Kommentar Protest gegen Hochspannungsleitungen: Strommasten bleiben auf Abstand

Die jüngsten Erfahrungen haben gelehrt, Großprojekte zu hinterfragen. Aber wie solche Projekte selbst muss auch der Widerstand dagegen Sinn ergeben.

Direkt unter einer Höchstspannungsleitung zu stehen ist schon ein wenig unangenehm: Es knistert laut, und die Vorstellung, dass da 380.000 Volt fließen, lässt einen schnell weitergehen. Verständlich also, wenn man sich gegen eine solche Stromtrasse unmittelbar über dem eigenen Haus wehrt.

Doch dieses britzelnde Geräusch ist nur in unmittelbarer Nähe der Leitung zu hören. 400 Meter entfernt herrschen definitiv Ruhe und Frieden. Nach der zum Jahresende angekündigten Änderung des Erdverkabelungsgesetzes muss eine Leitung unter die Erde verlegt werden, wenn sie näher als 400 Meter am Wohngebiet vorbeiführt.

Wo also ist das Problem mit den Stromleitungen von Niedersachsen gen Süden, die zu einem großen Teil nötig sind, um aus Windkraft oder Biosgasanlagen gewonnene Energie zu transportieren? Von den Bürgerinitiativen vorgebrachte "Argumente" - wie jenes, die Landwirte hätten Angst um die Funktion ihrer Geräte -, schwächen eher ihre Position. Und vermitteln den Eindruck, dass sich hier rückwärtsgewandte Verhinderer zusammengetan haben, die die Strommasten schlicht und einfach hässlich finden.

Die jüngsten Erfahrungen haben gelehrt, Großprojekte zu hinterfragen. Aber wie solche Projekte selbst muss auch der Widerstand dagegen Sinn ergeben - und darf nicht nur auf Befindlichkeiten basieren.

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Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete lange für die taz nord als Autorin und CvD sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Sie gibt an der Uni Bremen seit 2013 Schreib-Workshops. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

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