Kommentar Gewalt in Lichtenberg: Neuer Fall, alte Debatten

Nach dem Gewaltexzess in Lichtenberg werden alte Lösungsvorschläge aufgewärmt. Die meisten helfen nicht weiter.

Vier Jugendliche schlagen einen Mann. Einer tritt so gezielt zu, dass das Opfer im Koma liegt. Die Bilder sind entsetzlich. Doch wie kann man solche Exzesse verhindern? In der Diskussion sind altbekannte Vorschläge. Mehr Videoüberwachung. Bessere Prävention. Härtere Strafen. Und: Nun muss aber mal was gegen diese Ausländer getan werden. Aber hätte das im aktuellen Fall geholfen?

Ohne die Kameras der BVG wären die Täter nicht so schnell gefasst worden. Das ist unbestritten. Aber ist das ein Grund, die Überwachungstechnik auszubauen? Nein, denn genauso unbestritten ist, dass sie die Tat leider nicht verhindert hat. Kameras können nur filmen, eingreifen können sie nicht.

Bessere Prävention klingt gut. Hier aber wurde ein Täter identifiziert, weil er an einem Anti-Gewalt-Training teilgenommen hat. Das ermutigt kaum.

Und härtere Strafen? Die befriedigen vor allem das Rachebedürfnis der Allgemeinheit. Die Jugendlichen von Lichtenberg aber dürften bei ihrer Tat nicht eine Sekunde über drohende Strafen nachgedacht haben.

Bleibt das Ausländerthema. Die CDU fordert, dass Probleme jetzt nicht verschwiegen werden dürfen, etwa "die unfassbare Brutalität mancher Migranten". Stimmt! Aber gerade wurden zwei Berliner ohne Migrationshintergrund wegen einer ähnlichen Attacke verurteilt. Darf die unfassbare Brutalität mancher Deutscher verschwiegen werden?

Wenn aber all diese Ansätze ins Leere laufen, weil sich solche Gewalt leider nie ganz verhindern lässt, was dann? Dann braucht es schnelle Hilfe vor Ort. Menschen, die eingreifen und abmildern können. Früher gab es auf jedem Bahnhof Personal.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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