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Auf Berlins Straßen unterwegsDie ersten E-Transporter sind da

Verkehrsminister Ramsauer fördert Elektrolaster, um weg vom Öl zu kommen. Nur das hilft wenig. Eine wirkliche Alternative stellen die neuen LKWs nämlich nicht dar.

Nimmt für die Fotografen selbst hinter dem Steuer Platz: Peter Ramsauer. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Spedition Meyer & Meyer bekommt vom Staat 242.000 Euro, damit sie die Berliner Filialen der Modekette C&A künftig mit zwei Elektro-Kleinlastern beliefert. Zwölf Stunden lang müssen die Wagen ans Stromnetz, um am nächsten Tag 165 bis 200 Kilometer unterwegs sein zu können.

Äußerlich sehen die Wagen aus wie normale 7,5-Tonner aus dem Hause MAN. Allerdings hat die holländische Firma AGV Dieselmotor, Getriebe, Kühlung ausgebaut und durch einen Elektroantrieb und schwere Batterien ersetzt. Am Dienstag sind die Transporter in Berlin vorgestellt worden.

"Wir brauchen Konzepte, die dem wachsenden Verkehr gerecht werden und uns unabhängig vom Öl machen", erklärte CSU-Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Er hat 130 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II abgezweigt, um in acht Modellregionen Chancen der Elektromobilität erforschen zu lassen. Als Gegenleistung für den Einsatz der leisen Transportfahrzeuge stellt er die Freigabe des nächtlichen Lieferverkehrs in Aussicht.

Die Elektromobilität wird sich auch auf lange Frist allerdings auf innerstädtische Transporte und kleine Fahrzeuge beschränken. Fachleute sind sich einig, dass ein 40-Tonner nicht mit Batterien betrieben werden kann. Zum einen wären die Akkus zu schwer, zum anderen erscheint die geringe Reichweite einer Batterieladung aus Sicht der Speditionen als nicht akzeptabel. Außerdem können Autos auf Landstraßen und Autobahnen - anders als in der Stadt - kaum Bremsenergie gewinnen, sodass die erreichbaren Entfernungen im Überlandverkehr deutlich unter denen in der Stadt liegen.

Wirkliche Alternativen zum Diesel-Brummi gibt es bisher keine - und auch die Forschungsabteilungen der großen Hersteller beschäftigen sich nicht ernsthaft mit einer Zukunft, in der das Öl immer knapper und teurer wird. Vom technischen Standpunkt aus seien mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen der beste Ersatz, sagt der Verkehrswissenschaftler Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin.

Schon heute fahren in der Hauptstadt einige Busse damit herum. Ihre Tanks sind aufgrund der dicken Wände allerdings voluminöser als bei konventionellen Modellen, und auch die Vorrichtung zum Kühlen des Wasserstoffs benötigt Platz. "Das zentrale Problem aber ist der irrsinnig aufwändige Aufbau einer Infrastruktur", sagt Canzler. Nicht nur ein flächendeckendes Tankstellennetz sei notwendig, sondern auch eine permanente Kühlung des flüssigen, leicht flüchtigen Wasserstoffs auf unter 250 Grad minus.

MAN stellte die Entwicklung von Wasserstoffverbrennungsmotoren im vergangenen Jahr ein und kündigte an, die Aerodynamik der Fahrerhäuschen verbessern zu wollen. Ansonsten hofft der Konzern darauf, dass mehr Biosprit auf den Markt kommt. Daimler hat nur Brennstoffzellen-Busse im Angebot. "Beim Lkw gibt es zum Diesel in den nächsten Jahrzehnten keine Alternative", sagt ein Ingenieur aus der Branche.

Derweil rechnet das Bundesverkehrsministerium damit, dass der Gütertransport auf der Straße in diesem Jahr wieder um zehn Prozent gewachsen ist und auch künftig weiter zulegt. Für dieses Problem haben Peter Ramsauer und die Lkw-Hersteller bisher keine Lösung präsentiert.

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6 Kommentare

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  • J
    Jörn

    normalerweise sind Artikel mit naturwissenschaftlichem oder technischem Bezug in der TAZ besser als in anderen Medien. Dieser aber ist grottenschlecht recherchiert und hätte den Fahradayschen Käfig nie verlassen dürfen.

     

    1.) Alternative zum Diesel-Brummi Fernverkehr: Verladung des Brummis in Hubs auf die Schiene, unterwegs kann er auch aufgeladen werden. Die Bahn muss aber endlich den Güter-Fernverkehr von Grund auf sanieren.

