Zweifel auf Stelzen

In der Stadt mehren sich die Bedenken, ob teure U-Bahn-Tunnels am besten dazu geeignet sind, Hafencity und den Stadtteil Wilhelmsburg anzuschließen. Architekten fordern öffentlich nachvollziehbare Prüfung einer Hochbahnvariante

von Gernot Knödler

Der Plan, auf Deubel komm raus eine U-Bahn in die Hafencity zu bauen, ruft immer mehr Kritiker auf den Plan. Denn die Festlegung auf eine U-Bahn ist teuer und sie wird wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Hafencity und Wilhelmsburgs haben. Statt das Projekt offen zu diskutieren, ließ der Senat lieber im stillen Kämmerlein einen Vorschlag ausbrüten, den er für alternativlos erklärt. Die Architektenschaft verlangt nun, es müsse öffentlich nachvollziehbar geprüft werden, ob eine Hochbahn nicht besser wäre. Zuvor hatte Ex-Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) von „Millionen-Verschwendung“ gesprochen – und von einer verschenkten Jahrhundertchance.

Hinter der Idee, eine Hochbahn zu bauen, steckt der Architekt und Stadtplaner Gerhard Bolten. Im Sommer 2004 schlug er dem Senat vor, eine Bahnlinie am Baumwall/Ecke Kajen auszufädeln und durch das Loch im Gebäude Kehrwieder 12 nach Süden zur Elbphilharmonie zu führen (www.hochbahn-hafencity.de). Von dort aus könnte sie über den Grasbrookhafen hinweg auf dem Strandkai zum Magdeburger Hafen fahren und über die Freihafen-Elbbrücke nach Wilhelmsburg. Seine Zweifel an der U-Bahn im Vergleich zu einer Hochbahn haben sich inzwischen sowohl die Architektenkammer als auch der Bund Deutscher Architekten zu Eigen gemacht.

Die Architekten stören sich daran, dass es keine U-Bahn-Station an der Elbphilharmonie geben soll. Sie bezweifeln, dass es mit einer U-Bahn gelingen wird, den Ostteil der Hafencity zu erschließen. Geplant ist eine Haltestelle im Überseequartier und eine am Lohsepark, die aber in die 255 Millionen Euro schwere, nicht nachvollziehbare Kostenrechnung des Senats nicht einbezogen ist: Sie verschlechtert das Kosten-Nutzen-Verhältnis der U-Bahn so, dass ein Bundeszuschuss nicht in Frage käme.

Um die U-Bahn nach Wilhelmsburg fahren zu lassen, müsste wohl ein dritter Elbtunnel gebaut werden. Dieser wird in nächster Zeit kaum zu finanzieren sein, so dass die Qualität der für 2013 geplanten Internationalen Bauausstellung und Gartenschau gefährdet ist. Dazu kommen die Risiken eines Tunnelbaus und die schlechten Erfahrungen mit der Flughafen-S-Bahn, deren Kosten von 190 auf 255 Millionen Euro explodierten.

Bolten hält eine Hochbahn städtebaulich für die bessere Lösung und wird dabei von Henning Voscherau unterstützt. „Mit der unterirdischen Anbindung wird eine einmalige Chance verschenkt“, gab dieser zu Protokoll. Das „maritime Schaufenster“ entlang der U3 von Landungsbrücken bis Baumwall müsse verlängert werden.