Datenerkennung von Menschen: Zeig mir dein Gesicht

Über die Straße gehen, ohne das jeder über ein Foto weiß, wer man ist - das soll weiterhin möglich sein. Die Regierung will die Datenerkennung mit dem Smartphone verbieten lassen.

Um US-Präsident Obama zu erkennen, braucht kaum jemand ein Smartphone. Bild: dpa

BERLIN dpa | Den Kölner Dom erkennt die Handy-Software "Goggles" von Google mit Leichtigkeit. Auch viele weniger bekannte Sehenswürdigkeiten identifiziert das Programm durch einen Abgleich der aktuellen Bilder einer Smartphone-Kamera mit dem gigantischen Bestand an Bilddateien, die im Index des Suchmaschinen-Giganten erfasst sind.

Und theoretisch könnte die Smartphone-Software "Goggles" auch für eine Live-Erkennung von Menschen auf der Straße ausgebaut werden. Doch Google-Chef Eric Schmidt hat öffentlich zugesichert, dass "Goggles" für die Gesichtserkennung und Identifizierung auf Mobilfunkgeräten nicht in Frage kommt. Das sei illegal und "gruselig", sagte er im August auf der Messe IFA in Berlin.

Dabei verfügt Google wie mehrere andere Softwarefirmen über das Know-how: Der aus Aachen stammende Entwickler Hartmut Neven arbeitet seit 2006 an führender Stelle bei dem Internetkonzern an diesem Thema. In einem Google-Produkt wird das Verfahren auch eingesetzt: Nutzer der Online-Bildsoftware Picasa können die Gesichter auf ihren Fotos erkennen und die Bilder entsprechend sortieren lassen. Eine ähnliche Funktion bieten die Adobe-Software Photoshop Elements 9 oder das Apple-Programm iPhoto.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) und Innenminister Thomas de Maizière (CDU) weisen auf die Gefahr hin, wenn Gesichtserkennungsprogramme ohne Zustimmung der Betroffenen mobil auf Smartphones eingesetzt werden. Ihnen reichen auch Zusicherungen von Google nicht aus.

"Es muss möglich bleiben, auf die Straße zu gehen, ohne dass jeder über ein Foto feststellen kann, wer man ist, wo man lebt und was das Internet über einen weiß", sagte der Sprecher von Aigner. De Maizière sieht "gesetzlichen Handlungsbedarf". Er will untersagen, dass Menschen auf der Straße über einen Gesichtserkennungsdienst für Smartphones live identifiziert werden können.

Bei einer gesetzlichen Regulierung würde aber auch der Einsatz von Gesichtserkennungsverfahren durch staatliche Stellen in den Blickpunkt rücken. Sicherheitsbehörden in aller Welt gelten nämlich als die intensivsten Nutzer der Technologie, um in den Bildern von Überwachungskameras live Verdächtige identifizieren zu können.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.