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Isolationshaft in DeutschlandLebendig begraben

Kein Geräusch. Kein Gespräch. Keine Berührung. Kein Leben. Bald 16 Jahre verbringt Günther Finneisen im Isolationstrakt der JVA Celle. Ein Besuch hinter Panzerglas.

"Man kriegt einen an die Waffel. Die Konzentration - es fehlen die Worte", sagt Finneisen über die Isolationshaft. Bild: dpa

CELLE taz | Finneisen möchte sein Leben niemanden zumuten, nicht einmal für eine Stunde. Sein Bruder, der ihn zehn Jahre nicht besucht hat, meint, wie Finneisen hause, das sei pervers. Denn Finneisen - wohnhaft Im Trift 14, 29221 Celle - ist der womöglich einsamste Mensch in Deutschland. Er sitzt in einer Anstalt der höchsten Sicherheitsstufe Niedersachsens und dort noch im Hochsicherheitstrakt. Die JVA Celle hält ihn zudem in strenger "Absonderung" von anderen Inhaftierten, Laien sagen "Isolationshaft". Finneisen, seine Zelle und die Zeit, mehr ist da nicht, seit sechzehn Jahren.

Das Verbrechen, das so bestraft wird, findet am Morgen des 23. Mai 1995 statt. Der ehemalige Autodieb und Inhaftierte der JVA Celle, Günther Finneisen, und sein Kumpane Peter Strüdinger bringen den Vollzugsbeamten Dietmar K. mit einer Waffenattrappe in ihre Gewalt. Um 20.48 Uhr fliehen sie in einem silbergrauen Porsche 928 und 200.000 D-Mark aus der Anstalt in die Freiheit. Nach 51 Stunden fasst sie in Osnabrück ein Sondereinsatzkommando.

15 Jahre danach, im April 2010, ist Finneisen trotz seiner Bedenken zu einem Treffen bereit. Ein Besuch, schreibt er in seinem Brief, werde "mit vollem sicherheitswahn sein, also auch hinter panzerglas und so". Auf die Rückseite des Umschlages hat er mit Kugelschreiber eine blaue Zielscheibe gezeichnet und daneben: "29221 Celler Loch" geschrieben. Dieses Loch, 40 mal 50 Zentimeter groß, wird am 25. Juli 1978 in die Mauer der Anstalt gesprengt. Zunächst heißt es, Sympathisanten hätten den RAF-Terroristen Sigurd Debus befreien wollen. Später jedoch offenbart sich die Fluchthilfe als fingiert - eine Intrige des Verfassungsschutzes.

Finneisen sitzt noch heute im selben Trakt wie Debus und die RAF-Terroristen Karl-Heinz Dellwo und Knut Folkerts. Jeder, der ihn besuchen möchte, gilt wohl als verdächtig. Zur Begrüßung schnellt aus der Anstaltspforte eine Metallzunge hervor, mit dem Personalausweis schnappt das Maul wieder zu. "Lassen Sie alles, was Sie nicht brauchen, hier", sagt der Mitarbeiter des allgemeinen Vollzugsdienstes. Im Vorraum ist eine Wand mit Schließfächern. "Brauchen tun Sie hier gar nichts", fügt er hinzu.

Das Schloss einer Glastür surrt. Ein Vollzugsbeamter übergibt wortlos eine Besucherplakette. Es geht durch den Rahmen eines Metallscanners, zusätzlich wird mit einem Stabdetektor abgetastet. Leibesvisitation mit weißen Gummihandschuhen, Desinfektionsspray steht griffbereit. Schuhe ausziehen. Mit ihnen verlässt der Mann den Raum. Womöglich werden sie geröntgt. Alles, obwohl der Gefangene hinter einer Panzerglasscheibe sitzen wird.

Es geht einen kurzen Gang entlang, helle Neonröhren an der Decke, Stahltüren, die auf- und zugeschlossen werden, ein Innenhof, vielleicht von der Fläche einer Turnhalle. Ein weiteres Hafthaus steht da, mit einer Art Eisenkäfig als Vorbau. Zwei Mitarbeiter des Vollzugsdienstes unterhalten sich. Mit ihnen geht es hinein. Erst nachdem alles von innen verriegelt ist, öffnet sich die nächste Tür zum Besucherzimmer im Hochsicherheitstrakt.

Als Deutschland in der Verlängerung der 95. Minute im Wembleystadion Fußballeuropameister wird, sitzt Finneisen gerade ein Jahr in Isolation. Es ist der 30. Juni 1996, und auf Finneisen warten rund 8 Millionen Minuten in diesem Trakt.

Hier im Besucherzimmer steht ein Tisch, ein Stuhl, es gibt ein Fenster. Die Wand ist von einer Panzerglasscheibe in einem grauen Strahlrahmen durchbrochen. An der Seite ist ein Lautsprecher eingelassen, eine runde perforierte Stelle im Rahmen ist das Mikrofon. Durch die Scheiben kann man in einen weiteren Raum mit spiegelbildlicher Einrichtung sehen. Dort öffnet sich die Tür.

Als Lady Diana bei einem Autounfall verunglückt - Paris, 31. August 1997, 0.25 Uhr - hat Finneisen seit fast zwei Jahren keinen anderen Gefangenen mehr zu Gesicht bekommen. Und als Gerhard Schröder dann am 27. Oktober 1998 zum 7. Bundeskanzler gewählt wird, mit 351 von 666 abgegebenen Stimmen, hat Finneisen das dritte Jahr Einsamkeit bald überstanden. Er kennt nur Helmut Kohl.

Finneisen betritt das Besucherzimmer, lächelt und hebt zum Gruß die Hand. Er ist ein großer und dürrer Mann, eher ein Gerippe. Seine Wangen sind gelblich, blass und stark eingefallen, sehr tiefe, schmale Furchen zerschneiden sein Gesicht. Das lange Haar, das er zu einem Zopf gebunden hat, ist schütter. Finneisen trägt blaue Anstaltskleidung, sein Hemd hat er hochgekrempelt, blassblaue Tätowierungen ranken sich um beide Unterarme.

