Der Freund des Pferdefleisches

Erschreckend, unzumutbar, elitäre Denkhaltung, Dummschwätzer! Das waren Reaktionen auf einen Vorschlag von Hartwig Fischer. Der Göttinger CDU-Mann hat sich in die Pferdefleisch-Debatte eingeschaltet und gefordert, Lebensmittel nicht „aus vorauseilendem Gehorsam und Panikmache zu vernichten“. Stattdessen sollten die falsch deklarierten und aus den Supermarktregalen genommenen Produkte richtig etikettiert und dann an Bedürftige abgegeben werden.

Der 64-jährige Fischer, der seit 1972 in der CDU und seit 2002 für seine Partei im Bundestag sitzt, sieht in Lasagne & Co mit Anteilen von Pferd statt purem Rind oder Schwein drin qualitativ hochwertige Lebensmittel. Diese Produkte seien nicht gesundheitsgefährdend und für den weiteren Verzehr geeignet.

Rund 1,5 Millionen Menschen seien in Deutschland etwa auf die Unterstützung der Tafeln angewiesen. „Es darf nicht sein, dass es in Deutschland Bedürftige gibt und gleichzeitig in großem Umfang hochwertige Lebensmittel vernichtet werden“, sagt Fischer und forderte die Nahrungsmittelbranche auf, die notwendigen Schritte einleiten.

Fischer ist Mitglied in drei Schützenvereinen, Präsident des Deutschen Jagdschutzverbandes, Präsident der Deutschen Afrika-Stiftung und Mitglied der deutschen Stiftung Weltbevölkerung. Auf seiner Homepage ist zu lesen, dass er die Armut vieler Afrikaner und die von Krieg und vielen Krankheiten gebeutelten Menschen kennenlernte. Gern hätten wir ihn gefragt, ob er mit seinem Pferdefleisch-den-Armen-Appell nicht die Dimensionen verwischt hat und wieso man die Pferde-Produkte, wenn sie so hochwertig sind, nicht richtig deklariert in den normalen Verkauf geben könne. Aber er war bis Redaktionsschluss nicht zu sprechen.  ILKA KREUTZTRÄGER