Sozialpsychologische Phrasen

betr.: „Im Schatten der Väter“ von Christian Schneider, taz.mag vom 19. 11. 05

Was – zum Teufel – ist denn „Philosemitismus“? Angeblich ein Antisemitismus mit umgekehrten Vorzeichen, und besonders verbreitet in der Generation der Achtundsechziger. Neu ist mir die These nicht, aber bis heute habe ich dazu nicht mehr als den allgemeinen Vorwurf gelesen. Leider steuert auch Christian Schneider nichts Neues bei.

Er zieht zwar schwer vom Leder („hoch ritualisiert und gegen Selbstreflexion abgeschirmt“), aber mehr als sozialpsychologische Phrasen finde ich leider nicht. Was meint er konkret? Ein echtes Beispiel bitte, das halbwegs typisch ist oder war!

Ich gehöre selbst der inkriminierten Generation an und war (nicht nur) seinerzeit in den entsprechenden Kreisen aktiv. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was mit Philosemitismus konkret gemeint sein soll. Wenn jemand seine Kinder nach biblischen Propheten nennt oder einen Davidstern um den Hals trägt, dann sehe ich das eher als Skurrilität. Rudi Dutschke hat seinen Sohn auf „Hosea Che“ getauft – war er deshalb ein Philosemit?

GERT HAUTSCH, Frankfurt am Main

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.