Ab dem 24. März 1999 befinden sich deutsche Tornados über der Bundesrepublik Jugoslawien. Operation Allied Forces. Der erste Krieg der Bundeswehr, verfassungsrechtlich zulässig, rund 500 Einsätze der Luftwaffe. Den Himmel kann Finneisen zu diesem Zeitpunkt schon seit vier Jahren nicht mehr sehen.

Das Fenster seiner Zelle, berichtet er, sei mit einem Lochblech versehen und lasse sich nur eine Handbreit öffnen, darauf folge das Gitter und schließlich ein engmaschiger Draht. Alle Räume, die er nach einem Aufschluss betreten könne, seien videoüberwacht, sagt er. Seine Zelle nicht.

Am 24. November 2000 sucht der erste BSE-Fall Deutschland heim. Finneisen darbt seit fünf Jahren in alttestamentarischer Einsamkeit.

Das Essen im Knast sei mäßig, sagt er. Freitags gebe es Fisch, immer.

Ein Vollzugsmitarbeiter sitzt hinter Finneisen auf einen Stuhl. Er soll beim Gespräch zuhören, starrt aber müde ins Leere und träumt sich weg. Nach einer halben Stunde erlöst ihn ein ebenfalls geistig abwesender Kollege. Die Mitarbeiter des Gefängnisses sind Finneisens einzige Ansprechpartner. Zwischen ihm und dem Anstaltspersonal verläuft ein Graben: hier die Justiz, dort der Kriminelle. In seiner Zelle gebe es Lautsprecher und Gegensprechanlage.

Er sitzt bewegungslos an seinem Tisch hinter der durchsichtigen Mauer aus Panzerglas. Warten beherrscht Finneisen.

11. September 2001, New York, einsackende Zwillingstürme, bröckelnde Weltordnungen.

Finneisen befindet sich in absoluter Sicherheit, Stufe 3. Seit 6 Jahren ist er in einem Trakt, der ausgetüftelt wurde, um Menschen derart zu isolieren, dass sie jahrelang nebeneinander leben können, ohne sich je zu sehen.

1. Januar 2002, Einführung des Euro.

Finneisen kann kein Geld verdienen - 7 Jahre auf der Sicherheitsstation der Stufe 1. Das Rauchen hat er aufgegeben.

20. März 2003, dritter Golfkrieg.

Finneisen schlägt seit 8 Jahren die Zeit tot. Er zeichne Karikaturen und dürfe zwar Bleistifte besitzen, aber keinen Anspitzer. Im Hochsicherheitstrakt gefährdet die Klinge eines Bleistiftanspitzers die Integrität der Anstalt.

Wer Finneisen heute sieht - Arme kaum dicker als Besenstiele - kann sich unmöglich vor ihm fürchten.

Im April 2004 sendet der US-Fernsehkanal CBS in seinem Magazin "60 minutes" einen Bericht über die Erniedrigung von Gefangenen im US-Militärgefängnis Abu Ghraib.

Überwachen und Strafen

Disziplinarmaßnahmen: Sie sind in § 103 Strafvollzugsgesetz geregelt. Verschiedene Maßnahmen sind einzeln oder in Kombination möglich: Das Hausgeld kann einbehalten, der Lesestoff entzogen werden wie auch der Hörfunk- und Fernsehempfang. Die getrennte Unterbringung während der Freizeit ist bis zu vier Wochen lang gestattet, eine Kontaktsperre nach draußen bis zu drei Monate, Arrest bis zu vier Wochen lang. Für Gefangene, die sich oder andere akut gefährden, gibt es den BgH, den "Besonders geschützten Haftraum". Er ist konstant auf 28 Grad temperiert, denn die Inhaftierten werden mitunter bis auf die Unterwäsche entkleidet. Es gibt keine Gegenstände in diesem Raum, nur eine Schaumstoffmatratze.

Die Absonderung in Einzelhaft ist in § 89 Strafvollzugsgesetz geregelt. Die Anwendung ist zulässig, "wenn dies aus Gründen, die in der Person des Gefangenen liegen, unerlässlich ist. Einzelhaft von mehr als drei Monaten Gesamtdauer in einem Jahr bedarf der Zustimmung der Aufsichtsbehörde."

* * *

Resozialisierung: "Der Vollzug von Freiheitsstrafen ist […] von Verfassungs wegen auf das Ziel der Resozialisierung verpflichtet", schreibt das Bundesverfassungsgericht im Urteil des Zweiten Senats vom 31. Mai 2006. Bundesweit sind 600 Psychologen, 350 Pädagogen und 1.200 Sozialpädagogen für die insgesamt 75.000 Häftlinge in Deutschland zuständig. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts werden 2,3 Milliarden Euro (2005) für die JVAs ausgegeben. 90 Prozent der Gelder flössen in den Vollzug, der ambulante Bereich bekomme 8 bis 10 Prozent, beklagte der Kriminologe Bernd Maelicke Ende Januar im Spiegel.

Sozialtherapie kann bundesweit gerade mal 3 Prozent der Gefangenen gewährt werden. In den vergangenen zehn Jahren schränkten in Deutschland Legislative und Exekutive je nach Bundesland auch Haftlockerungen stark ein.

* * *

Kontrolle: Gefangene haben die Möglichkeit, sich bei den Strafvollstreckungskammern zu beschweren - ein langwieriger juristischer Weg. Zudem gibt es die parlamentarische Kontrolle, nach Expertenmeinung allerdings ein stumpfes Schwert. Die Gefängnisbeiräte werden von den Justizbehörden berufen. Christoph Flügge, ehemaliger Justizstaatssekretär in Berlin und Richter am Strafgerichtshof in Den Haag, schreibt, deren Tätigkeit sei "auf ein kooperatives Zusammenwirken mit der jeweiligen Anstaltsleitung angelegt und kann schwerlich als Kontrolle über Vollzugseinrichtungen angesehen werden".

