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Aus gegebenem AnlassEine Ode an den Schnee

Es schneit, das bedarf klarer Worte. Daher: Frostgesang und Schimpftirade auf das böse Eis. Und für den Small Talk am Tage noch die Nachrichten.

Kann so wunderschön sein. Kann: Der Schnee. Bild: ViaMoi/Lizenz: CC-by

Oh Schnee, du schöner Schnee, wir lieben dich, du kommst so überraschend, fällst in Flocken, Eiskristalle, die sich an den Händen halten, während sie zur Erde sinken, sechseckig, weiß, unschuldig. Bedecken die Erde, die Welt verhält sich, als wolle sie von vorn anfangen. Oh Schnee, du sanfter Dichter, du bist friedlich, du kostest nichts und lieferst uns die besten Ausreden:

"Sorry, Kollegen, die S-Bahn kam leider erst nach 30 Minuten" - "Nee, heute nicht zum Sport. Bei dem Schneefall bleib ich abends zu Hause und mach die Glotze an" - "Bei dem Wetter brauchst du mehr Kalorien. Schokoladenlebkuchen mit Ingwer sind gesund!" - "Im Winter bin ich nun mal langsamer, ganz im Einklang mit der Natur" - "Klimaerwärmung ist Lüge. Schau dir nur die Flocken an. Und komm mir nicht mit neuen Theorien" - "Nicht schon wieder Kino, Kinder! Geht raus und baut einen Schneemann, solange die Hundekacke zugeschneit ist, könnt ihr über die Wiese stapfen" - "Der Staatssekretär steckt leider im Schnee fest und kann Ihnen daher heute nicht Rede und Antwort stehen."

Oh Schnee, du heiliger Schnee! Wir lieben dich. Aber du kommst nicht allein. Mit dir kommt die Kälte. Und das Eis.

Oh Eis, du böses Eis! Wir hassen dich, besonders an Werktagen morgens. Deinetwegen können wir unsere Fahrräder nicht benutzen, sondern müssen uns in überfüllte U-Bahnen quetschen. Wir müssen am Morgen unsere Wanderschuhe mit Profilsohle anziehen, damit wir nicht ausrutschen und mit den warmen Tretern den ganzen Tag im überheizten Büro schwitzen.

Oh Eis, du fieses Eis! Deinetwegen holen wir uns Beulen am Hinterkopf und Schmerzen am Steißbein. Alte Frauen brechen sich die Oberschenkelhälse mit tödlichen Folgen. Du lässt Menschen vereinsamen, die keinen Besuch mehr bekommen, weil sich kaum noch einer aus dem Haus traut. Und dieser Eisbrocken, der im vergangenen Winter bei Tauwetter vom Dach des Mietshauses fiel und genau vor mir auf den Boden knallte, hätte auch das Ende bedeuten können.

Oh Eis, du gnadenloses Eis: Du bist schuld an Staus auf den Straßen. Bei minus 7 Grad wirkt nicht mal das Streusalz. Wasserleitungen frieren ein, Mineralwasserflaschen platzen im Kofferraum, Flugzeuge können sich nicht erheben. Eis, hinfort mit dir, Fluch über dich, du bist nicht mehr als gefrorenes Wasser und schwingst dich zum Herrn über unser Schicksal auf!

Und jetzt der Wetterlagebericht:

"In den nächsten Tagen bleibt es in Deutschland bitterkalt mit Dauerfrost bis minus 20 Grad. Der Schneefall lässt aber zumindest bis Samstag nach, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Donnerstag in Offenbach mitteilte. DWD-Meteorologe Peter Hartmann sagte: ,Die Zeichen stehen auf Wetterberuhigung.' " Allerdings zögen in der Nacht zum Sonntag von Westen erneut dicke Schneewolken auf. Da diese mildere Luft mitbrächten, drohe mancherorts Glatteisregen.

Am Freitag und Samstag werden die Temperaturen tagsüber bei minus 8 bis minus 3 Grad liegen. (dpa)

"Mit Eiseskälte und Schnee hat der Winter den Verkehr in Deutschland und vielen Teilen Europas im Griff. In Deutschland ging am Donnerstag im Bahn- und Straßenverkehr streckenweise nichts mehr, im Flugverkehr gab es Verspätungen. Während die Flughäfen in Frankfurt am Main, Berlin-Tegel, Stuttgart, München und Düsseldorf Verspätungen meldeten, blieb der Londoner Flughafen Gatwick wegen Schnees bereits den zweiten Tag in Folge geschlossen.

Reisende, die auf die Bahn setzten, kamen auch oft stundenlang nicht weiter.

Nach Angaben der Bundesbahn strandeten in der Nacht 3.000 Fahrgäste in ihren Zügen, in Frankfurt am Main übernachteten 200 Reisende auf dem Hauptbahnhof, weil ihre Züge nach Osten gestoppt wurden und in Hotels keine Zimmer mehr frei waren." (dapd)

"Fernreisende mit der Bahn erhalten eine Erstattung erst ab einer Verspätung am Zielort von mehr als 60 Minuten … Wenn ein Flughafen aufgrund des Wetters gesperrt werden muss, gilt das als höhere Gewalt. Airlines müssen in diesem Fall keine Entschädigung zahlen." (afp)

Oh Schnee, oh Eis, oh Kälte: Ihr seid Entschleunigung - kurzum: die reinste Poesie.

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2 Kommentare

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  • W
    Westberliner

    Es ist ein echtes poetisches Vergnügen diese "Ode an den Schnee".

     

    Danke

  • I
    Ice-Heiliger

    Klasse! Das macht richtig Spaß zu lesen. Nur der letzte Satz ist missraten.