LESERINNENBRIEFE
:

Verbrauch selbst steuern

■ betr.: „Tiefkühlen, wenn der Wind weht“, taz vom 22. 12. 09

Schon während der Energiekrise 1973/83, haben wir uns in der BI Umweltschutz in Hannover Gedanken gemacht, wie man beim Stromverbrauch einen Teil des Bedarfs in die „Täler der Netzlast“ legen könnte. Eine der vielen Antworten auf das Problem waren damals die Nachtspeicherheizungen. Der Stromverbrauch dieser Heizungen wurde in gesonderten Zählern registriert und zu einem wesentlich günstigeren Tarif für Nachtspeicherheizungen abgerechnet. Der beträchtliche Preisunterschied zwischen teurem „Tag“- Strom und billigem „Nacht“- Strom war ein starker Anreiz, diese Heizungen zu installieren. Große Stromabnehmer nutzen wohl noch immer Preisunterschiede dieser Art. Heute müssen wir uns gründlicher überlegen, wie wir die Auslastung der erzeugenden Anlagen und den Verbrauch der Verbraucher besser aneinander anpassen können. Eigentlich können wir alle unseren Verbrauch weitgehend selbst steuern. Natürlich möchte man gern den Tag mit heißem Tee und gutem Licht beginnen. Aber Wäsche waschen und Geschirr spülen muss man nicht morgens, das geht auch am Wochenende oder nachts. Wie aber schafft man einen ausreichend starken Anreiz für den Verbraucher, sich nach dem Angebot zu richten? Das gängige Rezept dafür lautet: Man nutzt die „Preiselastizität der Nachfrage“. Wir brauchen also Stromzähler, die das berücksichtigen. Und wir brauchen schnell ablesbare Anzeiger, die an den wichtigsten Stellen der Wohnung angeben, wie viel Prozent des Durchschnittspreises der Strom derzeit und in den nächsten zwei Stunden kostet. Für das Wochenende könnte man generell beträchtlich niedrige Tarife anbieten als für Montag bis Freitag. JÜRGEN ISENSEE, Hannover

Chancen und Risiken abwägen

■ betr.: „Geothermie gerät unter Druck“, taz vom 21. 12. 09

Jede neue Technologie erfordert es, Chancen und Risiken fair gegeneinander abzuwägen. Keine Technik ist ohne Risiken, das ist auch bei erneuerbaren Energien nicht anders.

In Deutschland wird der größte Teil der Primärenergie zum Heizen verwendet. Wir brauchen die Geothermie, gerade in Ballungsräumen. Die tiefe Erdwärmenutzung benötigt günstige geothermische Bedingungen, die im dicht besiedelten Rheingraben vorliegen. Wenn man neben marginaler Stromerzeugung auch noch ein Fernwärmenetz speisen will, sucht man bewusst die Nähe zu urbanen Räumen. Doch was sind die Alternativen zur Geothermie? Bioenergie wird diese Last regenerativer Heizungen nicht alleine schultern können, wenn man nicht Monokulturen und die Abholzung des Regenwalds für Palmölplantagen in Kauf nehmen will. Fossile Energieträger sind sowieso in Verruf. Man hat sie zwei Jahrhunderte lang genutzt, obwohl auch diese Technik viele negative Folgeerscheinungen hatte. Luftverschmutzung, Ölpest, Klimawandel: Was ist dagegen ein schwaches Erdbeben? KARL URBAN, Tübingen

Kein souveräner Umgang

■ betr.: „Uns ist das egal“, taz vom 24. 12. 09

Ich muss Gareth Thomas widersprechen. Er hat eben nicht als Schwuler alles im Rugby erreicht. Den Großteil seiner Sportkarriere lebte er nach außen als heterosexueller Mann, heiratete sogar ein „nettes Mädchen“. Nach vielen Jahren des Selbsthasses hat er sich endlich geoutet. Die Reaktion seiner Teamkollegen zeigt, dass die Angst oftmals größer sein kann als die Realität. Doch seien wir ehrlich, die Aussagen der Funktionäre zeugen nicht von einem souveränen Umgang. Homosexualität ist und bleibt „Privatsache“, während heterosexuelles Familienleben in den Gazetten breitgetreten wird.

GABRIELE BISCHOFF, Geschäftsführerin LAG Lesben in NRW

Herrschende überwachen

■ betr.: „Der total erfasste Arbeitnehmer“, taz vom 28. 12. 09

Die Begründung der Bundesregierung beinhaltet ein hohes Maß an Doppelmoral. Schließlich verweigern dieselben Politiker, die den gläsernen Arbeitnehmer möchten, bei sich selbst Transparenz, wenn es zum Beispiel um die komplette Offenlegung von Nebentätigkeiten geht. Dasselbe Dickicht gilt für Behörden, die sich immer noch gerne auf das preußische Amtsgeheimnis berufen und damit die Informationsfreiheit von Journalisten und Bürgern in nicht wenigen Fällen behindern. Eine Diskrepanz, die einem das Sprichwort „Die Herrschenden müssen überwacht werden, nicht die Beherrschten“ von F. Dürrenmatt ins Gedächtnis ruft, zumal niemand im digitalen Zeitalter seine Hand dafür ins Feuer legen kann, dass gespeicherte Daten irgendwo sicher liegen. RASMUS PH. HELT, Hamburg