Nordrhein-Westfalen hat als einziges Bundesland seit Januar 2011 einen Justizvollzugsbeauftragten. Auf Bundesebene gibt es, angesiedelt bei der Wiesbadener Kriminologischen Zentralstelle, die "Bundesstelle zur Verhütung von Folter". Vier Mitarbeiter sollen Einrichtungen in den Bereichen Justizvollzug, Polizei und Psychiatrie überwachen. Allein im Straf- und Maßregelvollzug sind sie für 84.000 Menschen zuständig. (kas)

Wenn Finneisen - 9 Jahre emotionale, intellektuelle und sensorische Reizarmut - auf den gesonderten Hof geht, müsse er sich davor und danach komplett umziehen. Die Anstaltskleidung, die er tragen müsse, passe dann manchmal nicht. Dies diene mitunter der Erheiterung der Mitarbeiter des allgemeinen Vollzugsdienstes.

22. November 2005, Deutschland bekommt mit Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin, 397 der 611 gültigen Stimmen.

Finneisen dürfte politisch eher dem linken Spektrum zuzuordnen sein. Interessiert das noch nach über 10 Jahren des inneren Monologs? "Hier ist nichts, keine Lautstärke, nur Stille. Das ist bestimmt nicht das Bild, das man sich von einem Sicherheitsknast macht."

2006 Hussein: gehängt, Kampusch: befreit, Finneisen: 11 Jahre.

Er sagt: "Ich lebe von Montag bis Freitag. Das Zeitgefühl verliert sich." Immer folgender Tagesablauf: 5.30 Uhr aufstehen, 6 Uhr Briefe abgeben, 7 Uhr Hofgang bis 8.30 Uhr, 11.30 Uhr Mittagessen, 14 Uhr Hofgang, 18 Uhr Küche, dann wieder in die Zelle; Montag, Mittwoch, Freitag: duschen; 30 Euro Taschengeld im Monat.

Finneisen spricht die wenigen Sätze mit norddeutschem Einschlag aus. Ob ein Ende seiner Isolation absehbar sei? "Ich habe keine Ahnung. Ich denke da auch gar nicht drüber nach. Da wird man nur verrückt."

Verrückt? Ein Gefangener, der 1970 in Isolationshaft kam, schreibt: "Häufige Schwindelgefühle, plötzlich auftretend, ziemlich verschwommen, erinnert ein bisschen an Seekrankheit? Starkes Schlafbedürfnis, nicht in der üblichen Form, sondern jede einzelne Zelle scheint ausgebrannt, ohne daß man dann tatsächlich Schlaf finden könnte … Blut rauscht, Herzschlag durch den ganzen Körper fühlbar, Schläge sind ungleichmäßig, kurzes Aussetzen, dann Trommelwirbel … Das Ganze kam immer in Wellen, in einem Wellental krabbelte ich meistens die zwei Meter bis zum Klo, weil die Beine ein bisschen wacklig waren, und verbrachte dort manch muntere Nacht." Dieser Gefangene war zweieinhalb Jahre isoliert.

Finneisen sagt: "Man kriegt einen an die Waffel. Die Konzentration - es fehlen die Worte."

Am 9. März 2007 wird die Rente mit 67 eingeführt. Finneisen befindet sich seit 12 Jahren in Isolation. Eingeweckt wie Sauerfleisch.

Das Justizministerium Niedersachsen schreibt: "Bei der Unterbringung in Sicherheitsstationen des Landes Niedersachsen handelt es sich nicht um ,Isolierhaft', sondern um die unausgesetzte Absonderung eines Gefangenen (Einzelhaft). […] Die Diskussion über die mit dem Vollzug langjähriger Freiheitsstrafen verbundenen psychischen Belastungen bzw. Veränderungen wird seit Jahren kontrovers geführt." Verschiedene Studien ließen keine eindeutigen Rückschlüsse auf Schäden zu, sondern deuteten "auf eine mit den Jahren ansteigende Fähigkeit der Inhaftierten hin, sich an die Haftbedingungen anzupassen".

Ob er sich manchmal vorstelle, durch die Celler Innenstadt zu flanieren, keine 500 Meter von hier? "Eine Berg-und-Tal-Bahn wäre das."

Seine dunkel umschatteten Augen liegen in tiefen Höhlen. Beim Hofgang sei er mittlerweile schnell müde. Sein Körper spiele nicht mehr mit.

Sjef Teuns, Psychiater, schreibt zu den Folgen der Isolation: "Die Herstellung und Aufrechterhaltung einer künstlichen Umgebung, die sich einerseits durch ihre Konstanz und Unveränderlichkeit und andererseits durch willkürlich dosierte Reize - auch im Schlaf - auszeichnet, legt im Laufe der Zeit die Sinnesorgane lahm und führt zu einer Desintegration und extremen Desorientierung des so isolierten Individuums, so wie etwa lang andauernde, erzwungene Bewegungslosigkeit zu einer Erschlaffung der Muskulatur, zu Gelenkversteifungen und Knochenverformungen führen kann."

Der Artikel steht im Kursbuch 32. Die Ausgabe hat den Titel: "Folter in der BRD. Zur Situation der Politischen Gefangenen". Erschienen 1973, die RAF-Terroristen Meinhof, Ensslin, Baader und Meins prangern mit einem Hungerstreik öffentlichkeitswirksam die "Isolationsfolter" an. Sie haben Kontakte zu Journalisten, Amnesty International schaltet sich ein.

Finneisen kennt niemanden von Bedeutung, einen Anwalt hat er nicht. Sein Pech.

Am 15. September 2008 beantragt die New Yorker Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz. Beginn der Weltfinanzkrise.

Finneisen tangiert das nicht, seine Habseligkeiten passen in einen Karton und eine Plastiktüte. Er lächelt asiatisch sanft, wenn er von seiner Tristesse erzählt.

