KOMMENTAR: KAI VON APPEN ÜBER DIE SCHLIESSUNG DER PRINOVIS-DRUCKEREI
: Verlegerinnen zur Kasse bitte

Die Itzehoer Drucker sollten beim Sozialtarifvertrag nicht bescheiden sein

Wenn man Prinovis-Boss Bertram Stausberg Glauben schenkt, geht es um eine Einsparung von 20 Millionen Euro, die durch die Schießung des Druckhauses an der Stör den Konzern wieder auf stabile Beine stellen soll. Das klingt bei einem Konzern-Jahresumsatz von 800 Millionen Euro wie Peanuts.

Zugegeben: Es ist sicherlich nicht zu leugnen, dass es in der Tiefdruck-Branche krankt. Die Auflagen der Magazine werden geringer, der Umfang der Hefte dünner, weil das Anzeigenvolumen rückläufig ist. Auch Kataloge werden weniger oder, da die Auflagen sinkt, im konkurrierenden Offsetverfahren gedruckt. Dass sich in der Tiefdruck-Brancheein stetiger Wandel vollzieht, ist daher nachvollziehbar. Doch ein solcher Kahlschlag ist unverantwortlich. Darum ist es nur verständlich, wenn Wirtschaftsminister Reinhard Meyer an die Verantwortung der Anteilseigner Bertelsmann und Springer appelliert.

Und in dem Zusammenhang kann durchaus darauf hingewiesen werden, dass die „Mütter“ beider Verlags-Imperien, Liz Mohn und Friede Springer, über mal eben mindestens sechs Milliarden Euro Privatvermögen verfügen, die die Mitarbeiter beider Verlagsgruppen für sie erwirtschaftet haben. Darum sollten die Itzehoer Drucker nicht bescheiden sein, wenn es um die Forderungen für einen Sozialtarifvertrag geht – vielleicht schreckt das vor einer Schließung ab.