     

    2.) Alternative zum Wasserstoff-Tank: Katalytische Synthese von Methan aus Wasserstoff und Kohlendioxid, sehr erfolgreiche Versuche zur Zeit.

     

    3.) Für kommerzielle Anwendungen (viele Nutzfahrzeuge des gleichen Maschinentyps) macht es Sinn über das Vorhalten von geladenen Akkus an Tankstellen und Servicestationen nachzudenken.

     

    4.) Wie schon erwähnt ist die _GEWINNUNG_ von Bremsenergie physikalischer Unsinn, das Recycling von verbrauchter Energie über die Bremse ist aber ein Vorteil den der Elektroantrieb IMMER gegenüber dem Diesel hat, mal mehr, mal weniger. Es macht also auch Sinn über Hybridmotoren nachzudenken.

     

    5.) Wer kann mal bitte Zahlen liefern, wieviel Prozent der Transporte sind Fernverkehr, wieviel Prozent sind hingegen einer Akkuladung zu erreichen? Dem Recherchör is nix zu schwör dachte ich immer.

     

    Alles in allem enthält der Artikel so viele lose Enden, dass es Sinn macht, gleich einen Neuen zu schreiben. Ich warte gespannt.

  • R
    redlin

    Ramsauer war nie durch Intelligenz aufgefallen, aber mittlerweie gibt er ja schon den Grenzdebilen. Nächtliche Warenanlieferung wird durch Elektroantriebe nicht besser, solange dabei Türen knallen und Gitterpaletten übers Kopfsteinpflaster rumpeln. Von den Nachteilen für die Beschäftigten ganz abgesehen. Vielen Dank, CSU, für solche Überflieger im Amt!

  • HH
    Hans Höfer

    Elekromobilität ist kein neues Thema. Die elektrische Strassenbahn gibt es nun schon seit vielen Jahren. Sie könnte innerstädtisch auch für den Güterverkehr eingesetzt werden, wenn es politisch gewollt wäre.

     

    Die Tram macht manches besser als die "neue" Elektromobilität:

     

    1. Sie muß keine schweren, teuren Batterien durch die Gegend fahren, weil sie ihre Energie leitungsgebunden bezieht.

     

    2. Sie ist durch die Nutzung der Rad-Schiene-Technik effektiver als Gummi auf Asphalt.

     

    Die Elektromobilität sollte viel stärker gefördert werden als bisher, man sollte sich dabei aber auf den Schienenverkehr konzentrieren.

  • B
    Branko

    1. Der Ersatz für den Autobahn-Brummi ist die Schiene.

    -> Diskussion "Wieso klemmt die Deutsche Bahn AG 50% der Fabriken vom Schienennetz ab und verlegt systematisch den Güterverkehr von der Schiene auf die Straße - als Bahn(!) wohlgemerkt - und was kann und sollte der Staat dagegen unternehmen?"

     

    2. Der Löwenanteil aller Fahrten, private Mobilität genauso wie Gütertransport finden auf Kurz- und Mittelstrecken, vorwiegend innerstädtisch statt.

    Also genau dort, wo man mit Bahn und Batterieantrieben hervorragend arbeiten kann.

     

    Auch hierzu wieder DB AG -> systematische Stilllegung regionaler Kurzstrecken und Pendlerlinien.

     

    3. Vergesst diese Blödsinnsidee vom Wasserstoff!

    Alle Leute labern immer wieder vom Wasserstoff - nämlich die, die keine Ahnung haben!

     

    3.1)Richtig ist, daß Wasserstoff bei Verwendung in einer Brennstoffzelle den bestmöglichen Wirkungsgrad erzielt - ja, richtig.

    ABER(!)

    der Wirkungsgrad bei der Herstellung von Wasserstoff ist derartig beschissen, daß der Gesamtwirkungs (Multiplikation beider Wirkungsgrade

  • WB
    Wolf-G. Biermann

    Toll, hab´s wohl verpasst: Das perpetuum mobile wurde erfunden:

     

    "Außerdem können Autos auf Landstraßen und Autobahnen - anders als in der Stadt - kaum Bremsenergie gewinnen, sodass die erreichbaren Entfernungen im Überlandverkehr deutlich unter denen in der Stadt liegen." :)

     

    Was ist denn das für ein Unsinn, hier rächt sich, daß man Journalisten ein Abi ohne Physik erlaubt.......

     

    gruß wolf

  • F
    Florian

    "Wirkliche Alternativen zum Diesel-Brummi gibt es bisher keine"

     

    Doch! Einfach mehr Transporte per Bahn oder Binnenschiffen durchführen. Oder gleich viel weniger unnütz hin- und herfahren, nicht nur den Atommüll.