Neue Funktionen beim Kurznachrichtendienst: Twitter wird schicker
Der Kurznachrichtendienst renoviert seine Website: Künftig kann man multimediale Inhalte ohne Umwege anschauen.
Twitter verändert sich: Der Kurznachrichtendienst, der sich noch immer weltweit in einer stetigen Wachstumsphase befindet, ergänzt seit einigen Monaten regelmäßig neue Funktionen. Das reicht von Botschaften mit Ortsmarkierung über eine verbesserte Suche bis hin zu renovierten Twitter-Programmen für iPhone, iPad und Android. Nun versucht sich die kalifornische Firma an einem besonders großen Schritt vorwärts: Sie renoviert ihre Website. Über Twitter.com nutzen nach wie vor die meisten Menschen den Dienst, beantworten die berühmte "Was machst Du gerade?"-Frage (die mittlerweile in "What's happening?" umformuliert wurde) und lesen, was Freunde (oder andere interessante Menschen) so treiben.
Die wohl größte Neuerung: Twitter baut Multimedia-Inhalte nun direkt in der Seite ein. Dazu wird der Twitter-Strom zweigeteilt: Links sind die Nachrichten, rechts eine Zusatzspalte. Diese wird dank Partnerschaften mit 16 Webfirmen vom Fotodienst Flickr über das Videoangebot YouTube bis hin zum Bilderdienst Twitpic direkt mit Inhalten beschickt. So muss etwa niemand mehr weiterklicken, nur um einen Clip anzuschauen, dieser wird elegant in der rechten Spalte eingeblendet.
Außerdem dient die rechte Spalte zur Darstellung von Detailinformationen, die immer mehr Twitter-Botschaften anhängen – etwa die erwähnten Ortsmarkierungen oder andere "Metadaten", die zunehmend ergänzt werden können. Praktisch ist auch eine "weiterführende Inhalte"-Funktion ("Related Content"). So kann man sehen, ob jemand im Freundeskreis auf eine Nachricht geantwortet hat, weitergeleitete Botschaften (Retweets) werden klarer und es wird deutlich, ob es weitere Informationen zum behandelten Thema gibt. Ebenfalls neu sind sogenannte Miniprofile mit Details zum User: Diese tauchen auf, wenn man einen Nutzernamen anklickt. Dazu muss man nicht mehr auf die Twitter-Seite einer Person gehen.
Das Gesamtdesign ist also durchaus gelungen – und, was wohl am wichtigsten ist, stört nicht. Ziel der Übung scheint auch gewesen zu sein, mehr Reklameplätze zu schaffen. Eine werbefreundlichere Website kann Twitter nur helfen, endlich nennenswerte Umsätze (geschweige denn Gewinne) zu generieren. Bislang hat das mittlerweile vier Jahre alte Unternehmen nur recht milde damit begonnen, einzelne Werbeflächen zu verkaufen - etwa mit sogenannten "Promoted Tweets" von Markenherstellern in der Twitter-Suche oder kleinen Reklameflecken in der rechten Seitenspalte. Wo Werbung bislang aber noch gar nicht vorkommt, ist in den zahllosen Twitter-Anwendungen von Drittanbietern, die es etwa für Smartphones oder den PC gibt.
Aus diesem Grund ist es in Twitters Interesse, Nutzer weiter auf seine Website zu locken, die das Unternehmen komplett selbst kontrolliert. Deren Nutzung – aktuell bei immerhin 78 Prozent über alle verschiedenen Twitter-Kanäle – fällt gerade zugunsten mobiler Anwendungen ab. Das neue Design und die Multimedialität soll die User nun länger im Web halten, was für Werbekunden attraktiv ist.
Firmenchef Evan Williams betont, man habe mit den Änderungen vor allem Dinge umgesetzt, die man schon lange vorgehabt hätte. "Manchmal kann man in kleinen Schritten vorgehen, manchmal muss man große Schritte nehmen. Dies ist ein großer Schritt." Ihm sei besonders wichtig gewesen, neue, über reinen Text hinausgehende Inhalte besser zu integrieren.
Noch können allerdings nur die wenigsten Nutzer die "NewTwitter" genannte aufgefrischte Optik auch wirklich sehen. Sie wird zunächst nur bei einem Prozent der 160 Millionen registrierten Nutzer aufgeschaltet (übrigens mit der Möglichkeit, zum alten Design zurückzukehren), um die Infrastruktur nicht zu überlasten – Twitter hat hier langjährige schmerzliche Erfahrungen mit Server-Ausfällen, verarbeitet mittlerweile über 90 Millionen Tweets pro Tag. Immerhin erfolgt dieser Rollout weltweit, ist im Vergleich zu anderen Projekten großer US-Internet-Firmen also nicht auf den amerikanischen Markt beschränkt. In einigen Wochen soll "NewTwitter" dann allen Nutzern zur Verfügung stehen. Wer es bis dahin nicht mehr aushält, kann sich immerhin ein Video mit den Neuerungen ansehen.
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