Herr Korol geht vom Netz

HETZE SPD-Politiker „überarbeitet“ nach Roma-feindlichen Äußerungen seine Website, darf aber bleiben

Öffentlich von seinen Roma-feindlichen Äußerungen im Internet distanzieren will sich der SPD-Abgeordnete Martin Korol zwar nicht. Auch von einer Entschuldigung ist nicht die Rede. Seine Homepage nahm er gestern dennoch vom Netz. „Mir ist an einer sachlichen Diskussion gelegen“, sagte der jüngst ins Parlament nachgerückte Korol der taz. Die Website werde „überarbeitet“, sagte er, in einer seiner neuen Rolle angemessenen Weise. Ob damit auch seine Forderung verschwindet, dass nur Abgeordneter werden dürfe, „wer über einen deutschen Schulabschluss verfügt“, ist unklar.

Ausgestanden ist die Debatte um ihn nicht: Am Freitag muss Korol sich dem SPD-Fraktionsvorstand erklären, kommenden Montag der gesamten Fraktion. Dort gab es zuletzt zwar „Empörung“, „Entsetzen“ und „extremen Ärger“, wie zu hören ist. Von einem Fraktionsausschluss ist bislang aber nicht die Rede, auch Rücktrittsforderungen blieben aus. Man wolle jedoch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, heißt es aus der Fraktion.

Der pensionierte Deutsch und Geschichtslehrer Korol (68), der sich selbst als Querdenker sieht, hatte Sinti und Roma pauschal vorgeworfen, „sozial und intellektuell“ noch „im Mittelalter“ zu leben, in einer „uralten patriarchalischen Gesellschaft“, in der Männer „keine Hemmungen“ hätten, „die Kinder zum Anschaffen statt zur Schule zu schicken, ihren Frauen die Zähne auszuschlagen und sich selber Stahlzähne zu gönnen“. Und weiter hieß es da: „Viele der jungen Männer schmelzen sich mit Klebstoffdünsten das Gehirn weg.“ Die Roma kämen „nicht aus politischen Gründen nach Bremen“, so Korol, sondern um hier „warm und trocken zu leben, sich satt essen zu können“. SPD-Landeschef Andreas Bovenschulte distanzierte sich umgehend, ebenso wie andere SPD-VertreterInnen.

Der Bremer Rat für Integration nannte ihn „inkompetent“ und „rücksichtslos“. Ein solches Verhalten „ist nicht tragbar und darf nicht toleriert werden“. Korol selbst sprach zunächst nur von „Missverständnissen“. Einwanderern steht er gleichwohl kritisch gegenüber: Frauen und Immigranten „übernehmen nun zunehmend die Macht im Lande, auch in Deutschland, auch in Bremen“, schrieb er auf seiner Website. Wo etwas zurückzunehmen sei, nehme er es zurück, sagte er am Montag allgemein – wo nicht bestehe er darauf.  mnz