ist als die vielen Verfahren, die sie hinterher doch wieder verliert“, meint der „X-tausendmal quer“-Aktivist und klingt irgendwie fröhlich. Leichte Arbeit dieses Jahr. Schon beim Betreten der verbotenen Gleise und Straßen habe das angefangen, es sei vergleichsweise einfach gewesen, dorthin zu gelangen. Immerhin brauchte der Transport dieses Jahr vier Stunden länger als beim letzten Mal. Und das ist ja schon was. wie