Wie gefährlich muss einer sein, damit man ihn hier vergammeln lässt? Im "Einheitlichen Niedersächsischen Vollzugskonzept" heißt es: "In den Sicherheitsstationen werden vor allem besonders gewaltbereite beziehungsweise erhöht fluchtgefährdete Gefangene untergebracht. […] Die Gründe für die Unterbringung und deren Dauer sind vielfältig. Sie reichen von der kurzzeitigen Krisenintervention nach selbst- oder fremdgefährdenden Vorfällen bis hin zur unumgänglichen langjährigen Unterbringung eines potenziellen und gefährlichen Geiselnehmers." Dort steht auch: "Ziel jeder Unterbringung ist es, den Gefangenen so schnell wie möglich (wieder) in den Normalvollzug zu integrieren."

Mangels Alternativen hat sich Finneisen eine Verbrecheridentität zugelegt. Er äußert sich nicht besonders strategisch: "Wenn die mich in den Hof schicken, dann suche ich den Notausgang."

26. Januar 2009 eine 7 Minuten und 54 Sekunden andauernde ringförmige Sonnenfinsternis, sichtbar im südlichen Afrika, in Südostasien, in der Antarktis und in Australien.

Bei Finneisen scheint seit 14 Jahren fahles Kunstlicht. Er sagt: "Mit sich selbst beschäftigen war schon immer meine Stärke." Er findet es sonderbar, dass die Menschen in Freiheit ständig telefonieren würden. Wundersam sei auch die Vorstellung, dass Leute sich von einem Navigationsgerät im Auto zur Arbeit geleiten lassen. Wenn er mal die Sicherheitsstation verlassen müsse - das passiere so gut wie nie -, dann kann er sich kaum verlaufen; er sei stets gefesselt.

Zur Verwendung der Sicherheitsstationen steht im Vollzugsplan des Landes Niedersachsen aus dem Jahr 2010: "Die bundeseinheitliche Verwaltungsvorschrift zu § 89 StVollzG (vgl. Erlass vom 17. 12. 2007, 4403 - 305.83) wird für nicht anwendbar erklärt." In Paragraf 89 steht: "Einzelhaft von mehr als drei Monaten Gesamtdauer in einem Jahr bedarf der Zustimmung der Aufsichtsbehörde."

Am 20. April 2010 sterben bei einer Explosion auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko elf Menschen.

Einen Monat später lebt Finneisen seit 15 Jahren in einem Standbild. 6.000 Tage eingefroren in einem Quader aus Stahl und Beton, Grundfläche rund 9 Quadratmeter. Immer dieselben Abläufe, dieselbe Umgebung, dieselben Farben, immer der gleiche Geruch, immer Gleichheit, immer Monotonie, keine Freunde, keine Liebe, immer nur Finneisen. Finneisen in Aspik.

Ein Geräusch. Die Tür im Besucherzimmer des Hochsicherheitstraktes der JVA Celle öffnet sich. Ein Beamter sagt: "Die Zeit ist um." Eine Stunde von rund 15 Jahren, die Finneisen bis zu diesem Zeitpunkt wartet. Er winkt, lächelt aus seinem geisterhaften Gesicht. Dann verschluckt ihn der Trakt.

"Sie wollen das doch nicht aufschreiben?", sagt der Beamte, "das stimmt hinten und vorne nicht."

Finneisen schweigt. Am 14. Juli 2010 kommt eine Postkarte, als Motiv ein grünes Hanfblatt. Mit wacklig gekrakelten Großbuchstaben entschuldigt er sich für die verstrichene Zeit: "das hat sicher nix mit dir zu tun, sondern ich hab hier sooo meinen Blues. Und den in ernste worte zu bringen? Etwas geduld, brief folgt baldmöglichst. Fini."

Mehrfache Nachfragen, monatelang keine Post. "baldmöglichst" wird der 9. Februar 2011.

Finneisen sitzt jetzt seit fast 16 Jahren allein im Kerker, eine Zeitspanne, in der Menschen erwachsen werden, bei ihm bedeutet Entwicklung Degeneration. In seinem Brief fragt er, was wohl draußen aus ihm werde. Er schreibt, sein Gespartes belaufe sich auf 232 Euro.

Wer verantwortet den Umgang mit Finneisen - seit fast 16 Jahren in "Absonderung"? Georg Weßling, Pressesprecher des Justizministeriums Niedersachsen, schreibt im Februar 2011, dass Fragen zu Finneisen nicht im Detail beantwortet werden könnten, "um die Persönlichkeitsrechte der Gefangenen zu schützen". Aber: "Die Unterbringung von Gefangenen auf der Sicherheitsstation bedarf stets der Zustimmung des Justizministeriums." Zuständige Justizminister der letzten 16 Jahre, chronologisch: Heidrun Merk (SPD), Wolf Weber (SPD), Christian Pfeiffer (SPD) sowie, aktuell, Bernd Busemann (CDU).

Im November 2011 spuckt die Justizvollzugsanstalt Celle den Gefangenen Finneisen wieder aus.

Er soll bis dahin ein selbstbestimmtes Leben erlernt haben, Paragraf 2, Strafvollzugsgesetz: "Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen (Vollzugsziel)."

Von taz-Redakteur Kai Schlieter erscheint am 24. Februar das Buch "Knastreport. Das Leben der Weggesperrten" (Westend Verlag).

Am 2. März, 19 Uhr gibt es im tazcafé, Rudi-Dutschke-Str. 23, Berlin eine Diskussion dazu.

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44 Kommentare

 / 
  • KW
    karlheinz wehner

    der Deutsche Staat ist wohl prinzipiell perfektionistisch - die vergangenheit hat es aller

    welt überdeutlich gezeigt. daß die eigenen gesetze

    von diesem staat nach belieben gebrochen werden -

    das ist ein novum.

  • EJ
    Ein Jurist

    Wir sollten uns alle verbünden und die Behörden so mit Eingaben übersähen, dass diese nur am schreiben sind.

     

    Vorher natürlich Mandat und Entbindung von der Schweigepflicht einholen und dann loslegen.

     

    So ein Mensch muss da raus geholt werden.

     

    Wer ist dabei?

  • S
    Sonja

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Es ist gut, dass diese Buch von Kai Schlieter geschrieben wurde und gut, dass die taz darüber berichtet hat.

