Nach Hamburg zum Vergnügen

TOURISMUS Zwölf Prozent Zuwachs im vergangenen Jahr. Vor allem Schweizer kommen gerne an die Elbe

94 Prozent der Hamburger fühlen sich durch Touristen „nicht beeinträchtigt“

Der Tourismus ist in Hamburg zu einem großen Wirtschaftsfaktor geworden – und seine Bedeutung nimmt rasant zu. Acht Milliarden Euro haben Übernachtungsgäste im vergangenen Jahr in der Hansestadt liegen lassen. Das entspricht knapp einem Zehntel des Bruttosozialprodukts. Mit einem Übernachtungs-Zuwachs von knapp zwölf Prozent hat es die Stadt auf Rang zehn der Top-Ziele in Europa geschafft. Und laut einer Umfrage der städtischen Tourismus-GmbH sind die Hamburger davon noch nicht mal genervt: 83 Prozent schrieben dem Tourismus segensreiche Wirkung zu.

Mit der Hamburger Übernachtungszahl von 10,6 Millionen können die anderen norddeutschen Großstädte nicht mithalten. Hannover verzeichnete 2011 rund 2,1 Millionen Übernachtungen, das Land Bremen 1,9 Millionen. In der Liga der großen deutschen Städtereiseziele hat Hamburg in den vergangenen zehn Jahren mit einer guten Verdoppelung mit am stärksten zugelegt. Hannover legte nur um das 1,3-Fache zu, Berlin verdreieinhalbfachte die Zahl.

Die allermeisten Hamburger Gäste – 78 Prozent – kommen aus Deutschland. Unter den Ausländern ist die Stadt besonders unter Schweizern, Dänen und Briten beliebt, US-Amerikaner liegen auf Rang sechs. Verdoppelt hat sich im vergangenen Jahr die Zahl der Reisenden aus den Staaten am Golf von Arabien.

Nach Hamburg kommen die Leute anscheinend vor allem, um sich zu vergnügen. 70 Prozent kommen als Touristen im eigentlichen Sinn, 30 Prozent als Geschäftsreisende. Allein zu Messen und Kongressen reisten eine Million Menschen an. Ebenso viele kamen, um sich ein Musical anzuschauen. Die Branche reagiert bereits: Zu den vorhandenen drei Musical-Theatern wird gerade ein neues gebaut, ein fünftes wird geplant, für weitere gebe es Interessenten, sagt der Chef von „Hamburg Tourismus“, Dietrich von Albedyll.

Als Gründe für das Interesse vermuten Albedyll und seine Kollegen Hamburgs Lage am Wasser und das viele Grün. Dazu kämen die Szeneviertel, aber auch die mondänen Stadtteile. Außerdem gebe es immer wieder Events als Reiseanlässe: Cruise- oder Harley-Days oder auch das Reeperbahn-Festival.

Angesichts genervter Stimmen in Berlin über die vielen Touristen haben die Hamburger Vermarkter vor gut einem Jahr die Stimmung unterm Volk erforschen lassen. 94 Prozent der Hamburger fühlen sich demnach durch Touristen „nicht persönlich beeinträchtigt“. Unter denen, die eine positive Wirkung erkennen, sehen das drei Viertel ökonomisch, ein Drittel erkennt Vorteile für die Lebensqualität. 14 Prozent sagten Negatives über den Tourismus. „Wir müssen aufpassen, dass das was hier passiert, verträglich ist mit der Bevölkerung“, sagt der Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos).  GERNOT KNÖDLER