Deutschlands Universitäten plötzlich kopflos

Rektorenpräsident Gaehtgens tritt überraschend zurück. In höchster Not stehen die Hochschulen nun ohne Stimme da

BERLIN taz ■ Schön, dass auch die Herren Professoren noch toben können. Tumultartige Szenen trugen sich gestern bei den Hochschulrektoren zu, als sie hörten, dass ihr Präsident die Brocken hingeworfen hat. Fristlos. Mit sofortiger Wirkung. Die Versammlung, eigentlich einberufen, um der Politik wegen der Föderalismusreform so richtig den Marsch zu blasen, machte gleich mal Pause. Und rätselte auf den Fluren, wie es ohne Peter Gaehtgens weiter gehen soll.

Für die Hochschulen und ihre Rektoren ist Gaehtgens’ Demission eine mittlere Katastrophe: Sie stehen kopflos da in einem Moment höchster Not. Zwar sind die Unis bei Studierwilligen so beliebt wie nie, auf 2,5 Millionen Studierende steigt ihre Zahl bis 2012. Aber mehr Geld für die bereits jetzt gnadenlos unterfinanzierten Unis ist nicht zu erwarten. Schon gar nicht nach der Föderalismusreform, mit der die Hochschulen finanziell künftig voll von den Bundesländern abhängen, bei denen 11 von 16 quasi zahlungsunfähig sind.

Aber nix da. Kein Putsch der mächtigen Rektoren aus dem Süden jagte Gaehtgens aus dem Amt. Niemand kritisierte seine „glänzende Amtsführung“, wie ein Kollege den verflossenen Präsidenten bejubelte. Es sind nicht politische, sondern persönliche Gründe. „Es hat sich im geschäftsführenden Präsidium eine Konstellation ergeben“, heißt das im geschraubten Rektorenduktus, „welche die Arbeit der HRK behinderte.“ Zu Deutsch: Präsident Gaehtgens und seine Generalsekretärin haben so eng zusammengearbeitet, dass sich die vielen Vizepräsidenten ausgeschlossen fühlten.CHRISTIAN FÜLLER