    Zu Lincoln: Es stimmt nicht, dass Herr Schlieter nichts von der Tat des Herrn Finneisen geschrieben hat. Natürlich hat er sich strafbar gemacht, aber was ihm dann mit dieser Isolationshaft angetan worden ist, das ist die reine Rache, Folter, und vor allem,

    es dient in keiner Weise dazu, einen besseren Menschen aus ihm zu machen.

    Ich habe Einblicke in die Welt verschiedener JVAn seit vielen Jahren und ich kann nur sagen, dass sich da vieles verselbständigt und dass der Gefangene keine Lobby hat und immer am kürzeren Hebel sitzt.

  • C
    Chris

    Da haben wir's: Die Todesstrafe in Deutschland. Bloß gibt es diesmal keine Leiche - noch nicht.

     

    Ich finde es perfide und pervers, dass eine Institution (Staat) dazu berechtigt ist, seinen Untertanen und Anhängern (Bürger) genau das anzutun, was sie diesen verbietet. Kein Staat sollte dazu das Recht haben.

     

    Menschenrechte adé.

     

    Ich kotze.

  • TZ
    Theo Zorn

    “Jeder Deutsche hat die Freiheit, Gesetzen zu gehorchen, denen er niemals zugestimmt hat; er darf die Erhabenheit des Grundgesetzes bewundern, dessen Geltung er nie legitimiert hat; er ist frei, Politikern zu huldigen, die kein Bürger je gewählt hat, und sie üppig zu versorgen – mit seinen Steuergeldern, über deren Verwendung er niemals befragt wurde. Insgesamt sind Staat und Politik in einem Zustand, von dem nur noch Berufsoptimisten oder Heuchler behaupten können, er sei aus dem Willen der Bürger hervorgegangen.”

    Hans Herbert von Arnim, Professor für öffentliches Recht und Verwaltungslehre in Speyer

  • D
    DenkichanDeutschlandinderNacht

    Willkommen hinter der wohligen Fassade von Humanismus und Menschenrecht, wo der unbequeme Rechtsstaat den Delinquenten an die Wand geschlagen, mit babarischen Mitteln in seiner ganzen Existenz siziert, im Auftrag der Nation peinigt und foltert, bis von diesem Menschen nicht mehr bleibt, als eine leere Hülle.

     

    Und hierbei geht es nicht um Rache, schreiben sie sich an die moralische Fassade. Doch das Motiv der vergebenen Gesellschaft, die ihre reuigen Sünder mit offenen Armen empfängt und wieder in den Gesellschaftskörper integriert, und diesen hierzu lediglich durch eine Institution schicken muss, zur notwendigen Vorbehandlung, für den Tag der großen Rückkehr, ist ein Märchen geschaffen von denen, die ihren menschenfreundlichen Phrasen über die BRD pflegen, ohne sich einen Dreck darum zu scheren, wie es hinter der Fassade in ihrem Rechtstaat aussieht.

     

    Menschrechtsverletzungen in der BRD? Aber doch nicht bei uns! Ganz nach der Maxime: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf!

  • BW
    Baba Wolf

    Tach

     

    Hat jemand mal die Sozialhaft der Arbeitslosen...Hartz4 Empfänger und Fruehrentner beobachtet?

    Diese Personen sind extrem determiniert und im Freiluftgefängnis BRD im offenen Vollzug lebenslänglich.

     

    Knochen und Sehnenverformungen..seelische Dauerschaeden...etreme soziale Verformungen..und eine Dauerfolter durch die Arbeitenden,,Regierenden..durch die Presse und die Angehörigen.

     

    Dies Geschieht seid Anfang der Siebziger Millionenfach.

     

    Dieser Zusatand sollte eigentlich eine Menschenrechtsverletzung sein..aber die BRD.Inhaber sind ja die Guten......

     

    Habe dies alles Selbst erlebt und läechele ueber Ihren einen Gefangenen.........

     

    Alles Gute aus dem inneren Exil..aus dem Niemannsland....zwischen den Grenzen ....

  • L
    Lucia

    Der Amsterdamer Psychiater Sjef Teuns wurde instrumentalisiert, um die Lüge der „Isolationsfolter“ an RAF-Häftlinge in Stammheim in die Welt zu setzen:

     

    Die RAF-Häftlinge hatte eine ganze Etage für sich, Zellen boten TV, Radio, Plattenspieler, Türen waren tagsüber auf, Männer und Frauen gemeinsam untergebracht, sie hatten einen Fitneßraum, Bibliothek, Küche zur freien Verfügung.

    Die RAF-Häftlinge selbst waren es, die Kontakt zu anderen („gewöhnlichen“) Kriminellen ablehnten, ebenso den Hofgang...

     

    Von Isolationshaft kann man eher bei Natascha Kampusch sprechen, da sie keine anderen persönlichen Kontakte außer die zu ihre Peiniger hatte.

     

    Auch ist nicht ersichtlich, warum Finneisen von Kai Schlieter herausgepickt wurde?

     

    Es gibt noch etliche mit ähnlichem Schicksal. Z.B.:

     

    Dirk Dettmar

    „...Trotz Meinungen von Gutachtern und Therapeuten, die eine Verlegung in den Normalvollzug empfehlen, sowie attestierter positiver Persönlichkeitsentwicklung, befindet er sich weiterhin in Einzelhaft...“:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Dettmar

     

    Oder Peter Strüdinger:

    „...Eine Unterbringung im Normalvollzug komme jedoch nicht in Betracht, da noch nicht mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden könne, dass er "die Möglichkeit einer erneuten Geiselnahme in Betracht ziehen könnte". .“:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Str%C3%BCdinger

     

    Wenn aber hier die „Unmenschlichkeit“ herausgekehrt werden soll:

     

    Wer hat sich denn über die Haftbedingungen von Rudolf Heß beschwert?

     

    Der war seit 1947 inhaftiert, und war ab 1966 der einzige Häftling in Spandau.

