BILDUNG: Hochschul-Kooperation mit Kosovo

Der frühere Bremer Hochschul-Chef Ronald Mönch ist Gründungsrektor der Uni Prizren. Bremen unterstützt deren Aufbau technisch und mit Austauschprogrammen

Rektorin Luckey und ihr Vorvorgänger Mönch bei der Vertragsunterzeichnung Bild: HB

Schon zur International Summerschool der Hochschule Bremen könnten die ersten KosovarInnen vor Ort sein: Gestern vereinbarte die Hochschule mit der Universität Prizren eine langfristige Zusammenarbeit, in deren Rahmen bis zu zwanzig Studierende pro Jahr zu Austauschsemestern nach Bremen kommen sollen. Innerhalb der rund 300 internationalen Kooperationsabkommen der Hochschule ist das mit Prizren durchaus etwas Besonderes: Die dortige staatliche Universität existiert erst seit einem Semester.

"Wir wollen den Aufbau organisatorisch und inhaltlich unterstützen", sagt die Bremer Rektorin Karin Luckey. Dass das just in Prizren geschieht, ist kein Zufall: Der dortige Gründungsrektor Ronald Mönch war von 1982 bis 2001 in gleicher Funktion an der Hochschule Bremen. Prizren ist die zweite Universität des erst drei Jahre alten Staates Kosovo.

Auch die Uni in Prishtina setzte auf personellen Input aus dem hiesigen Nordwesten: Der Oldenburger Soziologe Michael Daxner fungierte als "Internationaler Leiter" der mittlerweile 50.000 Studierende umfassenden Hauptstadt-Universität.

In Prizren sind bislang 3.000 KosovarInnen für Fächer wie Informatik, Germanistik und Betriebswirtschaftslehre eingeschrieben - letztere hält Mönch allerdings für "überdimensioniert": Kosovo sei ohnehin schon "voller Businessmen auf der Suche nach dem schnellen Dollar". Auch die Germanistik sei eine im Grunde brotlose Kunst. Alternativ will Mönch, dessen Engagement auf ein Jahr begrenzt ist, Studiengänge wie Medizintechnik oder Mechatronik ausbauen.

Mönch ist ein erfahrener Hochschul-Organisator. Nach seinem Ausscheiden in Bremen wurde er Rektor der privaten Apollo University of Applied Sciences, die allerdings schon wenige Monate später ihre deutschen Standorte schloss. Anschließend war Mönch unter anderem als Senior Consultant des "Centrums für Hochschulentwicklung" (CHE) der Bertelsmann-Stiftung tätig, durch die er nach Prizren kam. Das oft als "neoliberal" kritisierte CHE begleitet die Gründung der Universität. Dass Mönch dann auch noch deren Gründungsrektor wurde, sei einem Zufall zu verdanken, sagt Mönch. Demnach saß er gerade im Auto des Wissenschaftsministers, als dieser von der Absage "des letzten aussichtsreichen Kandidaten" erfuhr.

Mönchs strategisches Geschick ist unbestreitbar: Die Uni Prizren nutzte bereits ihre Eröffnungsfeier, um den Oberbefehlshaber der KFOR-Truppen zu ihrem Ehrendoktor zu machen. Von ihm hofft Mönch eines Tages das Kasernen-Gelände von Prizren zu erben: "Das soll der Zentralcampus werden." Dann sollen auch Bremer StudentInnen und Lehrende zu dessen Nutzern zählen. Luckey verweist darauf, dass ein Drittel der Hochschul-StudentInnen einen migrantischen oder internationalen Hintergrund habe. Da in Prizren auch auf türkisch gelehrt werde, sei ein Austausch attraktiv.

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