UNTERM STRICH

Absurd, unernst, virtuos. Der britische Sänger und Gitarrist Kevin Ayers war Hippie durch und durch. Ein Kind der Psychedelic-Ära, die er als Gitarrist der Band Soft Machine maßgeblich ins Rollen brachte. Bei Soft Machine bildete Ayers mit seiner Baritonstimme den Gegenpart zum hellen Organ des singenden Drummers Robert Wyatt. Aber Ayers hatte die Fusion von Jazz und Rock, wie sie Soft Machine mit Verve betrieben, bereits nach dem 1968 erschienenen Debütalbum über und entschloss sich unter dem Eindruck einer Tournee an der Seite von Jimi Hendrix zu einer Solokarriere.

Zwischen 1969 und 1974 veröffentlichte Kevin Ayers fünf Soloalben mit genialen, illusionistischen Popsongs, irrlichternden Singer-Songwriter-Momenten und einem Schuss britischer Exzentrik. Zunehmend offenbarte sich auch ein Künstler, der das Anforderungsprofil des Rock ’n’ Roll durch Unzuverlässigkeit torpedierte. Drogen übernahmen die Hauptrolle, als Ayers auf die Balearen emigrierte und weiter nach Südfrankreich, wo er Musik veröffentlichte, die die Unmittelbarkeit der frühen siebziger Jahre vermissen ließ. Die Wiederentdeckung dieses unruhigen Geistes ließ bis 2003 auf sich warten, als sein Frühwerk neu editiert wurde. Am Montag ist Kevin Ayers im Schlaf gestorben. Er wurde 68 Jahre alt.