Sextourismus
: Kinderschutz

taz: In welchen Ländern sind die Brennpunkte der internationalen Kinderprostitution?

Mechtild Maurer: Brasilien, Dominikanische Republik, aber auch die Mekong-Region in Asien, wo wir kaum noch hinterherkommen.

Was sind die Schwerpunkte der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung (Ecpat)?

Unser Code of Conducts – der „Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung“ – wird von Regierungen und auch von Hotels unterstützt. Sie fordern Nutzer ihrer Homepage bei der Buchung auf, den Code einzuhalten. Aber vor allem: Kinderpornografie ist als neuer Straftatbestand im Gesetzbuch integriert.

Bekommt Ecpat internationale Unterstützung?

Wir haben ein internationales Steuerungskomitee, das den Verhaltenskodex überwacht und evaluiert. In Brasilien hat die Banco del Nordeste den Code unterzeichnet. Alle Hotelinvestoren, die Gelder von der Bank wollen, müssen ihn unterzeichnen.

Wie reagieren die Familien der Kinder?

Wir hatten kürzlich einen Fall, bei dem alle Beteiligten gut mitgespielt haben – die Botschaft, das BKA, die Ecpat-Gruppe vor Ort: Die Mutter sollte eine Nebenklage zulassen, damit das Kind entschädigt wird. Sie lehnte es ab, weil sie von dem Verdächtigen Geld genommen hatte.

Wenn die Eltern nicht mitspielen, hat Ecpat keine Chance?

Wir bewegen uns in einem Milieu, wo es kaum elterliche Fürsorge für Kinder gibt. Kinder werden als Eigentum gesehen, das zur Einkommensverbesserung beiträgt. Es wird oft argumentiert: Ich hatte es ja auch nicht anders.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Reisebranche?

Wir versuchen intensiv mit Reisebüros zusammenzuarbeiten. Wir wissen, dass immer noch Hinweise für die Suche nach Mädchen und Frauen gegeben werden. Im brasilianischen Bundesstaat Nordeste Natal hat die Polizei in Kooperation mit dem Reiseveranstalter einen Flieger aus Amsterdam nicht landen lassen, in dem 100 Prozent Männer saßen. Die Hotelangaben ließen vermuten, dass die Passagiere alle ins Milieu abtauchen.

Der deutsche Bundesverband der Tourismusbranche will am 6. Dezember den Code unterzeichnen. Ist das ein entscheidender Schritt?

Mit der Unterschrift ist es nicht getan. Dann muss die seriöse Umsetzung beginnen. INTERVIEW: MAYER, KRESTA

Mechtild Maurer ist Geschäftsführerin von Ecpat Deutschland. www.ecpat.de