Neue Suchalgorithmen: Mülltrennung nun auch bei Google
Google arbeitet an der Verbesserung seiner Suchmaschine und will sogenannte Inhalte-Farmen künftig abstrafen. Die Aktie des Anbieters "Demand Media" stürzte ab.
Wenn Google seinen Suchalgorithmus optimiert, klagen diejenigen, die künftig schlechter gelistet werden, am lautesten. Dabei meint es der Netzkonzern nach eigenen Aussagen nur gut mit dem Internet: Man wolle "mehr qualitativ hochwertige Seiten finden", schrieb das Unternehmen in der vergangenen Woche zur jüngsten Suchmaschinen-Verbesserung.
Die Aktualisierung hatte schnell ihren Spitznamen weg. "Farmer"-Update wurde sie getauft, weil Google dabei offensichtlich gegen sogenannte Inhalte-Farmen vorging, also Anbieter von billig produziertem Content, der Suchergebnislisten häufig verstopft. Die Aktualisierung werde dafür sorgen, dass "Originalinhalte und Informationen wie Forschungsergebnisse, tiefgehende Reportagen und gedankenvolle Analysen" künftig besser zu finden seien, so der Konzern. "Es ist wichtig, dass qualitativ hochwertige Seiten belohnt werden." Es gehe um ein "gesundes Web-Ökosystem".
Die Reaktionen auf das "Farmer"-Update fielen geteilt aus. Zwei der größten Inhalte-Framen im Web, Demand Media und Associated Content, beeilten sich zu betonen, von der Maßnahme gar nicht betroffen bzw. als Übeltäter gar nicht gemeint gewesen zu sein. Associated-Content-Gründer Luke Beatty, dessen Imperium mittlerweile zu Yahoo gehört, sagte in einem Interview, Google sei "nur eine von vielen" Quellen, über die Nutzer beim eigenen Angebot landeten. Außerdem arbeite man daran, die Qualität der Artikel zu verbessern.
Demand Media, das erst kürzlich an die New Yorker Börse gegangen war und zwischenzeitlich mehr Geld wert war als die New York Times, bekam Googles Maßnahmen von Investorenseite mächtig zu spüren: Die Aktie fiel teils deutlich, am Montag war sie mit knapp 2 Prozent im Minus. Noch ist auch hier unklar, wie stark sich das "Farmer"-Update auf die Platzierungen in der Suchergebnisliste auswirkt. Einige Experten meinen, "gut" geschriebene Demand-Media-Artikel hätten künftig sogar eine bessere Chance, ganz oben in den Ergebnissen aufzutauchen.
Bis zu 12 Prozent aller Suchanfragen sollen von Googles Neuerungen betroffen sein. Dabei gehe es, schrieb das Unternehmen, vor allem um die Abwertung von Angeboten, die "Inhalte von anderen Seiten" kopierten, "nicht besonders nützlich" seien und sich insgesamt als "wenig wertvoll" erwiesen. Was genau damit gemeint ist, verriet Google nicht.
Kollateralschäden gab es allerdings auch. So ist laut unabhängigen Analysen künftig das "British Medial Journal" schlechter "gerankt" als zuvor und auch der Pressemitteilungsdienst "PR-Newswire" muss mit weniger Treffern rechnen. Beide Angebote trifft es wohl vor allem deshalb, weil sich ihre Inhalte schnell im Web verbreiten und deshalb als "Doppler" zählen. Eher ungewöhnlich ist dagegen, dass auch einzelne Blogs abgewertet wurden.
Wer Googles hauseigenen Browser Chrome verwendet, kann künftig noch ein bisschen radikaler gegen Müll-Content vorgehen. Eine von dem für die Suchqualität verantwortlichen Entwickler Matt Cutts programmierte Erweiterung namens "Personal Blocklist" blendet Ergebnisse unerwünschter Websites vollständig aus. Nach der Installation reicht es aus, bei Google-Suchen auf den dann neu verfügbaren "Block Site"-Knopf zu drücken, schon verschwindet die unerwünschte Inhalte-Farm (oder jede andere Seite) künftig aus der Ergebnisliste. Erst ein Klick auf "Unblock" im Einstellungsmenü macht sie wieder sichtbar.
Neben dem Dienst am User, also der reinen nutzerseitigen Blockade, will Google eine Gegenleistung für den Service haben. Und das sind, wie könnte es anders sein, Daten: So wird laut Cutts jede gesperrte Seite erfasst, "um daraus zu lernen" - also potenziell, um den eigenen Algorithmus weiter zu verbessern.
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