Kommentar Berlusconis Sex-Affäre: Showdown in der Sexaffäre

Bisher ging Berlusconis Strategie, das politische Amt als juristischen Schutzschild zu missbrauchen ganz gut auf. Doch schon bald könnte seine Regierung der Vergangenheit angehören.

Als seine Frau vor zwei Jahren öffentlich mit Silvio Berlusconi brach, schrieb sie, sie könne nicht an der Seite eines Mannes bleiben, "der mit Minderjährigen verkehrt". Ihr Gatte sei ein Mann, "dem es nicht gut geht", setzte sie nach. Und der sich, darf man der Staatsanwaltschaft Mailand glauben, darüber hinaus auch schwerer Verbrechen schuldig gemacht hat - als wissender Freier einer minderjährigen Prostituierten und als Politiker, der seine Stellung missbrauchte, um seinen Umgang mit ihr zu verdecken.

Diesmal wird es eng für Berlusconi. Seit 17 Jahren schlägt er eine staatsanwaltschaftliche Attacke nach der anderen zurück - mit immer neuen Gesetzen, Verzögerungstaktik und Kampagnen gegen die "roten Roben". Gut möglich, dass Silvio Berlusconi aus diesem Grund 1994 überhaupt erst in die Politik ging. Andernfalls "würden wir jetzt unter Brücken schlafen oder im Gefängnis sitzen", bekannte der Chef seines Medienkonzerns, Fedele Confalonieri, schon vor Jahren.

Bisher ging Berlusconis Strategie, das politische Amt als juristischen Schutzschild zu missbrauchen ganz gut auf. Und mag sein, dass der Premier und Medienunternehmer ernsthaft glaubte, er könne sich nunmehr alles erlauben, nachdem er auch die Skandale um die 17-jährige Noemi sowie um Sexpartys scheinbar schadlos überstanden hatte.

ist Italien-Korrespondent der taz.

Doch jetzt steht er vor dem finalen Showdown mit den ihm verhassten Staatsanwälten. Wieder werden seine Verteidiger alle Register ziehen und eine Kampagne lostreten, um den Premier zum Opfer zu stilisieren. Doch wenn die Ermittler klare Beweise für ihre Anschuldigungen gegen Berlusconi vorlegen, dann dürfte das nicht mehr reichen - und seine Regierung bald der Vergangenheit angehören.

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Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.

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