Initiative des Europa-Parlaments: Tiertransporte zeitlich begrenzen
Abgeordnete des EU-Parlaments rufen zu Unterschriften auf, um die Fahrten auf acht Stunden zu begrenzen. Und sie halten die Kontrollen der Transporte für zu lasch.
STOCKHOLM taz | "Als ob man ein Doppelbett mit vier Rindern teilen müsste", lautet Carl Schlyters Vergleich für die Torturen, die Tiere täglich erleiden müssen. Mehr Platz haben Rinder nämlich nicht, wenn sie in Lastwagen eingepfercht durch halb Europa transportiert werden. Schlyter, EU-Parlamentarier der schwedischen Grünen, steht mit Abgeordneten anderer Fraktionen hinter einer Initiative zur Beschränkung der Tiertransportzeiten auf höchstens acht Stunden. Um Unterschriften für diese Forderung auf der Internetseite www.8hours.eu wurde am Samstag bei Demos in Stockholm und anderen Städten Europas geworben.
Flankiert wird die Aktion durch Initiativen auf nationaler Ebene. Die Bundestagsfraktion der Bündnisgrünen forderte vergangene Woche die Regierung in einem Antrag auf, sich bei der EU für eine "ausnahmslose zeitliche Begrenzung von Tiertransporten auf acht Stunden einzusetzen". In Deutschland solle der Transport auf maximal vier Stunden und die Entfernung auf maximal 200 Kilometer beschränkt werden.
"Zwei EU-Kommissare haben versprochen, dass es neue Regelungen geben soll", sagt Schlyter: "Der dritte und jetzige Kommissar, Joe Dalli aus Malta, verspricht vorsichtshalber gleich gar nichts mehr." Der Gesundheits- und Verbraucherschutzkommissar habe erklärt, erst müsse die geltende Gesetzgebung ausgewertet werden, bevor neue Vorschriften debattiert werden können. Dabei ist Schlyter zufolge offensichtlich, dass bessere Überwachung und schärfere Sanktionsmöglichkeiten nötig seien.
Lange Lebendtiertransporte gebe es nur, weil Aufzucht, Mast und Schlachtung aus Profitgründen in unterschiedlichen Ländern stattfinden. Die Zahl dieser Transporte steigt auch von und nach Deutschland stetig an. Die Ausfuhr lebender Schlachtschweine nach Osteuropa und Russland hat sich so von 2007 bis 2009 verdoppelt. Verdoppelt hat sich binnen zehn Jahren auch deren Einfuhr nach Deutschland.
"Zutiefst deprimierend" seien die Berichte über die Kontrollen der Tiertransportbedingungen des Lebensmittel- und Veterinäramts der Europäischen Union (FVO), erklären die Initiatoren von 8hours.eu. Den Kontrolleuren entgingen Fehler in den Transportprotokollen, sie akzeptierten unrealistische Transportzeiten mit dem Resultat, dass eigentlich zwingende Rasten nicht stattfinden und von den Bestimmungen über Trinkwasserversorgung bis zu den Regelungen über das Platzangebot die Vorschriften nicht durchgesetzt oder keine ausreichenden Sanktionen verhängt würden.
Leser*innenkommentare
Marco
Gast
Es zeigt schon wie erbärmlich die Menschheit überhaupt ist, daß man für solche eigentlich normalen Dinge wie Tierschutz, derart kämpfen muß! MAn sieht wie tief unsere Gesellschaft schon in der Gülle steckt!
Antonietta
Gast
Welt weit werden rund 50 Milliarden Tiere lebendig transportiert. Eingepfercht in LKWs werden sie oft tagelang quer durch Europa von Mastbetrieben zu Schlachthöfen gekarrt, bei sengender Hitze oder klirrender Kälter, ohne Wasser und Futter.
B.Dundr
Gast
Da sind bestimmt wieder einige bestochen worden
Tierchen
Gast
Bitte unterstützen auch Sie eine Transportzeitbegrenzung auf max. 8 Stunden und unterschreiben noch heute auf
www.8hours.eu
Die Kampagne "8hours" wurde durch Dan Jørgensen, EU-Parlamentsabgeordneter und die Tierrechtsorganisation Animals' Angels ins Leben gerufen.
Go Vegan
Gast
Wieder ein Grund mehr vegan zu leben, denn dann dürfen Tiere selbst bestimmen, wie lange sie wann wohin gehen. Was für eine Welt in der kleine Bambis, Knuts und was auch immer gerettet werden sollen, sich aber kaum einer darum schert, das Schnitzel nicht an Bäumen wachsen...
Schlachthausbesuche ins Schulprogramm! Tiertransporte als Selbsterfahrung!
Libertiner
Gast
Die Hölle denen, die die Tiere so behandeln!Das Tier kann sich noch weniger wehren als ein bedürftiger Mensch. Tiere brauchen mehr Lobby und dazu ist auch die Politik aufgefordert zu handeln. Endlich mal eine gute Nachricht aus dem EU- Parlament! Die Nasen hier kümmern sich eher um neue Füllfederhalter.