"Twin Peaks" auf Arte: Alles - nur nicht normal

Grausam gut und unheimlich spannend: Die Kult-Serie von 1990, "Twin Peaks" von David Lynch, wird ab Dienstag um 22 Uhr auf Arte wiederholt.

Für Agent Dale B. Cooper (Kyle MacLachlan, li.) und Sheriff Harry S. Truman (Michael Ontkean, re.) hat ein Ver- und Entwirrspiel begonnen. Bild: ARD / © CBS Studios International

Seine Figuren können alles sein, schöne verstörte Frauen, unschön psychopathische Männer, tanzende Zwerge - nur nicht normal. Das Übermaß an Normalität, das Hollywoodproduktionen oft ihrer Glaubwürdigkeit beraubt, verkehrt er ins Gegenteil und schafft Realitäten, die von Verrücktheit, Krankheit und Boshaftigkeit dermaßen zersetzt sind, dass man sich manchmal fast dabei ertappt, sich einen Bruce Willis herbeizuwünschen.

"Twin Peaks" ist anders. Das meint man zumindest am Anfang. Die mittlerweile zu einem Kultstatus avancierte Serie von 1990, die Lynch in Zusammenarbeit mit dem Autor Mark Frost auf den Weg brachte, setzt zwar mit dem Mord an der 17-jährigen Schülerin Laura Palmer direkt mit Gewalt ein, der Rest scheint aber in den gewohnten filmischen Bahnen Amerikas zu verlaufen.

Die Welt der Eltern zerbricht in Verzweiflung und Fassungslosigkeit und das kleinstädtische Umfeld versucht der Familie Beistand zu leisten, befindet sich aber selbst in Schockstarre wegen dieser plötzlichen Grausamkeit, die ihren Ort heimsucht.

Als schließlich der überbordend freundliche FBI-Agent Dale Cooper auftaucht, wägt man sich fast in Sicherheit vor David Lynch. Der Enthusiasmus und die Fröhlichkeit, die Kyle MacLachlan in seiner Rolle so fabelhaft ausstrahlt, diese kindlich überbordende Leidenschaft für Kaffee und Kuchen und der Witz, den seine Übertriebenheit in die Serie bringt - Lynch scheint den Zuschauer zur Abwechslung mit seinem psychotischen Pessimismus zu verschonen.

Die freundliche Fassade der Bürger von Twin Peaks, der Kleinstadt an der Grenze zu Kanada, beginnt gerade glaubhaft zu werden, um genau dann anzufangen zu bröckeln und sich langsam, aber unaufhaltsam aufzulösen. Die Psychose, der stets verheerende Blick David Lynchs auf die Menschheit, schleicht sich diesmal einfach nur ganz sachte von hinten an. Grausam gut und unheimlich spannend.

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