  • TH
    Thomas Henning

    Es ist wie es ist und es ist schlecht. Nicht nur in Nidersachsen sondern auch in anderen Justizvollzugsanstalten herrschen Willkür und Repression. Das ist deshalb möglich, weil die Masse schweigt und sich nicht mehr für die Dinge interessiert, welche hinter hohen Mauern und dies sind nicht nur die Mauern von Justizvollzugsanstalten, so in rechtfreien Räumen abspielt. Es muss hier klar und deutlich gesagt werden. Die Beachtung der Menschenrechte für Menschen zweiter Klasse findet nicht mehr statt.

    http://xn--thomashenningorganisationsbrorecht-1td.de/

    Dagegen etwas zu tun ist die Pflicht von uns und unsere Verantwortlichkeit. Thomas Henning

  • B
    BiBo

    Alle die sich nun auf die Seite des G. Finneisen stellen. Weiss einer von Euch, was dieser Mensch gemacht hat? Sollte er unschuldig sein, so waere dies sicher durch die Instanzen gegangen. Ich will die Justiz nicht von Irrtuemern freisprechen aber Isolationshaft wird nicht ohne weiteres vergeben. Wenn man sich sonst so anschaut, wer so in der JVA Celle sitzt, z.b. Ronny Rieken, dann weiss man, dass da recht ueble Jungs sitzen.

     

    Bevor ich also urteile, Mitleid bekomme oder gar von einer Sauerei spreche, wuerde ich gerne etwas ueber die Hintergruende wissen.

     

    Zudem, ja, ich bin ein Anhaenger von Resozialisierung und auch von forensischer Psychiatrie. Aber dennoch denke ich, dass deutsche Gefaengnisse nicht mit Zustaenden in Uzbekistan oder wie in hier in Indien zu vergleichen sind.

     

    Ausserdem gibt es hier nun mal Gesetze. Wem diese nicht passen, der kann den von der Mehrheit akzeptierten Weg gehen und versuchen selbige zu aendern. Oder auswandern.

    • @BiBo:

      Ja, es gibt hier Geseze die von der Obrigkeit ganz nach Ihrem Willen ausgelegt werden.Die Justiz beschäftigt tausende Gesetzedeuter die immer schön nach Ihrem Willen für sie Geestze auslegen.Also kann das Gesetz sein wie es will, die Justiz legt es immer zu Ihren Bedingungen aus. Wir endlich dazu kommen das Politiker nach 8Jahren gehen müssen. Denn sonst besteht die Gefahr das diese Politiker eine kriminelle Vereinigung (Partei) bilden.Es bestehtnicht nur die Gefahr , es ist Fakt das Parteien kriminelle Vereine sind. Dagegen sind Inhaftierte Menschen Waisenknaben.

  • A
    anonym412

    Unfassbar was da passiert. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in diesem Land vor sich geht. Einfach nur erschütternd und traurig.

     

    Von wegen Rehabilitation. Eiskalte Folter ist das und jeder Vollzugsbeamte der bei sowas mitmacht beteiligt sich daran.

  • KL
    Kurt L.

    Wer Herrn Finneisen in Schutz nimmt, muss auch bedenken, um welche Persönlichkeit es sich handelt. Anscheinend handelt es sich bei Herr Finneisen um einen Soziopahten bzw. um einen Psychopathen, der schwerst gestört und therapieresistent ist. Es mag traurig sein, aber leider gibt es solche Menschen auch.

     

    Psychopath bezeichnet eine Person mit schwerer Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht. Psychopathen sind auf den ersten Blick mitunter charmant, sie verstehen es, oberflächliche Beziehungen herzustellen. Dabei sind sie mitunter sehr manipulativ, um ihre Ziele zu erreichen. Oft mangelt es Psychopathen an langfristigen Zielen, sie sind impulsiv und verantwortungslos.[1] Psychopathie geht häufig mit antisozialen Verhaltensweisen einher, so dass begleitend oft die Diagnose der dissozialen/antisozialen Persönlichkeitsstörung gestellt werden kann. Dennoch ist die Zahl der Psychopathen selbst unter Gefängnisinsassen als gering anzusehen.

  • M
    Markus

    Auf http://www.freedom-for-thomas.de/thomas/galerie/index.php gibt es Karrikaturen von Günther zu sehen.

     

    Freiheit für alle Gefangenen!

  • B
    Beamtendumm

    Das Interview war vor fast einem Jahr, die Veröffentlichung erst jetzt. Geht es der TAZ mehr um die Buchpromotion oder um die Person bzw. Sache?

    www.Folterknast.de hat da so seine Bedenken.

  • L
    Lincoln

    So leid es mir tut,

    aber die TAZ berichtet nur die halbe Wahrheit über G. Finneisen.

    1995 kidnappte er zusammen mit P. Strüdinger einen Jusitzvollzugsbeamten und bedrohte ihn mit einem selbstgebauten Schußapparat. Nach 51 Stunden Geiseldrama und 38 Stunden Flucht quer durch Niedersachsen konnten beide erst wieder gefasst werden.

     

    Das ist der Grund, wieso G. Finneisen diese Haftbedingungen hat. Das hat aber die TAZ leider nicht berichtet. Wie steht es jetzt mit den moralischen Aufschreien?

     

    Wenn die TAZ schon über die Situation im Gefängnis berichtet, dann berichtet bitte auch über die Straftat, die zur Haft führten, oder lasst solch tendenziöse, halbwahre Berichterstattung bleiben!

  • W
    watauchimmer

    Und wir halten uns für zivilisierte Menschen? Wir intervenieren woanders und meinen Demokratie oder gar Menschlichkeit zu bringen?

     

    Was ist das für eine Gesellschaft, was für ein Gesellschaftssystem, was solchen Umgang hervorbringt?

     

    Solche Auswüchse sind nicht die Grausamkeit Einzelner, sie sind systematisch angelegt, in einem System, in dem es nicht um das Individuum und seine Interessen geht, sondern um das Funktionieren des Systems, um den Erhalt von Hierarchien und Wachstum.

     

    Warum reproduzieren wir alle durch unser tägliches Handeln dieses System und seine Gesellschaft oder auch diese Gesellschaft mit ihrem System?

