Demo gegen geplantes Kohlekraftwerk

ENERGIE Umweltverbände protestieren gegen die Pläne des Chemieunternehmens Dow, in Stade ein neues Kohlekraftwerk zu bauen. Damit soll der Strom für die energieintensive Chlorproduktion erzeugt werden

Das neue Kraftwerk wird mehr Energie produzieren, als Dow benötigt

Das Chemieunternehmen Dow preist das geplante Kraftwerk in Stade als innovativ an. Umweltschützer sprechen dagegen von Klima-politischem Unsinn. Am Montag demonstrierten BUND, Greenpeace, Deutsche Umwelthilfe und andere Initiativen gegen die Pläne des Chlorproduzenten, ein mit Kohle, Wasserstoff und Biomasse betriebenes Kraftwerk an der Elbe zu errichten. In den kommenden vier Wochen liegt der Bebauungsplan im Rathaus aus. Bürger können in der Zeit Anregungen und Bedenken äußern.

„Unser Ziel ist die langfristige Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Stade“, sagte Dow-Sprecher Joachim Sellner. Der vergleichsweise hohe Strompreis in Deutschland sei ein Nachteil auf dem globalen Markt. Um Chlor aus Steinsalz zu gewinnen, benötigt das Werk große Mengen Energie. Es verbraucht im Jahr fünf Terawattstunden Strom, knapp ein Prozent des gesamten Verbrauchs in Deutschland. Ein Drittel des Bedarfs erzeugt ein eigenes Gas und Dampfkraftwerk, den Rest kauft Dow zu.

Das neue Kraftwerk soll künftig den gesamten Strombedarf der Fabrik decken. Mit einer elektrischen Nettoleistung von 840 Megawatt wird es mehr Energie produzieren, als Dow benötigt.

Es sei nicht nachzuvollziehen, wieso die Stadt das Projekt unterstütze, meinte Silke Hemke vom BUND-Kreisverband. „Mit bis zu 5 Millionen Tonnen CO2 jährlich würde das Dow-Kohlekraftwerk die Treibhausgasemissionen der Region auf einen Schlag mehr als verzehnfachen.“

1.500 Mitarbeiter beschäftigt das Stader Werk, das Europas größter Chlorhersteller ist. Für Stades Ersten Stadtrat Dirk Kraska ist das ein wichtiges Argument für den Bau des Kraftwerks. „Das Werk ist von einer eigenen Energiepolitik abhängig und damit auch die Arbeitsplätze. Das hindert uns als Stadt aber nicht daran, ein objektives Urteil zu fällen.“

Wenn die Verwaltung alle Einwände gegen den Bebauungsplan geprüft hat, wird sich der Rat erneut damit befassen und diesen endgültig beschließen. Erst dann können die Genehmigungsverfahren beginnen. Dow-Sprecher Sellner rechnet damit, dass der Bau auf dem Fabrikgelände frühstens in zwei Jahren starten könnte.  (dpa)