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Neues Spiele-Angebot OnliveWeg von der DVD, hinein in die Wolke

Der "Cloud-Gaming"-Dienst Onlive verspricht ein großes Angebot digitaler Spiele - komplett übers Internet. Er lässt sich nun auch in Europa nutzen.

Will nur spielen: Onlive. Bild: screenshot onlive

Wenn es nach dem "Cloud Gaming"-Dienst Onlive geht, dann hat die klassische Spiele-DVD bald ausgedient. Statt Games auf dem Rechner zu installieren, laufen sie auf eigens eingerichteten Highend-Servern in der "Cloud", also im Internet. Onlive ist der erste Dienst seiner Art und wird seit dem vergangenen Sommer getestet - bisher nur in den USA. Erst seit wenigen Tagen ist er auch in Europa verfügbar.

Noch ist die Auswahl an Spielen bei Onlive eingeschränkt. Beim Test zählten wir knapp drei Dutzend Titel. Nicht alle davon sind Vollpreis-Tophits wie etwa "Assassin's Creed II" oder "Dirt 2". Auch einige eher dürftige Casual Games fanden sich in der Liste, die man sich problemlos in drei Minuten aus dem Internet herunterladen und auf dem PC installieren kann.

Onlive betont, dass das Unternehmen sein Angebot ständig erweitern werde. Entsprechende Verträge mit großen Spielekonzernen wie Atari, Eidos, Electronic Arts, Take-Two, Ubisoft, Epic, Codemasters oder THQ liegen vor und werden gerne zitiert. Doch es scheint einige Zeit zu dauern, bis sich deren Titel auch wirklich auf der Plattform wiederfinden.

Möglicherweise liegt es auch daran, dass Onlive bislang immer noch nicht weltweit verfügbar ist. Zwar kann ein Nutzer von überall her auf das Angebot zugreifen, wenn zuvor ein Account eröffnet wurde, doch in vollem Umfang nutzbar ist er nur in den USA. Dort hat Onlive seine Rechenzentren stehen und garantiert, dass Spieler, die höchstens 1600 Kilometer voneinander entfernt sitzen, ordentlich "gamen" können.

Von Deutschland aus lässt sich Onlive auf Mac und PC installieren und man kann das Angebot durchstöbern. Beginnt man aber eines der Spiele - die meisten dürfen 30 Minuten lang kostenlos getestet werden -, fangen die Probleme an. Die Bildauflösung ist gut, wenn der PC per Kabel mit dem Internet verbunden ist, und via Wlan noch mittelmäßig. Doch beim Versuch, in einem First-Person-Shooter vernünftig zu zielen, wird schnell klar, dass die Eingaben zu spät beim Server ankommen. Verzögerte Bewegungen der Spielfigur bringen keinen Spaß.

Dagegen hilft nur, dass Onlive Server in Europa installiert. Das ist längst geplant, Verträge mit der British Telecom existieren bereits und auf dem Kontinent wird verhandelt. Unklar ist bislang, ob Onlive hierzulande anders aussehen wird als in Amerika. Denkbar wären zudem Pauschaltarife für Kunden bestimmter Provider.

Momentan verfügt Onlive über drei Modelle. Da wäre zunächst der vollständige "Kauf" eines Titels - sodass man ihn jederzeit und beliebig oft spielen kann. Die Preise sind erstaunlich hoch, höher zumindest als manches Angebot bei Amazon und Co. Auch kurze Mietzeiten sind möglich, etwa 5 Dollar (3 Euro 80) für drei Tage. Mit einer Spieleflatrate kann man sich schließlich für moderate 10 Dollar (7 Euro 60) im Monat im kompletten Katalog bedienen. Neue Titel sind dort allerdings nicht enthalten.

Technisch ist Onlive interessant. Der Firmengründer, Multimedia-Spezialist Steve Perlman, hat eigene Kompressionsalgorithmen entwickeln lassen, damit die Spiele schnell genug beim Benutzer landen. Auch soll Onlive auf allen Plattformen nutzbar sein - selbst auf langsamen Rechnern. Beim Test auf einem Mac zeigte sich, dass allein das Anzeigen der Videos dem Rechner durchaus Leistung abfordert. Fürs iPad gibt es bislang nur einen "Viewer", mit dem man Spiele anderer Onlive-Nutzer betrachten, selbst aber nicht spielen kann.

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4 Kommentare

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  • J
    Jussuf

    Also zum Stromverbrauch des Internets gibt es schon einige Erhebungen; man läuft da, wenn man's wissen will, nicht durch völlige Leere - ernüchternde Zahlen freilich.

     

    Der Vorteil liegt, wie schon beschrieben, darin, dass der Hardwarehunger mancher Spiele sich nicht unmittelbar auf die eigene Hardware abwälzt. Für manche Spiele ist das völlig irrelevant - die spiele ich möglichst ohne jede Gängelei bis zum Sankt Nimmerleinstag, bei manchen epischen Abenteuern, die doch nur im Budget Sinn machen, weil zu kurz oder schlicht zu rechenintensiv, spar ich mir den Weg zum E-Handel und zock sie über so eine Plattform. Einen Markt seh ich da schon, aber bloß nicht als Zukunft des Gamings.

     

    Zocken bei Ego-Shootern macht mit hohem Ping auch so keinen Spaß, wenn der Matchmaker oder das Serverangebot mangels Angebot auch so auf US-Boden o.ä. führt. Da seh ich kein Argument - DSL gibt's entgegen manch landläufiger Randerfahrung hier auch wie Sand am Meer, also lasst es kommen!

  • D
    DeinName

    Der große Vorteil liegt darin, dass die Spiele auf den Servern und nicht auf deinem eigenen Computer berechnet werden. So können auch auf älteren Computern oder Notebook ohne Grafikkarte, grafisch anspruchsvolle Spiele gezockt werden.

  • F
    fred

    Kritische Stimmen gibt es diesbezüglich mehr als genug. Gerade in der "Zocker"-Gemeinde ist man eher abgeneigt, da befürchtet wird, dass die Spiele in Zukunft nicht mehr gemoddet werden und das die Hardwareentwicklung für Privatanwender gebremst wird.

    Die neueren Spielen verlangen meißt eh eine Internetverbindung, wo es ja auch schon jede Menge Beschwerden gab (z.B. Assassins Creed 2).

    Was den Stromverbrauch angeht denke ich, dass es durch dieses System zu Einsparungen kommt, da die Produktion der Datenträger abnimmt und folglich auch weniger Logistik von Nöten ist. Der Markterfolg hängt meines Erachtens stark davon ab, wie weit die Netze ausgebaut werden. Noch steht vielen Menschen in Europa kein DSL zur Verfügung.

  • TF
    Thomas Fluhr

    Wo liegt der Vorteil? Diese Clouds führen dazu, dass dauerhaft eine Internet-Verbindung aufgebaut bleibt, nicht nur bei Spielen. Die Abhängigkeit von Servern und Anbieter wird immer größer. Der verursachte Stromverbrauch dürfte enorm sein, interessanterweise gibt's zum Stromverbrauch des Internets kaum Daten, das kratzt zu sehr am Image. Zugleich besteht die ganze Zeit verdeckter Zugriff auf den Rechner, wo niemand genau weiss was und wer im Rechner rumsucht etc. Wo bleiben die kritischen Stimmen? Viele Probleme könnten verringert werden, wenn man ab und zu aus dem Internet aussteigt, Verbindung beendet. Dann kann auch niemand unbemerkt die Kamera einschalten.