     

    Reflektieren wir unser tägliches Handeln mit all seinen Facetten und ändern wir es! Fragen wir nicht danach warum nichts gemacht wird, sondern machen wir es, ändern wir es, fangen wir bei uns an! Hören wir auf unsere Macht zu delegieren, nutzen wir sie direkt und unvermittelt, da wo wir sind, wo wir handeln, wo wir leben, auf die Weise wie wir sind, wie wir handeln wie wir leben.

  • FB
    Franz Beer

    Guantanamo ist da wohl ebenbürtig.Mich würde intressieren was der Menschenrechtsrat der EU dazu sagen würde.Was ist Verhältnismäßigkeit.Ein Sexualstraftäter hat freiheiten trotz Sicherungsverwahrung.Andererseits der Diebstahl von Geld.Das ist Folter in Reinstform.Der Deutsche Staat sollte sich Schämen so mit Menschen umzugehen.Und Amnesty wohl auch weil sie Folter in Deutschland zuläßt.

  • S
    Schulz

    Er soll bis dahin ein selbstbestimmtes Leben erlernt haben, Paragraf 2, Strafvollzugsgesetz: "Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen (Vollzugsziel)."

     

    Ich habe gedacht, ich lese nicht richtig...

    was konnte der Mann in der Haft lernen, tun,

    anwenden, ausprobieren, testen, abschliessen ...

    oder beginnen? Trainieren?

     

    Und wie sind die Beamten fuer ein selbstbestimmtes Leben faehig?

    Gefuehle? Worte? Ueberzeugungen?

  • F
    FAXENDICKE

    Menschenverachtend. Folter über Jahre! Und alles bloß weil diese faule Beamtenbrut von jemandem wie Finneisen mal so richtig schön und mit Recht verarscht wurde.

    Da zeigt sich einmal wieder dieser jämmerliche Dünkel, wie feige und niederträchtig dieses Beamtenpack sich nunmehr rächt. Primitivstes Niveau.

  • K
    karo

    ich bin erschüttert. seit heute mittag geht mir dieser skandal nicht mehr aus dem kopf. unglaublich, dass es so etwas gibt!

  • ES
    Erhard Steinhaus

    wenn alle Bürger wüssten was in unserem schönen Deutschland so Alles möglich ist………..

  • G
    Gustav

    Also ich würde schon gern wissen, aus welchem Grund der gute Mann ursprünglich in den Knast gesteckt wurde. Für einen Mörder oder Vergewaltiger halte ich diese Strafe prinzipiell für noch viel zu lasch.

  • BB
    Bobby Brown

    Wer selbst einmal in Haft war ,den wundert dieser Artikel nicht sonderlich.So geht der deutsche Staat eben

    mit jenen um,die in die Mühlen der Justiz geraten. Sicher ist der arme Herr Finneisen ein besonders grasses

    Beispiel deutscher Justizwillkür ,aber es gibt sicher noch hunderte ähnlicher Fälle, die man öffenlich machen müßte.So zum Beispiel all die Menschen,die nur wegen

    des Konsums oder Umgangs mit Hanf Jahre hinter Gittern

    verbrachten oder noch verbringen.

  • G
    Generator

    Wäre eigentlich ein interessantes Thema aber der Stil in dem der Artikel aufgebaut ist, ist einfach nur ein Krampf. Diese dauernden Nachrichteneinschübe sind extrem störend und der Text selbst springt einfach nur hin und her und sagt im Endeffekt leider gar nichts aus. Schade...

  • BG
    Bernd Goldammer

    Habe diesen Artikel an den selbsternannten „heiligen Hubertus Knabe“ weitergeleitet. Das ist meine humanistische Ehrenpflicht! Doch der deutsche „Fechtmeister der Menschenrechte“ wird schweigen. Das kommt seiner weiteren Entzauberung gleich. Diesen aufklärerischen Artikel sollte man in jeder Stasizelle von Berlin Hohenschönhausen sichtbar machen. Knabes Schweigen wird beweisen: Kritik am DDR- Strafvollzug kommt weder ihm noch den BRD-regierungsoffiziellen "Neunundachzigern" zu! Auch viele "sozen-grünen Strolche" haben derlei perverse Haftbedingungen absichtsvoll geduldet. Pfui, kann ich da nur schreiben. Ekelhafte Rachezwerge missbrauchen den grundlegenden Sozialisierungsgedanken der BRD- Justitz schon viele Jahre.

  • T
    Typisch

    Das ist typisch für dieses Land, Mörder und Vergewaltiger bleiben meist keine 10 Jahre in Haft und kommen verfrüht raus und jemand, der läppische 200000DM geklaut hat, wird so hart bestraft. Es ist traurig, das Geld in unserem Land eine so dermaßen wichtige Rolle zukommt. Sachschäden werden hart bestraft, Schäden am Menschen so gering wie möglich bestrafen, von den Menschen haben wir ja genug 80Millionen... Schäden an unserem wertvollsten Gut können wir verkraften...

  • DH
    Dr.Klaus Heine

    Artikel erst so beiläufig entdeckt und dann plötzlich berührt,entsetzt gelesen.

    Menschen sind die schlimmsten Wesen im Tiereich,- schlecht,dumm,faul gefrässig,asozial.

    Schade! Wäre homus erectus doch besser in Tansania geblieben, als den Erdball zu beschmutzen.

  • R
    Regimekritiker

    In Niedersachsen halte ich so ziemlich jede Schweinerei für denkbar - habe ich doch selbst bereits Erfahrung mit dem, was sich hier Justiz nennt, sammeln 'dürfen'. Insbesondere politische Gegner (also Nichtmitglieder des CDU- CSU- FDP- Lügenpacks) dürfen in Niedersachsen keinerlei Recht erwarten. Weisungsgebundene Staatsanwälte und willige bzw. hörige Richter sorgen dafür!

     

    Wir brauchen weisungsunabhängige Staatsanwälte - damit die wirklichen kriminellen Mitbürger hinter Gitter kommen!

  • O
    ohneGlaube

    finneisen wird zum mörder, sobald er dieses loch verlässt. zum selbstmörder!

