EU stimmt Kroatien-Beitritt zu: Dobrodošao, Nr. 28
Voraussichtlich ab dem Juli 2013 wird Kroatien als 28. Staat dem Kreis der EU-Mitglieder angehören. Der EU-Gipfel stellte dafür am Freitag die Weichen – und richtete einen Kontrollmechanismus ein.
BRÜSSEL afp | Dobrodošao, Hrvatska! Die EU heißt Kroatien als 28. Mitgliedsland willkommen. Der EU-Gipfel in Brüssel gab am Freitag – exakt 20 Jahre, nachdem Kroatien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt hatte – grünes Licht für den Beitritt. Das Balkanland wird nun voraussichtlich ab dem Juli 2013 dem Kreis der EU-Länder angehören.
Im Jahr 2005 hatte Kroatien die Beitrittsverhandlungen aufgenommen. Die EU-Kommission hatte vor zwei Wochen erklärt, der 4,4-Millionen-Einwohner-Staat erfülle alle Bedingungen für einen Beitritt und empfahl den Staats- und Regierungschefs die Aufnahme. Kroatien wäre nach Slowenien der zweite Nachfolgestaat Ex-Jugoslawiens, der EU-Mitglied wird.
Die Unterzeichnung eines Beitrittsvertrages soll noch "vor Jahresende" erfolgen, erklärte der EU-Gipfel. Gleichzeitig wird aber betont, dass Kroatien seine Reformbemühungen fortsetzen müsse, "insbesondere was den Justizbereich und die Grundrechte betrifft".
Dazu richtete der EU-Gipfel einen Kontrollmechanismus ein. Über diesen soll die EU-Kommission überwachen, dass Zagreb seine Zusagen bis zur Ratifizierung des Beitrittsvertrages gegenüber der EU einhält. In Kroatien selbst muss der Beitritt noch durch eine Volksabstimmung von der Bevölkerung gebilligt werden.
Nachdem der EU-Gipfel einen Beitritt Kroatiens empfohlen hat, stehen noch drei Kandidaten vor den Türen der Europäischen Union: Island hofft auf einen Beitritt schon 2012. Mazedonien hat seit 2005 Kandidatenstatus, die Verhandlungen liegen aber auf Eis. Und die Türkei ist aufgrund der Zypern-Frage und einer ausgeprägten Skepsis unter anderem in Deutschland ebenfalls ein Kandidat ohne konkretes Aufnahmedatum.
Zudem haben die Balkanstaaten Serbien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und das Kosovo mittel- bis langfristig eine "europäische Perspektive". Mit der Ergreifung des mutmaßlichen bosnisch-serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic im Mai hat Serbien eine jahrelange Forderung aus Brüssel erfüllt.
Leser*innenkommentare
thewatchman
Gast
Was haben bitte die Ausschreitungen bei einer Veranstaltung mit dem Beitritt zur EU zu tun? Was den friedlichen Protest gegen die Gay-Pride angeht: Das ist nunmal die Schattenseite der Demokratie! Nur weil es uns gerade nicht in den Kram passt, können wir die freie Meinungsäußerung nicht verbieten! DAS wäre doch uneuropäisch, oder? Es versteht sich natürlich von selbst, dass dies nur so lange gültig ist, bis Gesetze gebrochen werden. Ich bin mir aber sicher, dass sich Polizei und Justiz in Kroatien noch mit dem Thema beschäftigen werden und diejenigen, die sich daneben benommen haben, ihrer gerechten Strafe zuführen werden.
Was die Eintrittskarte "Kriegsverbrechertribunal" angeht, kann ich nur folgendes sagen: Kroatiens Messlatte war höher als die der meisten anderen Beitrittskandidaten der vergangenen Erweiterungen. Somit hat das Land weit mehr geleistet, als nur die Kooperation mit Den Haag.
blitva
Gast
Weder ist "dobrodosao" ein Verbum noch gibt es Serbokroatisch als Sprache mehr.
Und was die Ergreifung eines Kriegsverbrechers als Eintrittskarte betrifft: Es gibt andere Gründe, die gegen Kroatien sprechen. Die erste gay pride in Split vor zwei Wochen wurde von einem hasserfüllten xenophoben Mob faschistisch begrüßt und mit Steinen und Flaschen attackiert - das ist besorgniserregend! "Bringt alle Schwuchteln um!" hieß es da.
Die Gründe für die Aufnahme eines Landes in die EU sind eben nicht immer nachvollziehbar.
Matt
Gast
Unfassbar, dass sich Kroatien den Beitritt zur EU mit der Ergreifung eines Kriegsverbrechers erkauft hat. Soetwas sollte selbstverständlich sein; wer das als Eintrittskarte sieht, gehört nicht in unsere Wertegeminschaft.
palacinak
Gast
dobrodošLA hrvatska - "hrvatska" ist feminin, das verbum wird im serbokroatischen dem subjekt angepasst ;)