KLIMAWANDEL
: Die „Bungee-Seile der Natur“ werden weich

BOSTON | Die vom Klimawandel verursachte Erwärmung der Ozeane macht es für Muscheln deutlich schwerer, sich am Meeresgrund festzuhalten. Je wärmer das Wasser wird, desto weicher werden die faserigen Fäden, mit denen Muscheln sich an Steine oder andere Muscheln klammern. „Wenn die Meerestemperaturen steigen, neigen diese Fäden eher zum Reißen – und die Muschel fällt ab“, berichtete die US-Biologin Emily Carrington auf einem Kongress in Boston. Normalerweise seien die Fäden so stark, dass man sie als „die Bungee-Seile der Natur“ bezeichnen könne, erläuterte die an der University of Washington in Seattle forschende Carrington. Sogar Wellen, die mit dem Druck eines fast 1.000 Kilometer pro Stunde fliegenden Düsenjets über die Muscheln hinwegrollen, halten die „Bungee-Seile“ der Weichtiere problemlos aus. Steigt allerdings die Temperatur um rund 7 Grad Celsius, dann werden die Fäden um 60 Prozent weicher, haben die Biologen herausgefunden. „Muscheln sind wichtige Tierarten in steinigen Gezeitenbereichen“, sagte Carrington. „Wenn sie sich loslösen, dann ist auch der Lebensraum unzähliger anderer Organismen verloren.“ (dpa)