Experten warnen: Kita-Plätze werden knapper

Geburtenzuwachs und der kommende Rechtsanspruch auf Betreuung für Kleinkinder erforderten bessere Planung, meinen Experten.

So eng wird's bald in der Kita, Kinder, so eng! : dpa

Mit der Suche nach dem ersten Betreuungsplatz für ihre Tochter habe sie schon am Ende der Schwangerschaft begonnen: "Acht Wochen vor der Geburt!", erzählt eine Kreuzbergerin. Bei zehn Kitas stand sie schließlich auf der Warteliste, von neun habe sie Absagen bekommen. Ihre Tochter, heute eineinhalb, wird nun von einer Tagesmutter betreut. Auch andere Bekannte hätten lange suchen, Friedrichshainer nach Kreuzberg ausweichen müssen, sagt die Mutter, "aber alle haben am Ende Plätze bekommen".

Betreuung für Kleinkinder zu finden, die bisher keinen Rechtsanspruch darauf haben, war immer mühsam. Nicht jede Kita bietet die personalintensive Kleinkindbetreuung, zumal die Nachfrage schwer kalkulierbar ist. Momentan steigt sie allerdings deutlich: Geburtenzuwachs, Beitragsfreiheit für die letzten drei Kitajahre sowie die stärkere Akzeptanz auch für den frühen Kitabesuch seien dafür unter anderem verantwortlich, sagt Martin Hoyer, Referent für Kindertagesstätten beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin. Sein Verband, selbst Dachverband von Kitaträgern, hat deshalb eine Prognose erstellt. Dass seither die Meldung, 15.000 Kitaplätze fehlten, durch die Medien geistert, nennt Hoyer aber "alarmistisch": "Wir haben auf der Grundlage der heute vorliegenden Zahlen von besetzten Kitaplätzen und Geburten eine Musterrechnung erstellt, bei der wir von einem weiteren Anstieg der Nachfrage nach Kitaplätzen ausgehen."

Der Bedarf bei den unter Dreijährigen sei höher als bei den Älteren angesetzt worden, da für die Kleinen ab 2013 bundesweit ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz besteht. "Daraus könnte sich in den kommenden Jahren ein Mehrbedarf von bis zu 15.000 Plätzen ergeben", so Hoyer. Das bedeute aber nicht, dass bereits jetzt 15.000 Plätze fehlten.

"Im Bundesvergleich hat Berlin ein gutes Angebot", so Hoyer. Dennoch müsse aufgestockt werden, um dem Ausbau der Betreuung über Dreijähriger und dem künftigen Rechtsanspruch jüngerer Kinder gerecht zu werden. Das erfordere "landesweite Kitaplanung und einen besseren Überblick über den Bestand", so Hoyer. Beides gebe es derzeit nicht: "Wir wissen in manchen Bezirken nicht einmal, wie viele Kitaplätze es dort gibt."

Zu wenig, meint Monika Herrmann, grüne Jugendstadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg. Derzeit stünden dort etwa 120 Kinder auf der Warteliste. Bis 2015 rechnet sie mit 1.600 fehlenden Plätzen. 1.000 hat ihr Bezirk bereits eingerichtet, nun fehlt es an bezahlbaren Gebäuden oder Baugrundstücken: "Wir brauchen ein Kitabauprogramm auf Landesebene", fordert Herrmann. Die Bundesförderung laufe aus, der Senat aber "hat die Entwicklung verpennt", "wie auch den jetzt schon großen Mangel an ErzieherInnen".

Die Senatsbildungsverwaltung weist den Vorwurf anderen Medien zufolge zurück, der taz gegenüber äußert sie sich nicht. Die Grünen wollen das Thema am Donnerstag im Abgeordnetenhaus ansprechen.

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