Mord ohne Motiv

Lebenslänglich ins Gefängnis muss der 35-Jährige, der seine Frau mit Schlaftabletten betäubte, sie dann erstickte und den Leichnam auf der Straße verbrannte

Bremen taz ■ Ein paar Worte wechselt er noch, leise, mit seinem Verteidiger. Dann erhebt sich Heiko V. von seinem Stuhl, streckt seine Hände vor, den Kopf hält er gesenkt. Handschellen klicken. Mit zwei Justizbeamten an seiner Seite verlässt der Mörder den Saal. Er wird die nächsten 15 Jahre hinter Gitter sitzen.

Regungslos und mit gesenktem Kopf hatte V. auch das Urteil über sich ergehen lassen. Von „einem der schlimmsten Morde in Bremen“, sprach Richter Harald Schmacke. Der 35-jährige V. hatte gestanden, seine Frau Miriam in der Nacht auf den 11. März nach fast elfjähriger Ehe mit Schlaftabletten betäubt, sie mit Hilfe einer Plastiktüte, einer Decke und seinem eigenen Körper erstickt, den Leichnam auf die Straße geschleppt, ihn mit Benzin übergossen und verbrannt zu haben.

„Dieser Tod war völlig unsinnig und hat schweres Leid über die Familie gebracht“, sagte Schmacke – über eine Familie, die ihren Schwiegersohn und Schwager, der mit 18 aus seinem Elternhaus floh und bei der Hochzeit den Namen seiner Frau annahm, „voll integriert“ und „wie einen Sohn, mit Liebe, aufgenommen“ habe. Und die nach unzähligen Prozesstagen gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft ein „lebenslänglich“ für ihn forderte.

Das Gericht folgte diesem Antrag. Heiko V. sei auch nach Aussage der Gutachter voll schuldfähig gewesen. Mildernde Gründe, nur eine langjährige Haftstrafe zu verhängen, gebe es entgegen dem Plädoyer der Verteidigung nicht. Eine „besondere Schwere der Schuld“ verneinte Schmacke aber gleichfalls. Der Mörder sei „kein eiskalter Killer“ gewesen. Am Tag der Beerdigung seiner Frau zündete Heiko V. in der U-Haft eine Kerze für sie an.

Was den ehemaligen Kolonnenmeister bei Vulkan, der nach dem Konkurs der Werft zum Versicherungskaufmann umschulte, zum Mord verleitete, konnte das Gericht nicht klären. Offenbar wollte V. zunächst sich selbst umbringen. Im Freitod-Forum besorgte er sich Tipps, unter falschem Namen und mit einer hanebüchenen Geschichte tauchte er zweimal bei Bremer Ärzten auf, die ihm prompt starke Schlafmittel verschrieben. Die Tabletten rührte er sich in ein Joghurt ein – das anschließend sein Hund aufschleckte. Als seine Frau nach Hause kam und ein Streit entbrannte, änderte V. seinen Plan. Er holte die für sie bereits dekorierte Schale mit Joghurt aus dem Kühlschrank und löste die verbliebenen Tabletten darin auf. Den Zettel mit seinem Liebesbekenntnis ließ er stecken.

Er könne sie nicht um Verzeihung bitten, schrieb der Mörder einige Wochen nach der Tat an seine Schwiegermutter. Die antwortete im Schlussplädoyer von der Nebenklagebank aus: „Möge der Herrgott dir verzeihen.“ sim