Kommentar Konsum-Milleniumsziele: Die richtige Globalisierung

Die "Konsum-Milleniumsziele" sind eine gute Idee. Auch wenn sie nicht einklagbar sind: Sie bauen politischen Druck auf und drehen unseren Blick auf die Globalisierung um.

Gute Ideen zeichen sich oft dadurch aus, dass sie ganz simpel sind und ein Problem aus einem neuen Blickwinkel sehen. Der Vorschlag, die Millenniumsziele der UN auf die Industriestaaten auszuweiten, gehört zu dieser Kategorie. Denn eigentlich leuchtet es sofort ein, dass die reichen Ressourcenfresser dieser Welt ebenfalls Grenzen und Ziele brauchen, wenn eine lebenswerte Entwicklung für alle möglich sein soll. Die Idee ist aber noch wichtiger, weil sie zeigt, wie Globalisierung aussehen muss.

Denn die Debatte um "Entwicklungshilfe" hat sich verändert. Es geht inzwischen um weit mehr als Almosen für die Armen. Doch die Millenniumsziele der UN verbleiben nach wie vor in dieser Logik: Um Hunger, Bildungsarmut und Mangel an Lebenschancen zu bekämpfen, sollen die Industrieländer den armen Staaten unter die Arme greifen. Das ist aus ökonomischen, sozialen und ökologischen Gründen ebenso richtig wie aus historischen und humanitären Erwägungen.

Doch es zementiert die Logik, dass der Norden agiert und den Süden alimentiert. Und dass alles so bleibt, wie es ist. Wenn sich aber in den Industriestaaten nichts ändert an der Produktion von Waren, am Handel mit dem Süden und den Leitbildern des Konsums, dann nützen auch die schönsten Erfolge bei den Millenniumszielen wenig.

ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt bei der taz.

Schließlich zeigt die Idee, diese Konsumziele für den Norden breit zu diskutieren, wie es das "Worldwatch Institute" begonnen hat, den richtigen Weg. Denn eine Halbierung der Fettleibigkeit, die Reduktion von Treibhausgasen oder gerechtere Steuern erfordern Maßnahmen, die in demokratischen Ländern keine Gewinnerthemen sind.

Natürlich könnten solche Ziele oder Selbstverpflichtungen nicht eingeklagt werden, aber sie würden politischen Druck aufbauen. Und sie würden unseren Blick auf die Globalisierung umdrehen: Die bringt nicht nur Chancen für den Export, sondern auch die Pflicht zu Importen – in dem Fall von Verantwortlichkeit.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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