Auf Schadstoff-Pirsch

Asthma, Ausschlag, Abgespanntheit: Wer Gift oder Schimmelpilze in Wohnung oder Büro vermutet, kann sich einen Gutachter ins Haus holen oder selbst Petrischalen und Teströhrchen aufstellen

von Gernot Knödler

Wenn der Schadstoff-Detektiv kommt, erlebt er manchmal sein blaues Wunder. Zum Beispiel Michael Fischer vom „Baubüro“ im Ottenser Phoenixhof, als er in einen schimmelverseuchten Keller gerufen wurde. „Da hatte jemand offen Camembert stehen und im selben Raum stand die Waschmaschine“, erzählt der Gutachter. „Warm und feucht“ – das lieben die Pilze, mit denen der Käse überzogen ist. Fischers Klient hätte sich über die Schimmelkulturen in seinem Keller nicht zu wundern brauchen.

Nicht immer liegt das Problem so offen zu Tage. Asthma, Ausschlag, Abgespanntheit – viele Menschen, die unter solchen schwer zu fassenden und zu behandelnden Krankheiten leiden, kommen irgendwann auf die Idee, ihr Problem könnte mit der Wohnung zu tun haben, in der sie leben, oder mit dem Büro, in dem sie arbeiten. Für Verdachtsfälle gibt es heute eine Reihe von Tests, die selbst ausgeführt werden können. Sind handfeste Beweise, etwa für eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Vermieter nötig, helfen Gutachter mit exakten Messgeräten.

Fürs Selber-Testen bietet das Eimsbütteler Ingenieurbüro Roland Braun „Passivsammler“ für flüchtige organische Verbindungen (VOC) und Aldehyde an. Sie werden zwei Wochen lang der Raumluft ausgesetzt und dann zusammen mit einem Fragebogen zur Auswertung an ein Labor geschickt. „Spätestens wenn die Kosten der Raumluftmessung die Kosten des Teppichbodens, der als Schadstoffquelle vermutet wird, überschreiten, ist die Schmerzgrenze erreicht“, wirbt Braun fürs Selber-Testen.

Das Baubüro hat dafür den „Schadstoffdetektiv“ der Firma Ökoplus im Programm. Für rund 70 Euro enthält er ein Teströhrchen, das sich verfärbt, wenn Formaldehyd in der Raumluft ist, und Petrischalen, in denen Schimmelpilze gefangen werden können.

Die Petrischalen – luftdichte Dosen – enthalten einen Nährboden, der für eine Stunde der Raumluft ausgesetzt wird. Während dieser Zeit sollte der Raum verlassen und die Tür geschlossen werden, um das Ergebnis nicht zu verfälschen, rät Fischer. Die wieder verschlossenen Dosen werden 14 Tage trocken aufbewahrt. Eine Gebrauchsanweisung hilft, die wachsende Schimmel-Population einzuschätzen. Dazu kommt eine Checkliste mit Fragen nach ungewöhnlichen Gerüchen, Verfärbungen der Wände und Gesundheitsbeschwerden. Wer damit durch ist, sollte wissen, ob er sich einen Experten ins Haus holen sollte.

„Ich mache seit 25 Jahren Schimmelberatung“, sagt Fischer. Dicht schließende Fenster, im Nachhinein eingebaute Bäder, die schlecht zu lüften sind, und immer mehr Wäschetrockner machten zunehmend Probleme – vor allem, wenn die Leute falsch lüften.

Ist der Mieter nicht selbst schuld, sind Gutachter wie Gunter Hankammer gefragt. Der Bauingenieur und Fachbuchautor verfügt über eine Reihe geeichter Messgeräte, die eine definierte Menge Raumluft aufsaugen und die gesuchten Pilze oder Schadstoffe sammeln. Auf diese Weise lässt sich nicht nur feststellen, ob das Dämmmaterial in der Wand oder der Kleber des neuen Fußbodens ausgast, sondern es lässt sich auch die genaue Schadstoffmenge messen.