Mesut Özil in der Champions League: "Unser Ziel ist der Titel"

Nach dem 2:0 gegen den AC Mailand und ermutigt von einem wiederum glänzenden Auftritt, kündigt Mesut Özil an, die Champions League gewinnen zu wollen.

Engagierter Auftritt und ein Tor: Mesut Özil (re) Bild: reuters

MADRID taz | Es war ein trauriger Abgang. Müde schleppte sich Ronaldinho, 30, vom Platz. Die Pfiffe straften weniger seine Vergangenheit beim FC Barcelona als die schwache Leistung. So bitter war das Ganze, dass Real-Coach Mourinho sich als Samariter gefordert sah. Der Portugiese, stets für jede Hauptrolle bereit, hielt den Milan-Profi auf, bevor der im Bauch der Arena verschwinden konnte, und umarmte ihn. "Von 80.000 ausgepfiffen zu werden, das hat er nicht verdient."

Dafür ist nun einer seiner Schützlinge zuständig, und dem musste der Trainer bei der Auswechslung kurz vor Schluss statt Zärtlichkeit und Trost nur einen Händedruck zukommen lassen. Denn wieder erhoben sich Tausende zu einer Standing Ovation, als Mesut Özil nach feinem Auftritt den Rasen verließ. Zur schönen Gewohnheit wird das für den 22-jährigen Gelsenkirchener, der für den neuen Klub per abgefälschtem Schuss seinen ersten Treffer in der Champions League markierte, auf Pass von Cristiano Ronaldo, dem eine Minute zuvor per Freistoß durch ein Loch in der Mauer das 1:0 geglückt war.

Nach einer Viertelstunde war das Duell der Giganten des europäischen Fußballs entschieden, es blieb beim 2:0. Madrids junge Wilde waren der Mailänder Ansammlung von Dinosauriern (Ronaldinho, Seedorf) schlichtweg überlegen. Reals Suprematie erkannte auch Gästetrainer Allegri an: "Wir waren schlecht." Der Sieg der Spanier hätte noch höher ausfallen können, Mourinho hielt ein 4:0 für angemessen. "Meine Mannschaft war fantastisch", sagte Mourinho, und der deutsche Mittelfeldakteur erklärte die erste große Prüfung für bestanden: "Milan gehört zu den Favoriten, und wir haben sie geschlagen", sagte Özil

Unter der Baseballkappe glänzten Özils Augen hernach fast so wie die Diamanten-Stecker in den Ohrläppchen. Der deutsche Nationalspieler gewinnt zunehmend an Profil beim berühmtesten Verein der Welt und ist nun erstmals auch verbal in die Offensive gegangen: "Unser Ziel ist der Titel", sagte er forsch, "denn wir haben das Potenzial. Wir brauchen vor niemandem Angst zu haben, wir sind Real Madrid und wissen, was wir können." Hört, hört, solche Töne ließ der schüchterne Bursche bisher nicht verlauten!

In der Tat wächst in Madrid eine Mannschaft zusammen. Mourinho hat dem Kader Konzentration, Intensität und Siegeswillen eingeimpft. Auf Rotation verzichtet der Portugiese erst mal, eine Elf soll sich finden. Angriffe werden nicht kreiselnd vorgetragen wie beim FC Barcelona, sondern energisch und direkt. Und selbst Feintechniker Özil muss bei Ballverlust verteidigen. Bei Mourinho bildet die Abwehr stets das Fundament. Ein Gegentor hat Real bei den drei Siegen in Europa noch nicht zugelassen, was auch Abräumer Sami Khedira zu verdanken ist. Der Deutsche wird im spanischen Radio schon zum "Stielicke des 21. Jahrhunderts" hochgejazzt.

Begünstigt vom Spielplan, der den Rekordmeister in der Liga bisher von schweren Aufgaben verschont, hat Mourinho als erster Trainernovize der Vereinsgeschichte die ersten zehn Pflichtspiele ohne Niederlage gemeistert. So wächst seine Macht, ohnehin schon weit größer als die der Vorgänger. Hin und wieder allerdings muss sich selbst "the special one" noch höheren Instanzen fügen. Neulich etwa verbat sich Klubpräsident Perez seinen Abstecher zur portugiesischen Nationalmannschaft. Und vor ein paar Tagen musste der Bauunternehmer ein zweites Mal intervenieren.

Am Freitag wird in Oviedo Spaniens WM-Mannschaft der renommierte Prinz-von-Asturien-Preis im Sport verliehen. Weil am Samstag die nächste Partie steigt, wollte Mourinho keinen Spieler für die Zeremonie freistellen, musste dann aber einsehen, dass der königliche Klub dem Sohn des Regenten, der den Preis aushändigt, keinen Korb geben kann. Nun wird Kapitän Iker Casillas entsandt.

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