Kein Schwein ruft ihn an

DUMONT Die Appelle des Verlags-Patriarchen an Politik und Branche verhallen. Unerhört!

Es ist ja auch nicht schön: Da lässt Alfred Neven DuMont, der Löwe von Köln und Patriarch des in der elften Generation familiengeführten Verlagshauses, in seinen Blättern ein flammendes Plädoyer aus eigener Feder einrücken. Doch außer ein bisschen Spott in Süddeutscher Zeitung und taz interessiert’s niemanden so richtig. DuMont hat staatliche Unterstützung für die darbende Presse gefordert und auf die millionenschweren Subventionen in anderen EU-Staaten verwiesen – aber die Politik schweigt sich einfach aus.

Auch der Verlegerverband BDZV ist derzeit eher damit beschäftigt, öffentlich-rechtliches Teufelszeug („Tagesschau“-App) fürs iPhone zu bekämpfen, und verweist auf zwei gut abgehangene Stanzen seines Präsidenten Helmut Heinen zum Thema: „Wir erwarten keine Subventionen vom Staat“ sowie „Wir erwarten faire, verlässliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen“. Hübsch daran: Helmut Heinen ist Partner von Alfred Neven DuMont gleich in mehrfacher Hinsicht. – Heinens Kölnische Rundschau ist heute engstens mit DuMont verwoben, dafür durfte sich der Heinen-Verlag Anfang des Jahres am Kauf der Berliner Zeitung durch DuMont beteiligen und sitzt im „publizistischen Beirat“ des Verlags. Der segnet auch die Synergien – sprich: Teilfusionen – diverser Redaktionsbereiche von Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau (FR) ab, die 2010 anstehen.

Womit wir endgültig beim Sorgenkind des Konzerns angekommen sind: Die FR hat jetzt ihre Geschäftszahlen für 2008 im Elektronischen Bundesanzeiger veröffentlicht: Der Verlust stieg von 15,6 Millionen (2007) auf 16,8 Millionen Euro. Rechne man Abfindungen und Sondererlöse heraus, habe man sich insgesamt zwar verbessert: „Dennoch ist die Ergebnisentwicklung nicht zufriedenstellend und verläuft schlechter als noch 2006 erwartet“. Der Staat sollte hier aber bitte nicht mitretten. STG