Auf dem Weg zum Einheitsheft

Burda-Verlag forciert den Konzentrationsprozess auf Programmzeitschriftenmarkt: Redaktion von „TV Today“ soll entlassen werden. Warnstreiks für Sozialtarifvertrag

Noch läuft der Werbespot: „TV Today – Europas härteste Filmredaktion.“ Geht es nach dem Willen des neuen Verlegers Hubert Burda Media, könnte damit bald Schluss sein: Zum Jahresende soll die komplette Bahrenfelder Redaktion von 36 Personen entlassen und der Titel fortan bei der medialen Konkurrenz TV Spielfilm produziert werden. Deshalb bestreikte die Belegschaft gestern vier Stunden lang die Produktion der wahrscheinlich vorletzten eigenen TV Today-Ausgabe, um den zumindest Abschluss eines Sozialtarifvertrages durchzusetzen.

Was den Münchener Burda-Konzern bewegt, plötzlich den Programmzeitschriftenmarkt, der von Hamburg aus durch Spinger und Bauer dominiert wird, aufzumischen, ist den betroffenen Gewerkschaften ein Rätsel. Fakt ist jedoch: Zum 1. Januar 2005 hatte Burda nach zunächst 50 Prozent Beteiligung den Rest der Milchstraßen-Gruppe übernommen, in der TV Spielfilm verlegt wird. Fast unbemerkt hatte der Konzern parallel einen weiteren Deal einfädelt: Ausgestattet mit Burda-Geldern kaufte der Verleger der Hamburger Morgenpost, Hans Barlach, dem Verlag Gruner + Jahr die konkurrierende TV Today ab. Die G+J-Manager gaben später an, es sei ihnen nicht bewusst gewesen, dass Barlach für Burda gewissermaßen als Strohmann fungiert habe.

Während der Konzern Anfang dieses Jahres noch versicherte, beide Titel bis auf das Anzeigengeschäft eigenständig fortführen zu wollen, wurde der Betriebsrat von TV Today Ende Oktober mit den Entlassungsplänen konfrontiert. Im kommenden Jahr sollen beide Blätter von der Redaktion der TV-Spielfilm produziert werden.

Die Journalistengewerkschaften DJU und DJV versuchen nun, den Jobverlust zumindest sozial etwas abzufedern. So sollen alle RedakteurInnen neben einer Abfindung die Möglichkeit erhalten, für ein Jahr in eine von Burda mitfinanzierte Transfergesellschaft zu wechseln, um sich weiterzuqualifizieren. Der Konzern blockt bislang noch ab. „Der Warnstreik war notwendig“, so DJU-Sekretärin Eva Schleifenbaum gestern, „damit sich Burda bewegt.“ KAI VON APPEN