     

    und dies ist mein land?

     

    wie schäme ich mich. ihr verbrecher, ihr ungetüme und ungeheuer, ihr widerwärtigen feiglinge und schlimmste verbrecher!

     

    das ist einfach unmöglich möglich! das darf nicht sein, das kann nicht sein!

     

    unfassbar erschüttert.

  • T
    Timocracy

    Man muss nicht unbedingt im Hochsicherheitstrakt landen, um in Unserer Gesellschaft schwerwiegende Formen sozialer Isolation erleben zu müssen.

     

    Da reicht ein wenig Intrigenspiel gepaart mit übler Nachrede, ein, zwei Gefälligkeitsgutachter, eine willkürliche Zwangseinweisung und schon hörst Du von den hundert einstigen "Freunden" draussen bis ans Ende Deiner Tage nichts mehr:

     

    "Lass Uns mit Deinem "Scheiss" von den lebenden Toten in Ruhe!"

  • K
    Kerzenlicht

    Das ist ja ein unglaublicher Skandal, wie ein Gefangener, der nicht mal ein Mörder ist, hier in Deutschland behandelt wird. Das war doch ein perfider Racheakt der Anstaltsleitung. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass solche Folter in Deutschland üblich ist und ich hoffe, dass es in den Medien einen Aufschrei der Empörung gibt. Allerdings ist die Hoffnung minimal, denn die Medien schießen meist lieber gegen links. Ich hoffe Herr Finneisen findet Hilfe bei der Klage am BVG und notfalls noch am EUGM.

  • F
    Fiona

    Ich bin sprachlos bei soviel Grausamkeit... und platt von diesem eindrucksvollen Artikel.

    Wie war das noch mit Friedrich II und dem Säuglingsexperiment: http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/bildung/frage_der_woche/archiv_fragenanwissen.de/index,page=1306348.html! Daraus sollte man lernen. Isolationshaft wird nicht umsonst "weiße Folter" genannt.

  • CH
    Christian Heyne

    Kalte Grausamkeit! Deutsche Politiker und Buerger sind alle verantwortlich! Wie ist es moeglich, so seine Seele zu verschuetten... Ich schaeme mich, zu dieser Nation zu gehoeren, wo auch heute noch die offizielle Position ist: Die Diskussion ueber Einzelhaft/Isolationshaft ist nicht schluessig. In den grausamen USA ist man seit Jahren schluessig darueber: Das ist F O L T E R. Wie ist diese Folter mit dem 'Grundgesetz' Deutschlands zu vereinbaren?????? 'Die Wuerde des Menschen ist unantastbar.' Die Zerstoerung der Gesundheit des Menschen in dieser Zeitlupen-Anwendung ist demnach wenigstens kriminell. Wir muessen das scheinheilige Argument der 'Grauzone des Wissens' in dieser Wahnsinns Politik entbloessen: Es ist unmoralisch, unchristlich ( C-DU/C-SU ), teuflisch, brutal, Nazi-artig, schamvoll, eine tueckische Verletzung der Internationalen Menschenrechte!... WIE IN GUANTANAMO. WIE IN ABU GRAIB. WIE IN UZBEKISTAN. SO AUCH HIER IN DEUTSCHLAND - UND:

    W I R A L L E S I N D V E R A N T W O R T L I C H D A F U E R .

  • V
    vantast

    Und wir Naivlinge dachten, Folter wäre hier verboten. Man sieht, daß D. ein Staat ist wie viele andere auch. Wo immer einige Leichen im Keller liegen.

  • N
    Nina

    Ich bin erschüttert und habe gleichzeitig absolute Hochachtung vor Herrn Finneisen, dass er dieses Martyrium bislang ausgehalten hat, ohne verrückt zu werden. Doch wer hilft ihm, sich in der Welt wieder zurecht zu finden? Wer gibt ihm Arbeit? Wovon soll er leben? Was hat der Mann getan, um eine solche Strafe zu rechtfertigen?

  • A
    Anita

    Muesste man nicht erwarten, dass einer der JVA-Angestellten mal nachfragt, ob das noch so korrekt ist?

    Das sind ja auch Menschen und keine emotionslosen Roboter.

  • R
    reblek

    "Finneisen sitzt noch heute im selben Trakt wie Debus und die RAF-Terroristen Karl-Heinz Dellwo und Knut Folkerts." Dieser Satz besagt, dass Debus, Dellwo und Folkerts heute noch dort sitzen, was ganz offensichtlich nicht stimmt.

    "Die Wand ist von einer Panzerglasscheibe in einem grauen Strahlrahmen durchbrochen." wird wohl ein Stahlrahmen sein, nicht wahr?

    "Ein Vollzugsmitarbeiter sitzt hinter Finneisen auf einen Stuhl." Ich nehme an, er sitzt auf "einem" Stuhl, oder?

  • MD
    Martin D.

    Autodiebstahl und Flucht aus dem Gefängnis mit einer harmlosen Atrappe, das reicht aus für eine solche Strafe?

  • AS
    André S.

    Hart. Man sollte nicht glauben, dass das in Deutschland geschieht; ein Mann in der Isolationshaft vergesssen...

  • G
    Gruhsamen

    Danke!! Eine erschütternde, sehr zu Herzen gehende Dokumentation. Wer nimmt Herrn Finneisen im November 2011 auf? Alleine kommt der doch keine Stunde mehr klar nach der "Psycho-Folter". Freiwillige vor bitte.

  • BM
    Bodo Menschenfreund

    Von 2003 bis 2008 war Elisabeth Heister-Neumann Justizministerin in Niedersachsen.

  • I
    Iso

    Ich bin eher aus Zufall auf diesen Artikel gestossen, obwohl ich nichts dergleichen "gesucht" habe. Im Glauben an den Inhalt ihres Artikels bin ich erschüttert...

  • F
    fragenüberfragen

    Hab ich jetzt irgendwelche Massenmorde und Vergewaltigungen überlesen oder wieso wird der Mann behandelt wie Hannibal Lecter?