Fleischskandal: Seehofer greift ein

Bauern fordern eine Task Force, Verbraucherschützer wollen schwarze Listen

BERLIN taz ■ Der neue Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) hat den Skandal um verdorbenes Fleisch zur Chefsache gemacht. Gestern lud er die betroffenen Länder und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für nächste Woche zu einem Treffen ein. Am Mittwoch hatte er bereits eine Meldepflicht für Firmen angekündigt, die schlechtes Fleisch angeboten bekommen.

Gestern teilte die Stadt Gelsenkirchen mit, alle Fleischproben, die bei der Firma Domenz beschlagnahmt worden waren, seien verdorben gewesen. Sie hätten „bereits starke Geruchs- und Geschmacksabweichungen sowie Gefrierbrand aufgewiesen“. Nun ziehe man in Betracht, den Betrieb zwangsweise zu schließen. Aus dem Kieler Landwirtschaftsministerium kam dagegen Entwarnung: In Schleswig-Holstein sei kein ungenießbares Geflügelhack auf den Markt gekommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine Firma aus Kiel, die Putenfleisch aus Dänemark nach Gelsenkirchen geliefert haben soll. Aus dem verdächtigten Unternehmen hieß es, man habe die Kunden auf das abgelaufene Mindesthaltbarkeitsdatum hingewiesen.

Beim Deutschen Bauernverband hält man den Skandal für einen Einzelfall und fordert eine Task Force, „die förmlich riecht, wo was zum Himmel stinkt“. „Von mafiosen Strukturen sind wir aber weit weg“, sagte Franz-Josef Möllers, der dem Fachausschuss Vieh und Fleisch vorsitzt.

Dagegen glauben Verbraucherschützer, „dass kriminelle Energie im breiten Stil vorhanden ist“. Edda Müller vom Bundesverband Verbraucherzentralen verlangte deshalb, dass die Namen der Firmen, die verdorbene Ware verkaufen, veröffentlicht werden. Aus dem Seehofer-Ministerium hieß es aber, dazu brauche man ein Verbraucherinformationsgesetz – das die Union unter der rot-grünen Regierung verhindert hatte. BW