Protest in London: 250.000 gegen Sparkurs der Regierung
Mit der größten Kundgebung seit dem Irak-Krieg protestierten hunderttausende Briten am Samstag gegen Sozialkürzungen, Jobabbau und Rente ab 66. Am Rande kam es zu Krawallen.
LONDON rtr | In London sind am Samstag mehr als eine Viertel Million Menschen gegen den Sparkurs der Regierung auf die Straße gegangen. Am Rande der Kundgebung kam es zu Straßenschlachten mit der Polizei. Maskierte bewarfen Polizisten mit Flaschen, Farbe und mit Ammoniak gefüllten Glühbirnen. Sie zerschlugen im Stadtzentrum Fenster, brachen in eine Bankfiliale von HSBC ein und legten ein Feuer in der Haupteinkaufsmeile Oxford Street. Mehr als 200 Menschen wurden festgenommen.
Zu der Demonstration hatten die Gewerkschaften aufgerufen. Sie sprachen von der größten Kundgebung in London seit den Protesten gegen den Irak-Krieg 2003. Gewerkschaftsangaben zufolge kamen mehr als 250.000 Menschen, um gegen Sparmaßnahmen, steigende Arbeitslosenzahlen, Steuererhöhungen und Pensionsreformen zu demonstrieren.
Wir sind hier, um der Regierung zu zeigen, dass wir stark und geeint sind", sagte der Chef des Dachverbands der Gewerkschaften (TUC), Brendan Barber, laut BBC. "Wir werden gegen die Kürzungen kämpfen und wir werden nicht zulassen, dass sie die Arbeitsplätze und das Leben der Menschen zerstören."
Auch der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Ed Miliband, hielt eine Rede. "Die (regierenden) Tories haben gesagt, ich solle nicht kommen und vor Ihnen sprechen", erklärte er. "Aber ich bin stolz, an Ihrer Seite zu stehen. Es gibt eine Alternative."
Mehr als 4500 Polizisten waren am Samstag im Einsatz. Zudem stellten die Gewerkschaften Hunderte von Ordnern. Bereits im Dezember war es bei einer Demonstration zu Zusammenstößen zwischen Studenten und der Polizei gekommen. Am Rande einer Parlamentsabstimmung über die Erhöhung von Studiengebühren hatten damals Demonstranten die Beamten attackiert und das Finanzministerium gestürmt.
Diesmal bot sich teils wieder ein Bild des Chaos. Maskierte Demonstranten kletterten auf das Dach des Luxus-Einkaufshauses Fortnum & Mason. Am späten Abend besetzten 200 bis 300 Demonstranten Polizeiangaben zufolge den Trafalgar Square, um dort zu randalieren. Bereitschaftspolizisten lösten die Proteste auf.
Schatzmeisterin Justine Greening verurteilte die Gewalt: "Das ist wirklich eine Schade und absolut inakzeptabel, dass eine Minderheit kriminelle Taten begeht". Im Großen und Ganzen blieb die Demonstration friedlich.
Die britische Regierung will die hohen Schulden des Landes zurückführen. Das Staatsdefizit lag im Fiskaljahr 2009/2010 bei rund elf Prozent der Wirtschaftskraft. In den kommenden vier Jahren sollen rund 81 Milliarden Pfund eingespart werden. Im öffentlichen Sektor sollen dafür rund 500.000 Stellen gestrichen, die Sozialleistungen um 18 Milliarden Pfund (20,5 Milliarden Euro) gekürzt und das Renteneintrittsalter bereits 2020 auf 66 Jahre angehoben werden.
Der Dachverband der britischen Gewerkschaften erklärte, die Kürzungen gefährdeten den wirtschaftlichen Aufschwung und könnten Millionen von Arbeitsplätzen kosten. So hoch wie jetzt, war die Arbeitslosenquote das letzte Mal im Jahr 1994 nicht. Der Dachverband rief die Regierung auf, vielmehr Steuerschlupflöcher zu schließen und Banken mit zusätzlichen Abgaben zu belasten
Leser*innenkommentare
MoJo the Erkentnisbringer
Gast
Ich liebe es wenn die "breite Masse" der BEvölkerrrung die gedankengänge der verantwortlichen regierung erst nach solchen harten/drasischen maßnahmen mitbekommt und registriert das der kapitalismus als ideologie in fast jedem politiker
der EU(der welt/derIndustrieländer etc.) mittlerweile festsitzt. ich möchte keine Sowietstaat als weltmacht, aber die versetzung moralischer Grundsätze, die einst die demokratie gründeten wie: das volk steht im Vordergrund, oder die politik ist das Sprachrohr der Bevölkerrung usw. , solten mittlerweile jedem klarmachen ( auch unserem "Mike") das es hierzulande wie in Spanien, wie in Großbritanien, wie in Land X,
Demokratie einfach heute heißt : die Konzerne/unternehmen/die die das Geld haben--> politische Entscheider
Bevölkerrung--->
politische Minderheit, stimme ohne Mitspracherecht wichtiger entscheidungen
F***ck !!!
Sorry aber eine Erkenntnis hat seine länger
narf
Gast
@ DesKaisersNeueKleider
Danke für den SD-Link.
Schon lustig, wenn man da liest, dass ein Mobilfunkunternehmen "angeblich" sechs Milliarden Pfund "Steuererleichtung" bekommt, ein anderer 1,2 Milliarden Pfund in die Schw... Monaco verschiebt um sich Steuerzahlungen zu entziehen.
Kennt man - ich glaube das darf ich sagen - haargenauso aus Deutschland.
Und dann heißt es, der Staat hätte ungenügende Einnahmen und müssen alles radikal zusammenstreichen.
Ralph Nader: "Das ist eine konstruierte Krise, Steuerkürzungen für die Einkommens- und Vermögensstarken, höhere Belastungen und Streichungen für alle anderen".
"Das endlose Aufregen Teil XCVII"
narf
Gast
Das was die englische Regierung dort plant ist eine britische Agenda twenty-thirty mit den gleichen Mummenschanz wie hierzulande.
Ich hoffe, die Gewerkschaften und die Demonstranten werden - im Gegensatz zu D-Land - erfolgreich gegen diese Pläne vorgehen.
KFR
Gast
und ? gibts jetzt ne UN-Sec-Sitzung ?
eine No-Fly-ZONE über London zum Schutz der aufständigen Jugendlichen und Studenten ?
Mike
Gast
Mein Mitgefühl mit den Ladeninhabern, Polizisten, Bürger und Hotelchefs deren Eigentum mutwillig zerstört wurde, ich hoffe die Schwerkriminellen können geschnappt werden und kommen für viele Jahrzehnte ins Gefängnis.
DesKaisersNeueKleider
Gast
Die Süddeutsche Zeitung beschreibt wie sich die Menschen wehren. -> UK Uncut
"Protestkultur in Großbritannien Die Rache des smarten Mobs"
http://www.sueddeutsche.de/politik/protestkultur-in-grossbritannien-die-rache-des-smarten-mobs-1.1071673