Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ 27. 11. im Arsenal 1

Um Leute und Landschaften geht es in den Dokumentarfilmen Volker Koepps: In „Kalte Heimat“ (1995) begibt sich der Regisseur in den russischen Teil des ehemaligen Ostpreußen und filmt in und um Tilsit die durch die politischen Ereignisse der letzten 60 Jahre durcheinander gewürfelten Menschen verschiedener Volksgruppen. Der stets ebenso unaufdringliche wie hartnäckige Koepp lässt sich vom Woher und Wohin erzählen, Königsberger Klopse vorkochen oder von einer in der Ukraine geborenen jüdischen Lehrerin einen polnischen Tango vorsingen: Über die Vergangenheit parlieren die Protagonisten alle gern, denn was ihnen die Zukunft bringt, wissen sie in diesem Teil Europas zurzeit nicht.

„Der Pate“ 27. 11. im Z-inema“

Francis Ford Coppolas Großwerk: „Der Pate“ (1972) ist ebenso spektakuläre Familiensoap wie die Rettung des Gangsterfilms der Siebzigerjahre. Vor allem aber stellt der Film das spektakuläre Comeback Marlon Brandos dar, der ansonsten wie kein anderer bedeutender Filmstar eine ziemlich endlose Liste an miesen Werken in seiner Filmografie aufzuweisen hat. Doch in seiner Rolle als alternder Mafia-Patriarch Don Vito Corleone, mit ausgestopften Wangen, Latex-Falten und stets leise vor sich hin nuschelnd, war er so überzeugend, dass er selbst von den Studiobossen beim Ansehen der – allerdings dialoglosen – Probeaufnahmen angeblich nicht erkannt wurde. Auch in anderer Hinsicht hatte Brando Glück: Statt einer hohen Gage hatte der Mime eine Gewinnbeteiligung ausgehandelt – und bekanntermaßen war „Der Pate“ ein Riesenerfolg an der Kinokasse.

Anders als die meisten deutschen Gespenster- und Spukfilme der frühen Zwanzigerjahre wurde F. W. Murnaus unautorisierte Dracula-Verfilmung „Nosferatu“ überwiegend in natürlichen Dekors gedreht: Das düstere Schloss des Blut saugenden Grafen in den Karpaten ist hier ebenso echt wie die norddeutschen Kleinstadtgassen im fiktiven Wisborg, das Murnau aus Schauplätzen in Lübeck (das „schöne, öde Haus“, das der Graf bezieht, gehört zu den direkt an der Trave gelegenen ehemaligen Salzspeichern), Wismar, Rostock und Lauenburg konstruierte. Tatsächlich ist der ganze Film von Naturaufnahmen durchzogen: finstere Berggipfel und Wälder in den Karpaten, vor dem Werwolf scheuende Pferde, ein reißender Fluss, auf dem der Graf im Sarg zum Schwarzen Meer transportiert wird, schließlich das Meer. Wenn Ellen (Greta Schröder-Matray), die Frau des Maklers Hutter, schwermütig und wartend am Strand sitzt, umgeben von den schiefen Kreuzen eines Seemannsfriedhofes in den Sanddünen, ist die Einstellung in ihrer Komposition eindeutig von Gemälden des Romantikers Caspar David Friedrichs inspiriert, dessen Landschaftsbilder stets Seelenzustände auszudrücken suchten. Die von der Natur erzeugte Atmosphäre des Übernatürlichen ist in „Nosferatu“ wichtiger als die Action: Letztlich entsteht der Horror eher aus dem Alltäglichen, denn in seiner Inszenierung zieht Murnau die Andeutung stets vor. LARS PENNING

„Kalte Heimat“ 28. 11. im Zeughauskino