Streit um TV-Angebot: Alle gegen Google TV
Der Versuch des Internet-Unternehmens in TV-Geräte vorzudringen, stößt auf heftigen Widerstand. In den USA sperrte nun der vierte große Sender den Zugriff.
Vielleicht hätte Google auf Steve Jobs hören sollen. Apples Chef hatte noch im Sommer auf einer Konferenz gesagt, das TV-Geschäft sei viel zu kompliziert und außerdem könne man dort mit innovativer Hardware kein Geschäft machen. Apple TV sei nur ein Hobby für den Konzern. "Fragen Sie die Hersteller von Set-Top-Boxen ... und fragen Sie Google in ein paar Monaten", meinte er und grinste dabei.
Gemeint war der Versuch des Internet-Unternehmens, mit einer eigenen Software in TV-Geräte zu kommen. Inzwischen sind die ersten Modelle der "Google TV"-genannten Oberfläche in den USA verfügbar. Sony baut Fernseher, in denen sieintegriert ist, der Zubehörhersteller Logitech verkauft für 300 Dollar (220 Euro) ein Kästchen, das auch ältere Flachbildfernseher mit Google TV nachrüstet.
Bei den großen TV-Anbietern in Amerika stößt der Vorstoß des Online-Konzerns auf wenig Gegenliebe. Mit Google TV kann man über eine drahtlose Tastatur Programmübersichten aufrufen, bei der Benutzung bestimmter Kabel-TV- und Satelliten-Anbieter die Aufzeichnung programmieren sowie, was für Google wohl das wichtigste ist, das "ganze Internet" auf den Fernseher holen. Genau das bremsen die großen US-Kanäle aus.
Nach ABC, NBC und CBS entschied sich in dieser Woche mit Fox auch das vierte große TV-Netzwerk, sein Netzangebot für Nutzer von Google TV zu blockieren. Bei Nutzern erscheint nun eine Fehlermeldung, wenn sie "Fox.com" verwenden wollen, um für andere frei verfügbare TV-Serien anzusehen. "Dieser Inhalt ist nicht kompatibel mit Ihrem Gerät", heißt es lapidar. Vor den großen Fernsehsendern hatte schon der Filmdienst Hulu Google TV ausgesperrt. Hulu liefert Nutzern mit einer US-Internetadresse im Web jede Menge kostenlose Serien und Kinofilme.
Mit der Sperre der "Großen Vier" und Hulu bleiben Nutzern von Google TV fast nur Online-Videoportale wie YouTube, Vimeo und Co. Hinzu kommen kleinere Sender, die ihr Webangebot noch nicht für die Google-Kiste gesperrt haben. Google TV hatte vom Konzern zuvor extra Unterstützung für das häufig verwendete Multimedia-Format Flash erhalten, mit dem auch ABC, NBC, CBS und Fox auf ihren Portalen arbeiten. Inhalte für Google TV kommen nun entweder aus dem Fernsehen - was nicht der Sinn war - oder über die beiden Inhaltepartner Netflix und Amazon On Demand. Der eine Dienst vermietet Filme gegen eine Monatspauschale, der andere verleiht sie gegen Einzelgebühren.
Google TV hat zudem technische Probleme. So ist die Oberfläche nicht unbedingt TV-gerecht. Beim eingebauten Twitter-Programm, mit dem man beim Fernsehen mit seinen Freunden kommunizieren können soll, schiebt sich schon mal ein verkleinertes TV-Fenster davor, sodass man die Software blind bedienen muss. Außerdem verfügt Google über einen für TV-Nutzer untypischen PC-artigen Mauszeiger.
Alles könnte besser werden, wenn freie Programmierer an Google TV herangelassen werden. Spätestens nächstes Jahr soll es soweit sein. Google TV basiert, genauso wie Smartphones mit Google-Technik, auf der Software Android. Ein eigener Marktplatz für Fernsehanwendungen soll es demnächst erlauben, Spiele, Multimediaprogramme und Vernetzungswerkzeuge auf Google TV zu hieven. Da bislang noch nicht klar ist, wie groß die Zielgruppe überhaupt ist - Zahlen zum Verkauf liegen noch nicht vor -, besteht für Programmierer ein Risiko.
Immerhin plant Google nach wie vor, mit seinem TV-Programm im nächsten Jahr auch in Europa auf den Markt zu kommen. Ob die hiesigen Fernsehsender weniger ablehnend sein werden? Vielleicht bietet Google ihnen eine Werbepartnerschaft an.
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