Nazi-Affäre in der JU

CDU-Jungpolitiker aus NRW marschierte bei Neonazi-Demos mit. Unions-Fraktionsvize Bosbach fordert Klärung

KÖLN taz ■ Thomas Hartenfels lässt sich gern fotografieren. Stolz präsentiert sich der junge CDU-Ratsherr aus dem rheinisch-bergischen Rösrath mit christdemokratischer Prominenz wie dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert oder dem Vizechef der Unions-Bundestagsfraktion, Wolfgang Bosbach. Aber es gibt auch noch andere Fotos. Die jedoch finden sich nicht auf der Homepage von Hartenfels – und an sie möchte der 25-Jährige auch nicht mehr so gern erinnert werden. Kein Wunder: Sie könnten die hoffnungsvolle politische Karriere des Kreisvorsitzenden der Jungen Union Rheinisch-Bergischer Kreis jäh beenden. Denn die Fotos zeigen Hartenfels in weniger vorzeigbaren Kreisen – gemeinsam mit einschlägig vorbestraften Neonazis.

So ließ sich Hartenfels unter anderem auf einer Demonstration der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ im Herbst 1999 in Köln Arm in Arm mit Axel Reitz abbilden, dem selbst ernannten „Gauleiter Rheinland“ vom „Kampfbund Deutscher Sozialisten“. Seine Teilnahme an einer Demonstration von Rechtsextremisten aus der Szene der militant neonazistischen „freien Kameradschaften“ gegen die Wehrmacht-Ausstellung im Mai 1999 in Köln ist sogar auf Video festgehalten. Zumindest in der Zeit zwischen 1999 bis 2001 nahm Hartenfels an zahlreichen solcher unappetitlichen Veranstaltungen teil. Und er betätigte sich zudem noch als Autor der Jungen Freiheit. Für die Rechtspostille berichtete er etwa über eine Buchvorstellung von Horst Mahler und Franz Schönhuber. Zitat: „Ambiente und Auftreten der beiden dunkelgekleideten Herren künden bereits von besseren Zeiten, in denen sie sich endlich auf staatsmännischem Parkett, statt in verrauchten Hinterzimmern bewegen können.“

Aufgedeckt hat die braune Vergangenheit des smarten Jung-Unionisten Anfang der Woche die Alternative Liste an der Universität Köln. Mit der Schlagzeile „Neonazi im AStA!“ hatte die linke studentische Gruppe den gesamten Campus mit Plakaten gepflastert. Hartenfels, bislang für den RCDS im AStA-Öffentlichkeitsreferat tätig, tat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zunächst als „an den Haaren herbeigezogen“ ab. Inzwischen beugte er sich jedoch den Tatsachen – und trat von seinem AStA-Amt zurück.

Auf einer Sitzung des Studierendenparlaments am Mittwochabend rechtfertigte er die Aktionen am rechten Rand als „jugendliche Politexperimente“. Inzwischen habe er „mit dem Kapitel Extremismus abgeschlossen“ und sei „entschieden gegen jeglichen Extremismus jeglicher Couleur“.

Wie es für Hartenfels in der CDU weitergehen wird, ist noch unklar. Die Vorwürfe hätten ihn äußerst schockiert, sagte Wolfgang Bosbach der taz. „Das muss jetzt genau geprüft werden“, so der Unions-Fraktionsvize, der als Abgeordneter im Bundestag den Rheinisch-Bergischen Kreis vertritt. Für Hartenfels, der in der Partei bislang nie durch rechtsradikale Äußerungen aufgefallen sei, bestehe nun „eine Bringschuld“: Er müsse seinen fundamentalen Bruch mit der rechtsextremistischen Szene dokumentieren. „Hier darf es keinerlei Kumpanei und ebenso wenig eine Grauzone geben – auch nicht augenzwinkernd“, forderte CDU-Politiker Bosbach.

PASCAL BEUCKER