Kommentar zum Schlossplatz: Lehre aus der Leere

Wieder ist der Schlossplatz Austragungsort politischer Grabenkämpfe.

Bundesbauminister Ramsauer will ein Theater, Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer eine grüne Wiese. Schon wieder ist der Schlossplatz Austragungsort politischer Grabenkämpfe. Um nichts anderes handelt sich beim jüngsten Streit um eine Zwischennutzung in der Stadtmitte.

Ramsauer kommt es gelegen, dass ein Theatermann seit Jahren verzweifelt nach einem Standort für sein "Globe"-Projekt sucht. Ein Shakespeare-Volkstheater in spektakulärer Kulisse würde davon ablenken, dass in der Platzmitte nur Rasen ist - weil die Bundesregierung das Prestigeprojekt Humboldt-Forum einsparte.

Junge-Reyer will genau diese Ablenkung verhindern. Für sie ist die unbebaute grüne Wiese ein Symbol für das gebrochene Versprechen des Bundes. Darum soll sich aus dem Grün eine Humboldt-Box erheben - und als Mahnmal an die ungewisse Zukunft des Forums erinnern.

Rummel und Mahnmale aber helfen diesem von politischer Willkür geplagten Ort nicht weiter, sondern nur tragfähige Konzepte. Wenn die Shakespeare-Company ein Haus samt Konzept und Eigenfinanzierung hat, sollte sie eine Chance bekommen. Allerdings nur, wenn sie es schafft, mit ihrem Angebot dem Ort gerecht zu werden. Volksspektakel würden den Schlossplatz zum Rummel degradieren.

Gelänge es den Theatermachern, mit Gesprächsreihen und Themensetzung eine Anbindung zum Ort zu schaffen, könnte der "Globe" zur Bereicherung werden. Etwa durch regelmäßige "Humboldt-Abende", an denen sich Anhänger des Humboldt-Forums zum Gedankenaustausch treffen. Shakespeare meets Humboldt - das klingt nach Horizonterweiterung. Die könnten so manche am Schlossplatz Beteiligten gebrauchen.

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Jahrgang 1974, geboren in Wasserburg am Inn, schreibt seit 2005 für die taz über Kultur- und Gesellschaftsthemen. Von 2016 bis 2021 leitete sie das Meinungsressort der taz. 2020 erschien ihr Buch "Der ganz normale Missbrauch. Wie sich sexuelle Gewalt gegen Kinder bekämpfen lässt" im CH.Links Verlag.

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