LESERINNENBRIEFE
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Ablenken von der Problematik

■ betr.: „Ausmaß des Pferdefleischskandals noch nicht absehbar“, taz vom 18. 2. 13

Wenn ich die allgemeine Berichterstattung verfolge, erkenne ich einen Trend: den Verbraucher für diesen Skandal mitverantwortlich zu machen. Diese Art der Vorgehensweise ist richtig perfide. Es wird mit aller Macht verhindert, dass die Politik in die Verantwortung genommen wird. Wer verhindert – auch und gerade auf europäischer Ebene – eine Kennzeichnungspflicht der Inhalte in den Produkten, wer verhindert eine andere Rechtslage im Tierschutz bei der Massentierhaltung, wer befürwortet die weitere Subvention der großen „Fleischerzeuger“, wer verhindert schärfere Bedingungen zum Umweltschutz, in der Landwirtschaft oder beim Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung? Soweit mir bekannt ist, ist hier unsere „Verbraucherschutzministerin“ Frau Aigner in enger Zusammenarbeit mit der Bundeskanzlerin mehr als beteiligt, wenn nicht sogar federführend in der EU. Damit wird es der Lebensmittelmafia erleichtert, weiter kriminell zu handeln, was die Kennzeichnung angeht. Und der Lebensmittelindustrie werden durch Subventionen weitere exorbitante Einnahmen gesichert. Immer wieder den Verbraucher zu diskriminieren, ist ein einfaches Ablenken von der tatsächlichen Problematik. Weiter wird eine kriminelle Einstellung der Produzenten oder des Handels bewusst positiv sanktioniert – zumindest nicht verhindert, wenn auf die „freiwilligen“ Kontrollen der Lebensmittelbranche durch die Politik verwiesen wird. ALBERT WAGNER, Bochum

Skandal, Skandal, Skandal

■ betr.: „Findet Nemo!“ u. a., taz vom 15. 2. 13

Ich kann das Gejammere der billig, billiger, am billigsten Carnivoren nicht mehr hören. Allen voran die Hüterin der Heuchelei I. Aigner. Es ist doch kein Fleisch oder Pferdefleischskandal. Gefressen wird eh alles, was billig ist: Fleisch, Fisch, Geflügel … Das ist der größte Skandal, aber nur einer unter vielen. Urwaldrodung für Gentechsoja: Skandal! Verfüttern desselben an unsere Rindviecher: Skandal! Umwandlung von Agrarflächen für Agrosprit: Skandal! Massentierhaltung: Skandal! Subventionen für deutsch/europäische Fleisch-, Milchprodukte u. a.: Skandal! CO2 durch Fleischkonsum: Skandal! Krank durch Nahrungsmitte: Skandal! Grundwasserverseuchung durch Pestizide, Antibiotika u. a.: Skandal! Agrarmultis, die den Weltmarkt diktieren: Skandal! Milliarden hungernder und verhungernder Menschen: Skandal, Skandal! Und eine Bundesregierung, der das alles egal ist: Skandal! Und unkritische KonsumentInnen: Skandal!

Was regt ihr euch da über ein bisschen gedoptes Pferdefleisch in der Billiglasagne auf? Das übrige Fleisch ist mit Medikamenten, Hormonen und Antibiotika ebenfalls verseucht. Na und? Weiter so.

MANFRED BAUER, Pforzheim

Dem Tee gefrönt

■ betr.: „Das Abendessen beginnt mit 42-prozentigem Reisschnaps“, taz vom 18. 2. 13

Interessant, mal etwas von der weltweiten Ess- und Saufkultur in der taz zu lesen. Da passen meine Arbeitserfahrungen in China ausgezeichnet. Weil der Berliner Amtsschimmel nicht in der Lage war, mir eine Arbeit in meinem hier gelernten Beruf als Lehrerin zu vermitteln, bin ich 2005 für ein „Praktikum“ in den Nordosten von China an eine staatliche Mittelpunkt-Schule mit 4.000 Schülern (zwischen 17 und 21 Jahre alt)gegangen, um mit den Chinesen die Aussprache der English language zu üben. In der Kleinstadt Huanren gab es zu Beginn des Praktikums einen offiziellen Empfang mit dem Bürgermeister und dem für den Landkreis verantwortlichen Schulpolitiker. Von Letzterem habe ich noch eine Visitenkarte. Das Bankett ähnelte sehr dem von Felix Lee beschriebenen. An den gedolmetschten Spruch „Bei uns wird alles ex ausgetrunken“ (Bier, Wein, Likör, Schnaps) habe ich mich nicht gehalten, sondern dem Tee gefrönt und als gemäßigte Vegetarierin dem Gemüse und dem Reis. Die in der Region angepriesene Delikatesse Hund habe ich nicht probiert, als sie in mehreren Varianten auf dem round table stand. Stattdessen habe ich Gemüsesorten kennengelernt, die ich vorher nicht kannte. Die gab es auf den örtlichen Märkten der Bauern und in der Mensa des Schulzentrums. HEIKE SCHUHMACHER, Berlin

Buy and pay lokal

■ betr.: „Wer klickt, trägt Verantwortung“, taz vom 18. 2. 13

Ich kaufe meine Bücher auch per Mausklick. Allerding nicht bei Amazon, sondern bei meiner Buchhändlerin im Stadtteil. Wie viele andere Buchhändler auch hat sie eine Internetseite, auf der ich meine Bücher bestellen kann. Als sie diesen Internetauftritt noch nicht hatte, ging es auch per E-Mail. Per E-Mail werde ich benachrichtigt, wenn ich meine Bücher abholen kann. Bestelle ich vor 18 Uhr, kann ich das Buch am nächsten Werktag ab 11 Uhr bei ihr abholen, kleiner Plausch über Neuigkeiten im Stadtteil inbegriffen. Und Probleme mit Bezahlsysteme gibt es auch nicht. Fragen Sie doch mal bei Ihrer Buchhandlung in der Nachbarschaft nach, ob man dort auch auf diese Weise bestellen kann. UDO ENDRIGKEIT, Bremen

Kaufe beim Buchhändler

■ betr.: „Kunden boykottieren Amazon“, taz vom 18. 2. 13

Ich recherchiere meine Bücher gerne dort, kaufe sie aber wieder beim Buchhändler um die Ecke … CLAUS MISFELDT, Molfsee