Erneuter Zoff um Linken-Chef Ernst: Machtfaktor Karteileichen

Hat das Lager von Klaus Ernst Mitgliederlisten manipuliert, um in der Linkspartei an einflussreiche Posten zu gelangen? Der Streit eskaliert.

Linken-Chef Klaus Ernst: Zwar noch im Urlaub, aber dennoch im Zentrum des innerparteilichen Streits. : dpa

Die Streitpartei: Die Bundesschiedskommission der Linkspartei veröffentlichte vor drei Monaten routinemäßig ihren Bericht. Die Kommission stellte nüchtern fest, dass es in der Partei ein besorgniserregend "hohes Streitpotenzial" gibt. In 257 Fällen musste man schlichten. Vor allem im Saarland, in Rheinland-Pfalz und NRW sind sich die Genossen nicht grün. Im "Streben nach Macht und Posten", so der Befund, legen die Genossen "teilweise absurde und geschmacklose Verhaltensweisen an den Tag". Es werde mit "Halbwahrheiten, Beleidigungen und persönlichen Herabsetzungen" gearbeitet. Besonders rau geht es in Rheinland-Pfalz zu. Zwei Fraktionen bekämpfen sich dort mit allen Mitteln. Exlandeschef Alexander Ulrich warf vor zwei Monaten entnervt das Handtuch. Derzeit versucht Vizeparteichef Heinz Bierbaum die Wogen zu glätten. 2011 wird in Rheinland-Pfalz gewählt.

Die Karteileichen: Die Kommission hat einen weiteren Grund für die miese Stimmung bei der Linkspartei ausgemacht. Es mangele an der "korrekten Erfassung des Mitgliederbestands für die Erstellung von Delegiertenschlüsseln". Dies sorgt nun in Bayern für Manipulationsvorwürfe. Zuvor musste schon der saarländische Landesverband seine Mitgliederzahl korrigieren. Statt 3.500 gibt es an der Saar nun nur noch 2.500 linke Genossen. Rund 1.000 hatten länger als sechs Monate keinen Beitrag bezahlt. Doch zum Bundesparteitag waren Delegierte für 3.500 Saargenossen entsandt worden.

Das Westproblem: Offenbar sind innerparteilicher Zoff und massenhafte Karteileichen ein Westproblem. Im Osten steht die Partei auf soliden Füßen. Auch finanziell. Der Durchschnittsgenosse Ost zahlte 2008 13,64 Euro monatlich in die Parteikasse, der Westgenosse nur 5,59 Euro. Offenbar weil viele Genossen nur auf dem Papier stehen. Es wäre keine Überraschung, wenn nach dem Saarland und Bayern noch mehr Landesverbände ihre Zahlen nach unten korrigieren müssen. (sr)

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