Glaubenstests gibt es nicht

Betr.: „Glaubenstest für Pauker“ taz nord, 16.11.

Man kann die Frage einer Vokation für Religionslehrerinnen und Religionslehrer sicherlich kontrovers diskutieren, ebenso kann man hinsichtlich der gegenwärtigen Konstruktion des Religionsunterrichts unterschiedlicher Meinung sein. Es geht allerdings nicht an, vorliegende Schreiben sinnentstellend zu zitieren. In dem Brief der Hannoverschen Landeskirche heißt es, dass „eine Prüfung des Lebensvollzuges … nicht erfolgen“ wird. Insofern kann von einem Glaubenstest keine Rede sein – was auch deshalb unsinnig ist, weil man Glauben nicht testen kann. Es ist auch ein gern gehegtes Missverständnis, es ginge beim Religionsunterricht in öffentlichen Schulen um Glaubensunterricht.

Tatsache ist, dass christlicher Glaube real in Gestalt unterschiedlicher Kirchen existiert, die guten Grund haben, diese Unterschiede auch differenziert darzustellen. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht sind nun einmal nicht dasselbe. Dies schließt gemeinsamen Unterricht in Schnittfeldern nicht aus und gemeinsames Wirken ist an der breit vorhandenen konfessionellen Kooperation in Niedersachsen auch ablesbar.

Die Einführung von Vokationstagungen erwächst schlicht aus der Notwendigkeit, für die entfallene Mitwirkung in den Prüfungen Ersatz in einer Form zu finden, die zudem deutlicher als bisher die begleitende Verantwortung für Berufsanfänger in diesem nicht einfachen Unterrichtsfach wahrnehmen kann. Sie werden übrigens nicht zu Beginn des Referendariats stattfinden, sondern zum Beginn der Berufstätigkeit nach abgeschlossener Ausbildung.

Im Übrigen lässt sich deutlich feststellen – was ja auch aus den Äußerungen des aller Kirchenhörigkeit unverdächtigen Lehrerverbandes ANR [Aktionsausschuss Niedersächsischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die Red.] hervorgeht – , dass gerade von jüngeren Lehrkräften und Berufsanfängern die geplanten Vokationstagungen kaum als kirchenobrigkeitliche Gängelei empfunden werde, sondern als Ausdruck von Wertschätzung und Begleitung. Für billige Polemik gegen die Kirchen sollte sich die taz eigentlich zu schade sein.

BERND ABESSER, Institut für evangelische Theologie und Religionspädagogik, Lüneburg