Umweltzone macht Luft etwas weniger dreckig

LUFTQUALITÄT Weniger Schadstoffausstoß, weniger alte Autos: Eine Studie bescheinigt der Umweltzone erste Erfolge – was ihre Gegner stets bezweifelt haben. Das Problem für die Wissenschaftler ist jedoch: Nicht nur der Verkehr beeinflusst die Belastung

Sie ist und bleibt unbeliebt. Wenn am 1. Februar die zweite Stufe der Umweltzone endgültig in Kraft tritt, weil ab dann auch kontrolliert wird, hat sie einiges hinter sich: Elf Autofahrer gingen gerichtlich gegen die erste Stufe vor. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) forderte, die zweite Stufe bis März auszusetzen. Und wer sein Auto umrüsten lassen musste, schob es gern bis zur letzten Minute auf, sodass die Bezirksämter im Dezember von Anträgen auf Ausnahmegenehmigungen überschwemmt wurden.

Doch die Senatsverwaltung für Umwelt hat ein Ass im Ärmel: Nachdem der Sinn der Umweltzone vor ihrem Start stets mit – theoretischen – Modellrechnungen belegt werden sollte, hat die Verwaltung in diesem Jahr eine erste Wirkungsanalyse vorgestellt. Demnach bringt die Maßnahme tatsächlich messbare Ergebnisse.

Weniger alte Stinker

Zum Beispiel bei der Fahrzeugflotte: Wer nach Einführung der ersten Stufe der Umweltzone mit seinem Fahrzeug in die Innenstadt wollte, brauchte eine Plakette als Zeichen dafür, dass der Schadstoffausstoß des Fahrzeugs eine bestimmte Grenze unterschreitet. Halter älterer Fahrzeuge mussten daher nachrüsten oder einen Neuwagen anschaffen. Das hatte laut der Wirkungsanalyse zur Folge, dass der Bestand von Fahrzeugen mit hohem Schadstoffausstoß, das heißt: ganz ohne Plakette, abnahm. Ein Vergleich von Februar 2007 mit September 2008 (neun Monate nach dem Start) ergab, dass 80 Prozent weniger Pkws mit hohem Schadstoffausstoß (ohne Plakette) unterwegs waren. Bei Lkws waren es 50 Prozent weniger.

Beim Verkehrsaufkommen war die größte Befürchtung, dass Fahrverbote in der Innenstadt zu mehr Verkehr in den Randgebieten führen. Das hat die Wirkungsanalyse widerlegt. Der Verkehr in Berlin ist seit 2002 gesunken – und zwar sowohl inner- als auch außerhalb der Innenstadt. Besonders stark war der Rückgang zwischen 2007 und 2008. Die Verwaltung führt das auf die zu dem Zeitpunkt hohen Spritpreise zurück. Die Dieselrußemissionen gingen von 2007 bis 2008 um 28 Prozent zurück. Ohne Umweltzone wären laut Analyse nur rund 6 Prozent zu erwarten gewesen. Bei den Stickoxiden sieht es ähnlich aus: Der Ausstoß sank um 18 Prozent, ohne Umweltzone wären es nur etwa 5 Prozent gewesen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Luftqualität tatsächlich besser geworden ist – zumindest ein bisschen. Denn auch wenn der Verkehr in Berlin einen Großteil der Dieselruß- und Stickoxidemissionen verursacht, beeinflussen zum Beispiel Wind und Niederschläge, wie stark am Ende die Belastung ist.

Die Wissenschaftler haben diese externen Faktoren mit einbezogen und gehen davon aus, dass ohne die Umweltzone im vergangenen Jahr an etwa vier Tagen mehr der Grenzwert für Feinstaub überschritten worden wäre. SVENJA BERGT