Museen: "Wir arbeiten am Limit"

Kirsten Baumann wird am heutigen Montag zum Vorstand der Stiftung Historische Museen gewählt. Ob sie 3,5 Millionen Euro ohne Schließungen sparen kann, ist unklar.

Schippert erst mal weiter bis April: Das Altonaer Museum, das eigentlich zum Januar 2011 schließen sollte. Bild: dpa

taz: Frau Baumann, Sie werden am heutigen Montag zum Vorstand der Stiftung Historische Museen gewählt. Wie wollen Sie das Altonaer, das Hamburg-, das Helmsmuseum und das Museum der Arbeit einen, nachdem Ihre Vorgängerin Lisa Kosok scheiterte?

Kirsten Baumann: Frau Kosok war Vorsitzende eines Kollektivvorstandes. Ich werde Alleinvorstand und somit den Direktoren gegenüber weisungsbefugt sein. Zudem kann ich über das Budget entscheiden.

Sie könnten also Museumsschließungen verordnen?

Das kann und werde ich nicht, denn die Politik erwartet von mir einen demokratischen Prozess. Das Schwierige dabei ist, dass ich die Museen einerseits zusammenführen und andererseits deren Profile stärken soll.

Was dadurch erschwert wird, dass Sie künftig 3,5 Millionen weniger haben. Diese Sparforderung ist auch nach dem Kulturgipfel nicht vom Tisch.

Nein, aber wir haben Aufschub gewonnen: Ursprünglich sollten wir ab 2011 jährlich 3,5 Mio einsparen. Jetzt müssen wir es ab 2014 tun. Bis zum 1. 4. 2011 sollen wir Konzepte vorlegen.

46, ist seit 2009 Direktorin des Museums der Arbeit. Zuvor war an der Dessauer Stiftung Bauhaus tätig.

Werden die die geforderte Einsparung erbringen?

Vielleicht.

Wie meinen Sie das?

3,5 Millionen einzusparen ist bislang lediglich die Forderung der Politik. Wir haben nie erklärt, dass wir das tun können.

In einem Interview der Welt haben Sie gesagt, dass Museumsschließungen möglich seien, das Hamburgmuseum aber sakrosankt.

Ich habe nicht gesagt, dass nur ein Museum bliebe. Ich habe nur gesagt, dass das Hamburgmuseum unantastbar ist.

Ist es denn realistisch, alle vier großen Museen zu halten?

Das muss man durchrechnen. Denkbar wären etwa Betreibermodelle wie beim Speicherstadtmuseum, einer Außenstelle des Museums der Arbeit. Hier stellt das Museum die Exponate, während der private Betreiber für Miete und Gehälter aufkommt. Abgesehen davon müssen wir bei allen Häusern über zeitgemäße Präsentationen nachdenken.

Warum erst jetzt?

Für das Hamburgmuseum ist ein Masterplan in Arbeit. Für das Altonaer Museum wird es in den nächsten Wochen runde Tische geben. Fakt ist aber: Es fehlt oft das Geld. Und da wundere ich mich schon, wie knapp Hamburgs historische Museen während der letzten Jahrzehnte gehalten wurden. Dabei gilt doch auch hier: Wenn ich ein gutes Produkt haben will, muss ich investieren. Unabhängig davon hätten sich die Museen natürlich stärker um Einnahmesteigerungen bemühen können - durch Vermietungen und die Attraktivierung der Gastronomie. Das sind aber langfristige Prozesse - vor allem, wenn Geld fehlt. Wir arbeiten nicht nur am Limit, sondern sind immer knapp unter der Wasseroberfläche.

Da will Ihnen ja die Bürgerinitiative "Altonaer Museum bleibt" helfen. Sie fordert, dass Sammlung, Grundstück und Gebäude an die Museen gehen.

Ich denke nicht, dass man den Staat aus seiner Verantwortung entlassen sollte, für die Sammlung verantwortlich zu sein.

Verantwortlich heißt?

Dass wir zum Erhalt dieser Sammlung auch einen Teil unserer Zuwendung bekommen.

An dieser Zuwendung wird ja gerade gespart.

Eben. Und das Problem wird nicht kleiner, wenn man uns die Sammlung überlässt.

Dieser Sammlung will die Stadt jetzt auch das Landesbildarchiv einverleiben, um das Denkmalschutzamt zu verkleinern.

Wir sind an den Beständen interessiert, können sie aber nur für die Öffentlichkeit fruchtbar machen, wenn wir Personal und Mittel bekommen. Zudem brauchen wir Geld, um Räume herzurichten.

Eigentlich brauchen Sie also das Geld, das man beim Denkmalschutzamt sparen will.

Ich habe in der Tat den Eindruck, dass Abwickeln genauso viel kostet wie Entwickeln.

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