Angriff auf Bundeswehr in Afghanistan: Drei deutsche Soldaten getötet
In Nordafghanistan sind drei Soldaten der Bundeswehr getötet worden, sechs weitere wurden verletzt. Ein Mann in afghanischer Armeeuniform habe auf sie geschossen.
BERLIN/KUNDUS dapd/afp | Bei einem Anschlag auf die Bundeswehr in Nordafghanistan sind am Freitag drei deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Sechs weitere Soldaten wurden verwundet, wie die Nachrichtenagentur dapd aus Bundeswehrkreisen erfuhr. Der Anschlag ereignete sich in der Provinz Baghlan. Ein Mann in afghanischer Armeeuniform eröffnete am Freitag innerhalb des Stützpunktes "OP North" in der Provinz Baghlan aus kurzer Distanz das Feuer auf eine Gruppe Soldaten.
Die NATO-Truppe ISAF in Kabul erklärte, die deutschen Soldaten seien mit Wartungsarbeiten an einem Fahrzeug beschäftigt gewesen, als der Schütze gegen 12 Uhr (Ortszeit) auf die Gruppe schoss. Ein 30-jähriger Hauptfeldwebel sei kurz nach dem Angriff seinen Verwundungen erlegen, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam mit.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte "diesen hinterhältigen Terrorakt auf das Schärfste". Westerwelle erklärte, er habe die erste Nachricht vom Tod des deutschen Soldaten "mit großer Erschütterung und tiefer Trauer" aufgenommen. Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes vor neun Jahren sind 48 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, davon 28 bei Gefechten und Anschlägen. Derzeit sind rund 5.000 deutsche Soldaten in Afghanistan stationiert.
Der Außenposten im Bezirk Pul-i-Chumri gilt als einer der gefährlichsten Einsatzorte der Bundeswehr in Nordafghanistan. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte den Stützpunkt erst am Mittwochabend besucht und dort die Nacht verbracht. Nach Bild-Informationen wird der Außenposten seit November massiv ausgebaut. Deswegen hätten sich zeitweise "mehrere hundert Afghanen" auf dem Gelände befunden.
Die ISAF kündigte eine Untersuchung des Angriffs an. Der ISAF-Sprecher, der deutsche General Josef Blotz, bestätigte im Gespräch mit Spiegel Online, dass der Angreifer eine Uniform der afghanischen Armee getragen habe. Offenbar habe er zu einer Gruppe afghanischer Soldaten gehört, die der Bundeswehr beim Ausbau des Außenpostens helfen. Bisher sei aber noch unklar, ob der Schütze tatsächlich ein Soldat war oder ob er die Uniform als Tarnung trug.
Bei zwei Anschlägen nahe der pakistanischen Grenze kamen in Afghanistan am Freitag mindestens zwölf Menschen ums Leben. In der östlichen Provinzhauptstadt Chost griff ein Attentäter in einem mit Sprengstoff beladenen Auto eine Polizeiwache an, nach Behördenangaben starben neun Menschen. In der Provinz Nangahar wurden drei Polizisten getötet, als ihr Fahrzeug über einen versteckten Sprengsatz fuhr.
Leser*innenkommentare
Peter Escher
Gast
Mein Beileid an die Familien und meine Gedanken an die Soldaten vor Ort.
Was mich wundert, in keinem Artikel wird erwähnt was mit dem "Attentäter" geschehen ist? Ist er erschossen worden, wurde er verhaftet oder ist er gar entkommen? Seltsam.....
Grüße
Peter
Peter Adam
Gast
Und noch drei junge Menschen, die der Habgier der Wirtschaft und der Profilierungssucht der deutschen Politclowns in Berlin geopfert werden.
Niemand sollte vergessen das wr alle in diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gelogen wurden, und das Leute wie Altkanzler Schröder, Joschka Fischer, ud auch Peter Struck und die heutige Bundesregierung in eklatanter Weise gegen Artikel 26 des Grundgesetzes verstossen.
Doch so wie Ich meine Landsleute kenne werden diese Opfer wieder mit einem Achselzucken zur Kenntnis genommen, und anschliessend macht man weiter wie gehabt.
Ich kann nicht soviel essen wie Ich kotzen möchte.
Ludwig Schönenbach
Gast
Mein Bruder war ein Flieger.
Eines Tages bekam er eine Kart
Er hat seine Kiste eingepackt
und südwärts ging die Fahrt.
Mein Bruder ist ein Eroberer
Unserm Volke fehlt's an Raum
Und Grund und Boden zu kriegen, ist
bei uns ein alter Traum.
Das Land, das mein Bruder eroberte,
liegt im Guadarramamassiv.
Es ist lang einen Meter achtzig
Und einen Meter fünfzig tief.
( B. Brecht, 1933-39)
P.S. :Wer unsere Freiheit unbedingt am Hindukusch verteidigen zu müssen glaubt, obwohl es auch zu Hause noch genügend Defizite gibt, geht das Risiko von vielseitigen Missverständnissen ein!
Laila
Gast
"Anschlag"-das hat immer was Heimtückisches, Gemeines, Unvorhersehbares. Das ist Krieg. Schließlich haben die USA und ihre NATO-Verbündeten vor 10 Jahren Afghanistan angegriffen und die damalige Talibanregierung vertrieben. Der Westen ist in besetztem Land, die Besetzten wehren sich, wollen sich partout nicht fügen. Und jeder der jemals in den Medien für diesen Krieg geschrieben oder im Bundestag dafür seine Hand hob, ist mit schuld an diesen Toten. Hat nicht auch in der taz noch vor ca 1 Jahr eine Frau Petersen Euphorisch für eine Truppenerhöhung und damit Ausweitung des Krieges in Afghanistan geschrieben?
tystie
Gast
"Nach Bild-Informationen wird der Außenposten seit November massiv ausgebaut. Deswegen hätten sich zeitweise "mehrere hundert Afghanen" auf dem Gelände befunden."
Echt störend, wie viele Afghanen immer in Afghanistan rumlaufen!
"Der ISAF-Sprecher, der deutsche General Josef Blotz, bestätigte im Gespräch mit Spiegel Online, dass der Angreifer eine Uniform der afghanischen Armee getragen habe. Offenbar habe er zu einer Gruppe afghanischer Soldaten gehört, die der Bundeswehr beim Ausbau des Außenpostens helfen. Bisher sei aber noch unklar, ob der Schütze tatsächlich ein Soldat war oder ob er die Uniform als Tarnung trug."
Müssen wir daraus schließen, dass der Angreifer nicht mehr befragt werden kann? Mithin wurde er wahrscheinlich niederkartätscht. Aber so etwas zu erwähnen, erübrigt sich ja wohl bei einem Afghanen.
sam
Gast
wie viele Afghanen starben eigentlich soweit? wie viele wurden verletzt? wieviele schwer? wieviele waisen gibt wurden geschaffen?